Fiona - Reloaded. Zsolt Majsai
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
„Ich bin schon alt“, sagt er und lacht leise. „Wohl zu alt für dich.“
„Ich bin für alle zu alt“, erwidere ich hastig. Ich hätte mich nicht neben ihn setzen sollen.
„Oh, du brauchst von mir nichts zu befürchten. Ich bin nur ein alter Mann, der hier auf sein Ende wartet.“
„Ein blinder, alter Narr!“, ruft jemand aus der Dunkelheit. „Und jetzt seid still, wir wollen schlafen!“
Er ist blind? Ich halte den Atem an und schäme mich.
„Lass ihn reden“, sagt der Alte und lacht leise in sich hinein. „Er hat einen großen Mund, aber wenn es darauf ankommt, hört man nichts von ihm.“
„Sei bloß still!“, ruft die Stimme von vorhin.
„Es wäre besser, du würdest endlich dein Maul halten!“, erwidere ich laut.
Jemand lacht, aber der mit dem großen Mund scheint wirklich ein Feigling zu sein. Jedenfalls sagt er gar nichts mehr.
„Warum sperren sie einen alten, blinden Mann hier ein?“, erkundige ich mich.
„Weil ich gebettelt habe. Und das passt dem feinen Lord nicht, in seiner schönen Stadt Iokya hat niemand zu betteln. Dann sollte er halt seinen Leuten genug zu essen geben!“ Er lacht wieder, aber es klingt nicht fröhlich.
„Welchem Lord?“
„Na, unserem Lord.“
„Ich kenne unseren Lord nicht. Was ist ein Lord?“
„Du weißt nicht, was ein Lord ist? Wo kommst du her?“
Ich schweige. Woher soll ich das denn wissen? Und dass ich mich nicht erinnere, will ich hier nicht laut sagen. Also schweige ich lieber.
„Ein Lord ist jemand, dem eine Stadt gehört. Sie gehört ihm nicht wirklich, aber er verwaltet sie für den König. Lord Sakumo verwaltet Iokya für König Askan. Von König Askan hast du aber schon gehört?“
„Nein.“
Jetzt schweigt er. Er schweigt so lange, dass ich einschlafe. Nur kurz. Glaube ich. Ich sehe Menschen mit aufgeschnittenen Bäuchen oder abgeschnittenen Händen. Grauhaar hat erzählt, dass Diebe bestraft werden, indem sie ihnen die Hände abschneiden.
Dann schreit jemand und ich schrecke auf. Es ist draußen wieder hell, also habe ich länger geschlafen und geträumt. Doch das Schreien habe ich nicht geträumt, denn ich höre es immer noch.
Ich sehe mich um. Jetzt kann ich erkennen, dass ich in einem Verlies bin. So nannte Grauhaar die Orte im Kerker. Mit etwa 20 anderen Leuten, von denen die meisten auch an der Wand sitzen oder liegen.
Aber nicht alle. Eine Frau liegt halb auf dem Boden, sie blutet am Kopf. Sie ist diejenige, die schreit. Und sie schlägt auf einen dreckigen Mann ein, der ähnlich gekleidet ist wie die drei aus der Hütte des Alten. Er hockt halb auf einem Mädchen, das deutlich jünger ist als ich oder die blutende Frau. Dann verstehe ich endlich ihr Geschrei. Sie schreit, dass er ihre Tochter in Ruhe lassen soll. Und ich sehe, dass der Rock des Mädchens zerrissen ist und er gerade sein Ding rausholt.
„Tue das nicht“, sagt der blinde, alte Mann.
Woher weiß er, was ich vorhabe?
Ich springe auf, als Einzige. Die anderen blicken weg. Obwohl der dreckige Kerl das Mädchen gegen seinen Willen nehmen will. Wie mich damals ein anderer, dreckiger Kerl, dem ich die Nase abgebissen hatte. Und dann mit dem Messer sein Ding abgeschnitten. Der wird nie wieder ein Mädchen nehmen.
Und dieser hier auch nicht! Ich werfe mich auf ihn, wir fallen beide auf den Boden. Ich drehe mich hastig um, doch dieser Kerl scheint kampferfahren zu sein. Er ist bereits auf den Knien und schlägt mir die Faust ins Gesicht. Ich falle nach hinten.
„Du bist ja noch besser als die Kleine“, sagt er und lacht, während er mich zu sich zerrt und auf den Bauch dreht. Mit einer Hand umfasst er meine Handgelenke, mit der anderen schiebt er mein Kleid hoch. Dann legt er sich auf mich und drückt sein Ding in mich hinein.
Ich stöhne vor Schmerz auf und merke gleichzeitig, dass ich wieder zu mir komme. Meine Hände hält er mit einer Hand auf dem Rücken fest, mit der anderen Hand stützt er sich neben mir ab. Sein Unterleib geht auf und ab. Ich spüre etwas Nasses zwischen meinen Beinen. Wahrscheinlich Blut, wie beim letzten Mal auch. Mein Blut.
Mit einer wilden, ruckartigen Bewegung drehe ich mich zu seiner Hand hin, die neben mir aufliegt. Er schreit auf und rollt sich ab. Wie gut, dass ich von Raun gelernt habe, dass ich Männern wehtun kann. Ihr Ding ist ziemlich empfindlich. Gut für mich.
Ich drehe mich von dem schreienden Mann weg, bis ich gegen irgendwelche Füße stoße. Doch als ich mich aufrichten will, werde ich von dem Dreckigen wieder auf den Boden gedrückt, und er beginnt, auf mich einzuschlagen. Ich halte die Arme vor das Gesicht, ziehe beide Beine an und stoße ihn mit den Füßen weg.
Er hebt kurz ab, dann prallt er gegen eine Wand. Es macht ein seltsames Geräusch, als auch sein Kopf die Wand berührt, dann sackt der Körper in sich zusammen.
Ich krieche auf allen Vieren zu ihm. Er rührt sich nicht, aber er atmet noch. Ich setze mich auf seine Brust, packe mit beiden Händen seine Haare und beginne, den Kopf gegen den Boden zu schlagen. Zuerst macht es ein hartes Geräusch, aber dann wird es immer weicher. Genau wie sein Kopf. Blut und noch etwas verteilt sich auf dem Boden.
Ich höre erst auf, als sein Kopf in meinen Händen breiartig geworden ist. Ich starre in das, was mal sein Gesicht gewesen ist. Irgendwie sieht es verrutscht aus. Wie ein Lappen.
Dann geht die Tür auf und zwei Männer stürmen herein. Die anderen weichen alle zurück. Die beiden interessieren sich aber nur für mich. Ich vermute, sie sind Wärter.
„Was ist denn hier los?“, fragt einer entgeistert und betrachtet die Reste von dem Dreckigen.
„Er wollte mich nehmen. Ohne meine Erlaubnis“, erwidere ich. Die Sache ist eindeutig: Er war böse, ich habe mich gewehrt. Vielleicht holen sie mich sogar raus?
„Das glaube ich einfach nicht“, sagt der andere. „Los, wir nehmen sie mit. Und ihr alle, wenn ihr auch nur einen Laut von euch gibt, holen wir den Nächsten!“
Das hört sich nicht gut an. Ich will mich aufrichten, doch der Erste packt mich an den Haaren und zerrt mich nach draußen. Ich verliere das Gleichgewicht und schaffe es nicht, auf die Füße zu kommen, während er mich hinter sich herzieht.
Ich höre meine eigenen Schreie, während ich durch enge Korridore geschleift werde. Dann geht es eine Treppe hinauf. Mehrmals stoße ich mit Kopf oder Beinen gegen die harten Stufen, was mir Kraft und Atem raubt.
Als er mich endlich loslässt, bleibe ich keuchend liegen.
„Eigentlich schade um sie“, sagt derjenige, der mich hinter sich hergezogen hat.
Der andere lacht und schiebt mit dem Fuß meine Beine auseinander.
„Was hat sie eigentlich getan?“, fragt er dabei.
„Hat