Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa Frank

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Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman - Marisa Frank Fürstenkrone

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Moment schwieg die Oberin. Dann begann sie vorsichtig:

      »Ich habe Angelina sehr in mein Herz geschlossen. Wie alle hier, die sie kannten. Sie ist mir wie eine Enkeltochter. Darum mißverstehen Sie mich nicht, wenn ich Sie nun frage: Geht Ihr Interesse an Angelina noch weiter?«

      Ansgar zögerte einen Moment, dann sagte er leise, seine Stimme klang rauh: »Sehr weit.«

      »Sie wollen ihr helfen, daß sie ihr Erbe wieder erhält?«

      Ansgar räusperte sich.

      »Nicht nur das. Ich möchte auch aller Welt beweisen, daß es sich um ein böses Gerücht handelt, was ihre geistige Behinderung angeht. Ob Sie mir dabei helfen können?«

      »Gerne. Jederzeit. Ich werde nicht nur selbst eine Bestätigung der hohen Intelligenz des Mädchens schreiben. Ich werde auch unseren alten Schularzt, der sich garantiert gut an Angelina erinnert – so ein Mädchen vergißt man nicht so leicht – darum bitten, mir ein entsprechendes Gutachten auszustellen.«

      »Das wäre wunderbar. Vielen Dank!« Ansgar gab der Oberin seine Anschrift und Adresse und die Telefonnummer des Blumengeschäftes ›Rosengarten‹.

      »Ich besuche Angelina, sobald ich von hier weg kann. Wenn möglich, schon am kommenden Wochenende«, versprach die Oberin. Und dann fragte sie mit einem kleinen Lachen: »Ist das alles? Andere Interessen haben Sie nicht?« Und als Ansgar schwieg: »Sie müssen mir nichts sagen. Verzeihen Sie die Neugierde einer alten Frau, die sich Glück und Liebe für ein Mädchen wünscht, das es so bitter schwer hat und es so sehr verdient.«

      Ansgar räusperte sich, dann sagte er:

      »Doch, ich wünsche mir noch weit mehr. Ich meine, das Geld interessiert mich nicht. Ich habe selbst genug. Aber Angelina! Ich würde sie gern heiraten, aber sie läßt sich ja nicht einmal zum Essen einladen. Sie läßt sich nicht einmal sehen. Es ist – es kann natürlich sein…«

      »Ja?« fragte die Oberin gespannt.

      »Vielleicht bin ich ihr zu alt. Sie ist erst Anfang Zwanzig und ich bin immerhin schon fünfunddreißig.«

      Auf diese Aussage hin drang helles, geradezu jungmädchenhaftes Gelächter durch das Telefon.

      »Mein lieber Herr von Hohenried«, sagte die Oberin, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte. »Sie werden sich doch jetzt nicht auch noch unbegründete Komplexe zulegen?«

      Ansgar mußte über sich selbst schmunzeln.

      »Sie haben recht. Vielleicht ist es in diesem Fall ganz gut, daß ich ein wenig älter bin.«

      »So, das klingt schon besser«, fand die Klosterfrau. »Ich glaube, Sie wissen gar nicht, wie sehr ich mich über Ihren Anruf gefreut habe. Und wie sehr sich alle mit mir freuen werden, die Angelina noch gekannt haben. Ich kann mich doch darauf verlassen, daß, wann immer Sie Hilfe oder Rat brauchen oder mir auch nur irgendwelche Neuigkeiten mitteilen wollen, Sie mich anrufen werden?«

      »Ich verspreche es«, versicherte Ansgar. »Und ich würde mich freuen, wenn wir uns auch persönlich kennenlernen würden. Sie sind als Gast jederzeit auf Hohenried willkommen.«

      »Vielen Dank. Das ist sehr freundlich. Vielleicht…« Er konnte ihr verschmitztes Lächeln nicht sehen, »besuche ich Sie einmal zusammen mit Angelina.«

      Nachdem die Mutter Oberin aufgelegt hatte, kniete sie sich auf ihren Betschemel, der in der Ecke ihres Büros vor einem schönen alten Kruzifix stand.

      »Danke«, flüsterte sie immer wieder, »danke! Und wenn dieser Mann der Richtige für Angelina ist, lasse sie zusammenfinden.« Denn obgleich die Oberin promovierte Chemikerin war, glaubte sie nicht nur an die Geschichte von der passenden Chemie, sondern vor allem daran, daß glückliche Ehen im Himmel geschlossen werden.

      Ansgar aber legte nur kurz auf, um sofort seinen Freund und Familien-Anwalt anzurufen, wobei es sich freilich nicht um den Society-Anwalt Herrenberg handelte. Er vereinbarte mit ihm einen Termin in einer äußerst dringenden Angelegenheit.

      Der Rat, den er erhielt, gefiel ihm übrigens ausgezeichnet.

      *

      »Du willst diese grauenhaften Herrenbergs einladen?« fragte seine Mutter ungläubig, als er die Namen der ganzen Familie Herrenberg, einschließlich des Grafen von Holsten auf die Gästeliste setzte.

      »Allerdings. Die ganze Sippschaft«, erwiderte Ansgar und lachte.

      »Kannst du das verstehen?« Gertrud wandte sich an ihren Mann.

      »Wenn ich es so höre, nein! Aber ich bin sicher, daß Ansgar sich etwas dabei denkt. Außerdem weiß ich überhaupt nichts von einem geplanten Fest«, schloß Otto Hohenried und vertiefte sich wieder in die Morgenzeitung.

      »Männer!« sagte seine Frau empört und wollte von Ansgar Näheres wissen.

      »Ich muß erst sehen, ob mein Vorhaben durchführbar ist«, wehrte er ab, und seine Mutter gab sich wohl oder übel damit zufrieden.

      Ungefähr zur gleichen Zeit rief die Oberin im Blumengeschäft ›Rosengarten‹ an. Buchner hob ab und war so verblüfft, als sie sich meldete, daß er zweimal nachfragte. Dann wendete er sich Angelina zu, die ihn mit fragendem Gesicht beobachtet hatte.

      »Die Frau Oberin! Aus Ihrem Internat!« rief er.

      Mit einem Freudenruf nahm ihm Angelina den Hörer aus der Hand.

      »Was für eine wundervolle Überraschung. Liebe Mutter Oberin, wie geht es Ihnen?«

      »Seit ich deine Adresse habe, geht es mir gut, meine liebe Angelina«, erwiderte sie, gerührt, daß auch kein Hauch von Vorwurf über Angelinas Lippen kam.

      »Sie hatten meine Adresse nicht? Aber…«

      »Ja, ich weiß, mein Kind. Aber ich habe mehrmals geschrieben, übrigens auch einige der Klassenkameradinnen. Ich habe auch versucht, dich telefonisch zu erreichen, wir sind nie durchgekommen, und haben auch nie von dir gehört. Du warst wie vom Erdboden verschluckt.«

      »Oh«, sagte Angelina nur traurig. Es war nicht schwer zu erraten, wer diesen Kontakt unterbunden hatte.

      »Ja, mein liebes Kind. Ich habe gehört, was man dir alles angetan hat, und ich bin von Herzen froh, daß Dr. von Hohenried sich an mich gewendet hat.«

      »Hohenried?« Angelina konnte es irgendwie nicht glauben.

      »Ja. Er mag dich sehr«, erwiderte die Oberin mit einem Lächeln, das Angelina erraten, aber nicht ahnen konnte.

      Sie schwieg eine Weile und meinte schließlich: »Ja, ich glaube, ich tue ihm leid.«

      »Was für ein Unsinn«, war die ungehaltene Antwort. »Natürlich tust du ihm leid. Genau wie du mir leid tust. Aber außerdem habe ich dich ins Herz geschlossen wie eine Enkelin, und er, nun, er ist ziemlich verliebt in dich.«

      Angelina schwieg. Es erschien ihr unfaßbar. Und plötzlich hatte sie Angst. Ob die Mutter Oberin etwas von solchen Dingen verstand? Die erriet ihre Gedanken.

      »Ach, mein liebes Kind. Um von Liebe etwas zu verstehen,

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