Fiona - Leben. Zsolt Majsai
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Fiona - Leben - Zsolt Majsai страница 6
„Einen Kaffee könnte ich vertragen. Aber erst nach der Fütterung des Raubtiers.“ Ich setze mich neben meiner Mutter auf die Couch, schiebe Pullover und BH hoch und betrachte lächelnd meine Tochter beim Trinken.
„Sie ist so süß“, sagt meine Mutter und sieht Sandra verliebt an.
„Meins!“
„Schon gut, schon gut. Ich bin glücklich, wenn ich mich ab und zu um sie kümmern darf.“
„Mal sehen, ob du das in 15 Jahren immer noch so denkst“, erwidere ich.
„Ganz sicher.“
„Und wenn sie wird wie ich?“
„Dann erst recht.“
Zack. Sowohl meine Frage als auch die Antwort darauf treffen mich unvorbereitet. Sandra starrt mich erschrocken an, ich habe Mühe, sie zu beruhigen und zu animieren weiterzutrinken. Wenigstens kann ich dabei auch selbst die Beherrschung wiedererlangen.
Natürlich ist es meiner Mutter nicht entgangen, was sie ausgelöst hat. Sie ist aber feinfühlig genug, nicht weiter darauf einzugehen.
Wir schweigen, bis mein Vater mit dem Kaffee kommt. Und danach schweigen wir auch, ich mit Tochter auf der Couch und umrahmt von meinen Eltern. Ein ganz, ganz seltsames Gefühl.
Erst als Sandra fertig ist und ich meine Kleidung wieder gerichtet habe, reicht mir mein Vater den Kaffee, den ich gierig trinke. Mir fällt plötzlich der Whisky ein, aber nun ist es zu spät.
„War deine Reise erfolgreich?“, erkundigt sich mein Vater.
„Oh ja, das war sie.“
„Du warst aber nicht auf Geschäftsreise.“ Keine Frage, sondern eine Feststellung.
„Wie man es nimmt.“ Meine Tochter steht auf meinen Beinen und lacht mich an. Ich bin erst einmal damit beschäftigt, in einen Lachwettstreit mit ihr zu treten. Danach fahre ich fort. „Ich war im Irak.“
„Im Irak?“, wiederholt meine Mutter. „Was hast du denn da gemacht?“
„Eine Störung des Gleichgewichts beseitigt.“
Mein Vater versteht schneller, aber dann gefriert auch der Gesichtsausdruck meiner Mutter. „Aber … ist das nicht gefährlich?“
„Ich wurde hingerichtet mit zwei Kopfschüssen“, erwidere ich in einer Tonlage, als würde ich über Kuchenessen sprechen, denn Sandra untersucht gerade meine Stirn und den Haaransatz. Letzteres ist etwas schmerzhaft. „Junge Dame! Das sind meine Haare! – Dadurch kam ich an … mein Zielobjekt dran. Er wird sich von den Kopfschüssen nicht erholen.“
„Du hast … du hast …“
„Barbara!“, unterbricht sie mein Vater freundlich, aber nachdrücklich.
„Schon gut. Ich war nur … bin … etwas geschockt.“
„Man muss sich erst daran gewöhnen, dass unsere Tochter als Racheengel unterwegs ist und Menschen im Auftrag Gottes tötet“, bemerkt mein Vater.
„Mit Rache hat das nichts zu tun“, entgegne ich, Sandra sanft davon überzeugend, dass es wirklich, wirklich meine Haare sind. „Und auch nicht im Auftrag Gottes. Gott ist es scheißegal, was wir hier so treiben.“
„Red doch nicht so über Gott“, sagt meine Mutter entsetzt.
„Warum denn nicht? Es ist die Wahrheit. Gott hat seine Hausmeistergilde, die sind für Ordnung zuständig. Und der hiesige Hausmeister hat unter anderem mich auserkoren.“
„Wenn das die Menschen erfahren würden, dann brächen sofort alle Religionen zusammen und Frieden kehrte ein.“
Ich starre meinen Vater entgeistert an. „Wieso sollten sie das glauben? Sie glauben ja nicht einmal viel leichter zu verdauende Sachen, zum Beispiel die einfache Tatsache, dass jeder Mensch selbst denken darf.“
„Das ist zynisch“, stellt meine Mutter fest.
„Ach was. Ich und zynisch?“ Ich setze Sandra auf meinen Schoß, so kommt sie nicht an meine Haare dran. Komisch, wie weh das tun kann, wenn so ein Kind an den Haaren zerrt. Einer Fortsetzung der lästigen Diskussion entgehe ich zum Glück, Danny und, mit etwas Verspätung, James stürmen das Wohnzimmer. Ich bringe Sandra vor Danny in Sicherheit und kriege dafür die Zungenküsse ab. Zum Ausgleich auch den Kuss von James. Einen Kuss. Einen zweiten bekommt Sandra.
„Bleibt ihr zum Abendessen?“, erkundigt sich mein Vater.
„Nein, heute nicht. Vielleicht morgen?“, schlage ich vor, bevor mein geliebter Ehemann reagieren kann.
„In Ordnung, morgen bei uns. Gegen acht?“
Wir einigen uns auf acht Uhr, dann gehen wir rüber in unser Heim. Während James ein kleines Abendessen zubereitet, bade ich Sandra und bringe sie danach ins Bett.
Ich ziehe mich aus, stopfe alles in die Schmutzwäsche und streife ein T-Shirt über. James zieht kurz eine Augenbraue hoch, als er das sieht, enthält sich aber eines Kommentars.
Beim Abendessen schweigen wir uns an. Ab und zu mustert James mich und sieht fast so aus, als wollte er was sagen. Aber nur fast. Ich setze mich danach auf die Couch und mache den Fernseher an. James kommt einige Minuten später mit einer Flasche Wein nach, öffnet sie routiniert, schenkt in zwei Gläser ein und reicht mir eins, während er sich neben mich setzt.
„Wie war dein Auftrag?“
„Es war kein Auftrag. Ich habe selbst entschieden, den Kerl zu töten.“
„Dann: Wie war deine Entscheidung?“
Ich betrachte ihn nachdenklich. Da sitze ich im kurzen T-Shirt, die nackten Beine angewinkelt hochgezogen, und der Kerl sitzt völlig ungerührt neben mir.
„Blutig“, erwidere ich knapp.
„Also wie üblich.“
„Jaaames …“
„Auf jeden Fall.“ Damit bringt er mich zum Lachen, und das weiß er auch genau. Ich proste ihm zu und trinke mein Glas leer. „Das ist Rotwein aus Frankreich!“, ruft er entgeistert.
„Jetzt nicht mehr. Jetzt ist er Rotwein auf dem Weg in meinen Bauch. Hier, schau.“ Ich ziehe mein T-Shirt bis zum Kinn hoch und zeige mit dem Finger, wo der Wein hinunterläuft. Seine Reaktion würde jeder Steinstatue Ehre machen.
„James, was ist los?“
„Im Moment nichts.“
„Ja, das sehe ich auch. Aber was ist der Grund?“
„Lass uns fernsehen.“
„James!“ Ich springe wütend auf und stelle mich zwischen ihn und den Fernseher. „Das ist nicht dein Ernst? Kannst du dich überhaupt noch