Mami Bestseller 3 – Familienroman. Jutta von Kampen
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Nie würde er den Moment vergessen, als er im Kreißsaal vor der armen, toten Irma stand und ihm die Hebamme das Baby in den Arm drückte.
Okay, sagte er in Gedanken zu Irma und hoffte, dass sie es hörte, wo immer sie jetzt war, du hast es geschafft: Ich nehme ihn! Er kann ja nichts dafür!
Seine Eltern waren nicht übermäßig begeistert – aber dass man ihnen nachsagte, sie hätten ihr Enkelkind nicht akzeptiert, das wollten sie auch nicht! Zudem waren alle überzeugt, dass Ernst in absehbarer Zeit eine fesche und tüchtige Person heiraten würde. Es gab ja genug Interessentinnen.
Aber wie das so ist: Die jungen Frauen, die eventuell infrage gekommen wären, waren nicht an dem kleinen Stefan interessiert. Sie fanden, seine Großmutter könnte weiter für ihn sorgen, wie sie es von Anfang an getan hatte, wenn er beruflich verhindert war.
Doch da hatten sie nicht mit Ernst gerechnet! Auch wenn er nicht bereit gewesen war, sich durch einen Trick fangen zu lassen – er war ein guter, ja, ein begeisterter Vater! Und je größer Stefan wurde, umso mehr unternahm er mit ihm. Wenn er ein Mädchen kennenlernte, das ihm etwas besser gefiel, dann unternahm er etwas mit ihr – und Stefan. Anfangs schob er den Kinderwagen durch den Park, und sie lief nebenher, später lud er sie ins Kasperltheater ein oder in den Zoo – und je nach dem, was Stefan zu ihr sagte, bzw. sie zu ihm, traf er sie wieder oder, meistens, nicht!
Inzwischen war Stefan viereinhalb Jahre alt und Ernst zweiunddreißig. Seine Eltern machten sich schon Gedanken, schließlich war es für die Oma inzwischen recht anstrengend mit dem lebhaften Buben, auch wenn er fünf Tage die Woche im Kindergarten war.
Meistens, so auch heute, wenn Ernst Zeit und weder theoretischen noch praktischen Fahrunterricht hatte, holte er Stefan vom Kindergarten ab und unternahm, je nach Wetter, etwas mit ihm. Sein Sohn sollte wissen, dass er sich immer Zeit für ihn nahm, wenn es einigermaßen möglich war.
»Servus, Papi!«, schrie Stefan und winkte ihm zu, als er ihn entdeckte. »Was machen wir heute?«
»Wir gehen auf den Spielplatz, weißt du, den mit der tollen Rutsche«, schlug Ernst vor.
»Ach nein!«, protestierte Stefan und schob die Unterlippe vor.
»Dann gehen wir heim. Ich habe heute Abend noch Unterricht.«
»Ach so!« Ein abgrundtiefer Seufzer. »Na schön!«
Der Spielplatz befand sich unweit der Fahrschule, und eigentlich war er wirklich schön, besonders die Rutsche!
*
Als die Mami gar nicht aufhören wollte zu weinen, stupste Rosali sie vorsichtig an: »Mami, können wir nicht was anderes tun?«
Was anderes als weinen! Unwillkürlich musste Vivian lachen.
»Klar«, erwiderte sie, »du hast ganz recht! Es bringt überhaupt nichts, und außerdem sind wir ja beide froh, nicht wahr?«
Sie schluckte heftig, weil die Tränen ihr schon wieder in den Augen brannten, doch es gelang ihr zu lächeln, als ihre Tochter zufrieden fand: »Eben!«
»Und was schlägst du vor?«
»Gehen wir auf den Spielplatz, weißt du: Den mit der tollen Rutsche!«
Das war nicht gerade der nächste Weg, aber was sollte es!
Vivian zog ihre Jeansjacke an und Rosali die gleiche in Klein, und dann zogen sie los.
Um die Zeit war auf dem Spielplatz nicht mehr viel los. Die Frauen waren mit ihren Kindern heimgegangen, um das Abendessen für ihre Männer und die größeren Kinder vorzubereiten. Das hatte meistens den Vorteil, dass die allgemein beliebte Rutsche frei war.
Aber heute war das nicht der Fall!
Da war ein Vater mit seinem Sohn, und der rutschte jauchzend mal kopfüber, mal auf dem Bauch, mal auf dem Rücken herunter.
»Ich will auch mal!«, sagte Rosali empört, weil Vater und Sohn sie beide überhaupt nicht zur Kenntnis nahmen.
Ernst schaute sich um – und sah zuerst Vivian.
Donnerwetter …
»Komm, Stefan, lass mal die junge Dame!«, forderte er seinen Sohn auf.
Der warf Rosali einen ablehnenden Blick zu. Eigentlich hatte der blonde Bub ihr ganz gut gefallen. Aber er sollte sich nur nichts einbilden. Rosali streckte ihm die Zunge heraus, das hatte heute schon einmal Erfolg gehabt.
»Halt!« Ernst hielt seinen Sohn am Kragen fest. »Man haut Mädchen nicht!«
»Sie hat –«, begann der empört.
»Man streckt auch jungen Herren nicht die Zunge heraus!«, tadelte Vivian lachend ihre Tochter. »Schon gar nicht, wenn man will, dass sie einem die Rutsche überlassen!« Sie lächelte den jungen Mann an, der vermutlich der Vater – oder vielleicht nur ein Onkel? – des Buben war?! Er sah wirklich sehr nett aus. Was für schöne Zähne er hatte, jetzt, als er sie anlachte.
»Ihre Tochter?«, fragte er, als Rosali triumphierend die Rutsche hinuntersauste. Vivian nickte. »Müssen Sie nicht zu Hause das Abendessen vorbereiten?«, fragte er weiter.
Sie musste lachen. Der war direkt! Aber – er gefiel ihr, und sie freute sich, dass es ihm anscheinend ähnlich erging.
»Wir leben allein, Rosali und ich!«
»Wir auch«, gab er sichtlich erfreut zur Antwort. »Das heißt: Wir wohnen bei meinen Eltern. Meine Freundin starb, als er auf die Welt kam.«
»Oh, das tut mir leid«, erwiderte sie etwas verlegen.
»Papi, jetzt will ich wieder rutschen!« Stefan zog ihn an der Hand. »Das Mädchen ist schon wie…« Er stockte und dachte nach.
»Wenn du mir sagst, wie oft sie gerutscht ist, dann darfst du wieder«, sagte Ernst.
Stefan nahm die Finger zur Hilfe.
»Vier Mal!«
Vivian beobachtete die beiden. Wie nett er mit seinem Sohn war! Wenn Arnold nur einmal – ach was!
»Bravo!« Ernst wendete sich Vivian zu. »Wenn die junge Dame jetzt wieder einmal Stefan auf die Rutsche ließe – sie könnten doch abwechselnd rutschen. Wenn einer die Leiter hinaufsteigt, rutscht der andere, wie wäre das, meine Herrschaften?«
»Aber der Bub ist doch schon gerutscht, bevor wir da waren«, beschwerte sich Rosali.
»Sei nicht albern! Du kannst ja auch nicht rutschen, wenn wir nicht da sind«, sagte Vivian ärgerlich. Manchmal war sie schon wirklich rechthaberisch, ihre Tochter!
Jetzt streckte ihr Stefan die Zunge heraus und sauste zu der nach oben führenden Leiter. Rosali hinter ihm her. Er war zuerst oben und rutschte mit einem Triumphschrei hinunter.
»Ich habe den Eindruck, wir beide verziehen unsere