In dunklen Gegenden. Thomas Ballhausen
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III. Geflecht
»You wrote a book about yourself
The people left it on the shelf
You’ll write another one
Now, you’ve got a story that’s worth talking about«
Belle and Sebastian: Put the Book Back on the Shelf
Ich gehe davon aus, dass auch die folgenden Begebenheiten als Fallgeschichte zu behandeln sein werden. Ich möchte darüber hinaus davon ausgehen, dass ein weiteres Verbrechen begangen werden soll. Die versiegelten Anweisungen, die ich schon vor langer Zeit, ganz zu Beginn meiner Karriere als Chefkartograf des Kombinats, entgegengenommen habe, sprechen sehr deutlich davon. Entsprechend habe ich mich vorbereitet und den größeren Teil meines Lebens darauf ausgerichtet. Meine Arbeit am Kolleg habe ich immer mit Sorgfalt und Umsicht durchgeführt, ich habe alle üblichen Fehler vermieden, habe keine Spuren hinterlassen, und solange man mich nicht überführt, habe ich das perfekte Verbrechen begangen. Die Vermessung des Reichs, an der ich ungeachtet der jüngsten Ereignisse festhalte, betreibe ich als ein Projekt der Ausdehnung von Wahrheit oder zumindest als eine Unternehmung, die sich einer Sache verschrieben hat, die wir gemeinhin für Wahrheit halten. Im Erstellen von Karten liegt eine Zuweisung von Bedeutungen begründet. Das Schreiben der Karte, denn ich schreibe sie ebenso wie ich sie zeichne, ist für mich ein Ermittlungsprozess und zugleich eine verbindliche Vorgabe, wie das Leben zu bewältigen ist. Im jeweiligen Dokument vermischen sich die Möglichkeiten, die Karte ist ein einziges Geflecht, das in jeden Zustand gebracht werden kann. Wenn ich Skizzen anfertige, eine Tätigkeit, die ich immer noch gerne ausführe, lege ich Punkte fest, trage Daten ein. Das konstruierte Raster werfe ich aus wie ein Fischer sein Netz. Es gilt Geduld zu beweisen und zuzusehen, wie sich der Raum darin verfängt. In meiner Tätigkeit bin ich ständig zwischen den entferntesten Orten des Kombinats und meinem Arbeitszimmer in der Hauptstadt, hier bei den Sammlungen im Kartenhaus, hin- und hergependelt. Wenn ich einen Blick auf meine Unterlagen werfe, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben, muss ich mir eingestehen, dass sie Belege für einen vorsätzlichen und glücklichen Missbrauch meiner Mittel sind, da ich die Gebiete ja nicht nur vermesse, sondern auch zu ihrer Zähmung und Überwachung beitrage. Es erfüllt mich in meinen schwachen Momenten mit ein wenig Stolz, dass meine Aufzeichnungen ohne die Hässlichkeit der Bewohner der von mir erfassten Ländereien auskommen. Ich verberge sie in der Eleganz einer Legende, in der Genauigkeit und Verwechselbarkeit meiner Schrift. Das Schreiben meiner Karte verlangt nach schwerem Gerät, nach Ausrüstung und – zumindest in meinem Fall und Aufgabengebiet – auch nach einer Anzahl von Büchern, die mich in einem eigenen Koffer, der zu einem kleinen Arbeitsregal aufgeklappt werden kann, überallhin begleiten. Es ist notwendig, die wesentlichsten Dinge jederzeit nachschlagen zu können. Natürlich gibt es die gesetzlichen Vorgaben über die Titel, die noch in den kleinsten Garnisonsstädten vorhanden sein müssen. Neben statistischen Jahrbüchern, religiösen und juristischen Schriften – wobei der Unterschied zwischen diesen mitunter schwer auszumachen ist – finden sich eine beträchtliche Anzahl weiterer Bände in den verbindlichen Angaben. Da ist etwa Mirandas vierbändiges Werk Die Reisen besonnener Knaben
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