Fiona - Reloaded. Zsolt Majsai
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Grauhaar sieht auf, als ich ihr Versteck betrete. Hier brennt ein kleines Feuer, doch dieser Raum hat keine Fenster. Es ist ungefährlich.
„Weißt du, wer so geschrien hat?“
Ich gehe zu ihr und setze mich neben ihr ans Feuer. Dann halte ich die Flasche hoch.
„Ich habe Wein.“
„Von dem Alten?“
„Er ist tot. Sie haben ihn getötet.“
Grauhaar mustert mich nachdenklich.
„Das waren nicht seine Schreie.“
„Ich habe die Männer getötet, die ihn getötet haben.“
Sie sieht bestimmt die Blutflecken an meinem Kleid.
„Wie viele waren es?“
„Drei.“
„Und du hast sie getötet? Alle drei?“
„Ja.“
Grauhaars Gesichtsausdruck verändert sich, aber ich verstehe nicht, was er bedeutet.
„Ich würde zu gerne wissen, wer du wirklich bist“, murmelt sie.
„Ich auch“, erwidere ich. „Trinken wir jetzt den Wein?“
Grauhaar nickt. „Ja. Der Alte wird bestimmt nichts dagegen haben.“
„Er ist tot.“
„Ja.“ Sie nimmt die Flasche und trinkt aus ihr. „Er ist tot, du sagst es.“
Ich beobachte sie beim Trinken. Und frage mich, warum sie das sagt. Eigentlich war es gar nicht so schwer, die drei Männer zu töten. Ob Grauhaar das spürt und sich deswegen so seltsam verhält?
Ich beschließe, dass es mir egal ist. Jetzt ist nur wichtig, vom Wein zu trinken.
Dann geht es mir gut.
Zumindest für kurze Zeit.
Kyo.
Kyo klingt gut. Das ist mein neuer Name. Sicher nicht mein richtiger. Aber irgendein Name ist besser als gar kein Name.
Grauhaar hat ihn mir gegeben. Weil ich kämpfen kann wie ein Kyo, die wilde Raubkatze. Da hat sie wohl recht. Der Name fällt ihr ein, nachdem ich ihr endlich erzähle, was in der Hütte vom Alten passiert ist.
Ja, Kyo klingt gut. Gefällt mir.
Es ist noch nicht viel Zeit seit dem letzten Gongschlag, der die Helligkeit verkündet hat, vergangen. Ich beeile mich, denn ich habe viel vor und muss es schaffen, bevor es wieder dunkel wird. Die Zeit zwischen den Gongschlägen ist immer gleich lang, sagt die Alte. Ich bin mir da nicht so sicher, aber es kann schon sein, dass ich es nur unterschiedlich empfinde, je nachdem, was ich tue.
Als Erstes gehe ich zum Fluss. Ich will mich waschen. Bisher dachte ich, ich sollte lieber stinken und hässlich sein. Dann wollen die Männer mich nicht als Frau. Aber anscheinend ist es den Männern egal, wenn eine Frau stinkt und hässlich ist. Also kann ich mich ja auch waschen. Vielleicht hört dann das Jucken auf. Die Alte meinte, dass es aufhören wird.
Ich ziehe das Kleid aus und gehe ins Wasser. Das Kleid nehme ich mit, es stinkt auch. Ihm ist das zwar egal, aber mir nicht. Ich tauche unter, dann schwimme ich am Ufer entlang hin und her. Schließlich gehe ich wieder aus dem Wasser raus und ziehe das nasse Kleid an. Fühlt sich unangenehm an, wie sonst nach einem Regen. Zum Glück regnet es nur in jeder fünften Num, aber dann durchgehend, im Hellen und im Dunkeln. In so einer Num vermeide ich das Rausgehen.
Heute ist es jedenfalls schön warm und trocken.
Ich fülle die beiden Kannen mit Wasser, die ich mitgebracht habe. Eine ist für Grauhaar. Die stelle ich im Hauseingang ab, bringe meine Kanne in mein Versteck, dann hole ich die zweite Kanne und gehe zu Grauhaar.
Sie liegt neben dem Feuer auf dem Rücken. Mit offenen Augen. Ich stelle die Kanne hastig ab und laufe zu ihr.
„Grauhaar!“
Sie blickt mich an. „Da bist du ja. Kyo. Kyo ist ein schöner Name!“
„Er gefällt mir auch“, erwidere ich und setze mich, erleichtert, dass sie nicht tot ist.
„Wo warst du?“
„Am Fluss. Gebadet. Und Wasser geholt. Und das habe ich dir doch gesagt, dass ich das machen will.“
„Ach ja, stimmt. Habe es vergessen.“
Ich mustere sie. Sie hat viel mehr Wein getrunken als ich und anscheinend geht es ihr immer noch gut. Ich hatte vorhin Kopfschmerzen, aber die sind inzwischen weg.
„Ich glaube, ich bin betrunken“, sagt sie und grinst.
„Betrunken?“
„Vom Wein! Ich habe zu viel getrunken!“
„Das nennt man betrunken? Wenn man sich gut fühlt?“
Grauhaar lacht auf. „So nennst du es? Du hast recht, ich fühle mich auch gut! Richtig gut!“
Das glaube ich ihr gerade nicht. Ihre Augen sagen etwas Anderes. Vielleicht glaubt man nur, dass man sich gut fühlt, wenn man betrunken ist. In Wirklichkeit ist das eine Lüge. Ich sollte keinen Wein mehr trinken.
„Sie haben sie getötet“, sagt sie plötzlich. „Einfach so getötet!“ Sie stiert mich an.
„Wer hat wen getötet?“ Ich blicke mich verwirrt um, denn wir sind allein, und mir ist vorhin, als ich kam, nichts Verdächtiges aufgefallen. Ich hätte es gesehen, wenn Leichen herumgelegen hätten. Wovon redet sie also?
„Meine Familie. Sie haben meine Familie getötet. Meinen Mann. Meine Kinder. Alle haben sie getötet! Einfach abgeschlachtet haben sie sie!“
„Wer?“
„Die Soldaten. Ich glaube, es waren Soldaten. Nicht unsere. Die aus dem Nachbarland. Sie hätten gar nicht da sein dürfen. Waren sie aber.“ Grauhaar beugt sich vor und zeigt auf mich. „Grenzüberfall. Unsere Soldaten machen das, ihre Soldaten machen das. Dreckschweine!“
„Aha“, erwidere ich. Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll. Ich habe keine Ahnung, wovon sie redet. Außer, dass jemand irgendwann ihre Familie getötet hat. Deswegen versteckt sie sich ja hier. Aber wo ist die Grenze?
„Die Samenfrau hat gesagt, dass das passieren wird. Dass ich alleine überleben werde. Ich habe sie ausgelacht. Hach!“ Sie richtet sich auf. „Ich habe sie ausgelacht! Ich habe laut und schallend gelacht!“ Und sie macht es vor. Klingt nicht fröhlich. Dann beginnt sie plötzlich zu weinen.
Was mache ich jetzt?
Schließlich stehe ich auf, gehe um das Feuer herum und setze