Fürstenkrone 179 – Adelsroman. Louisa Rosenhagen
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Nordwinds Ohren spielten aufmerksam. Sie war menschliche Stimmen, die freundlich und bestimmt mit ihr sprachen, gewohnt, deshalb schreckte sie vor dieser nicht zurück. Der Mann, der sich im Umgang mit Pferden auskannte, machte nicht den Fehler, an ihrem Halfter zu zerren, um sie aus dem Graben zu bekommen. Er sprach einfach ruhig weiter mit ihr und streichelte ihre Nüstern, um sie an sich zu gewöhnen.
»Jetzt habe ich ein Problem, das ich nur zusammen mit dir lösen kann«, sagte er. »Ich bin mit dem Auto unterwegs, und das nützt uns jetzt nichts. Bis ich mein Abschleppseil aus dem Wagen geholt habe, um dich anzubinden, hast du vielleicht schon wieder das Weite gesucht. Nach Eichenhof sind es noch gut zehn Kilometer, die möchte ich nicht laufen, wenn ich ein Pferd bei mir habe. Also werde ich auf dir reiten!«
Nordwind schnaubte und stupste ihren Kopf gegen Lindholms Schulter. Er lachte leise. »Schön, dass wir einer Meinung sind!«, sagte er. »Und damit du siehst, dass du es gut bei mir hast, habe ich hier etwas für dich.« Er zog ein Zuckertütchen von der letzten Raststätte aus seiner Jackentasche und ließ die Stute den Inhalt auflecken. Dann tat er etwas, das ziemlich albern aussah, aber notwendig war: Aus seinem Gürtel und seiner Krawatte bastelte er improvisierte Zügel. »So weit in Ordnung«, stellte er zufrieden fest. »Und nun wirst du mich auf deinen Rücken lassen und zu euch nach Hause tragen!«
Als Nordwind den unbekannten Reiter auf ihrem ungesattelten Rücken spürte, zuckten ihre Muskeln, und sie legte kurz die Ohren an. Es war ganz deutlich, dass sie überlegte, ob sie sich diese Behandlung gefallen lassen wollte oder nicht!
Aber Martin Baron von Lindholm war ein sehr erfahrener Reiter mit einem großen Gespür für die Tiere. Seine Körperhaltung war eindeutig, und seine Stimme ruhig und fest. Nordlicht beschloss, dem Fremden zu vertrauen. Sie ließ sich aus dem Graben lenken und trabte Richtung Eichenhof.
Auf dem Gestüt war die Erleichterung groß, als das Letzte der Tiere den Hof erreichte! Unter dem Schmunzeln der Belegschaft entfernte der Mann den außergewöhnlichen Zügelersatz und stellte sich vor.
»Herr von Lindholm, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar wir Ihnen sind!«, antwortete Graf Hagen. »Die Gefahr eines Unfalls war wirklich sehr groß. Was für ein Zufall, dass es ein so besonnener Reiter war, der die Stute gefunden hat. Und ich muss schon sagen, dass ich Ihre Idee mit den Zügeln genial finde!«
Lindholm lachte. »Ja, mein Cowboy-Auftritt gibt bestimmt Stoff für eine gute Geschichte. Vielleicht kann einer unserer Autoren etwas damit anfangen.«
»Autoren?« Graf Hagen horchte auf. Erst jetzt, nachdem sich die ganze Aufregung wegen der Pferde gelegt hatte, konnte er umdenken. »Moment, dann sind Sie der Herr von Lindholm vom Melchior Verlag, der diesen Autorenwettbewerb ausgeschrieben hat?«
»Genau. Da ich noch Resturlaub habe, wollte ich ein paar Tage in Ihrem Hotel verbringen, ausspannen und endlich mal wieder reiten, ehe unsere Preisträger hier eintreffen.«
»Wir sind schon alle sehr gespannt auf den Abend mit den Lesungen, Herr von Lindholm. Mit Sicherheit haben Sie auch Zuhörer aus Eichenhof. Aber bis dahin ist ja noch Zeit, die Sie für sich nutzen können. Am wichtigsten ist jetzt wohl, dass jemand Sie zu Ihrem Auto bringt, damit Sie hier richtig ankommen können«, meinte Bea.
Alfred Buddevoss brachte den Mann zu seinem Auto zurück, und dann konnte Martin von Lindholm endlich an seinem Urlaubsort sein Hotelzimmer beziehen.
Graf Hagen und Bea statteten den Pferden auf der Weide noch einen Besuch ab. Zum wiederholten Mal untersuchte der Graf das Gatter und die Verriegelung. Sie war völlig in Ordnung, wies keinerlei Verschleiß auf und verschloss das Tor zuverlässig.
Graf Hagen knirschte mit den Zähnen. »Jemand muss das Tor absichtlich geöffnet haben, es gibt keine andere Erklärung«, sagte er finster. »Wäre etwas nicht in Ordnung gewesen, hätten wir es bei unserer letzten Runde bemerkt.«
»Oder Alfred Buddevoss, als er das Torhaus verschlossen hat«, fügte Bea sorgenvoll hinzu.
Es war ein unangenehmer, beängstigender Gedanke, dass jemand sich bei Nacht auf das Gelände geschlichen und das Gatter geöffnet hatte! Sie waren mit dem Schrecken davongekommen, denn offensichtlich hatten die Pferde erst am Morgen die Weide verlassen und konnten schnell wieder eingefangen werden.
»Es nützt nichts, auch wenn es umständlich ist, werden ab sofort alle Gatter abgeschlossen«, erwiderte Hagen von Holdt. Sein Gesicht wurde hart. »Und das auf unserem eigenen Grund und Boden!«, grollte er.
Bea schob ihre Hand unter seinen Arm und lehnte kurz ihre Stirn an seine Schulter. Es war wirklich sehr beunruhigend, dass ein gesichtsloser Fremder versuchte, ihnen zu schaden. Das Paar erinnerte sich an die Vergangenheit, in der man schon wiederholt versucht hatte, dem Gestüt Schaden zuzufügen. Sollte das jetzt wieder losgehen?
»Wir müssen wachsam sein«, sagte sie bedrückt.
»Ja.« Graf Hagen zog sie in seine Arme. Die Bedrohung wurde nicht geringer durch Beas verständnisvolle Gegenwart, aber sie war leichter zu ertragen. »Wie gut, dass du bei mir bist!«
Beas Hände glitten über sein Gesicht, glätteten die Sorgenfalten und zogen sanft seinen Kopf zu sich heran. Und dann endlich konnten sie den Guten-Morgen-Kuss nachholen, für den vorhin in der allgemeinen Hektik keine Zeit gewesen war.
Rosa Dalhues hatte inzwischen auf der Küchenterrasse des Gutshauses ein beeindruckendes Frühstück aufgefahren, zu dem nach und nach alle Mitarbeiter kamen. Bea hatte auch Martin von Lindholm eingeladen, der im Handumdrehen den Spitznamen ›Pferdefänger‹ weg hatte.
Und weil sie jetzt hier alle zusammensaßen, verlegte Hagen von Holdt die wöchentliche Dienstbesprechung kurzerhand nach draußen an den Frühstückstisch.
»Wir müssen über besondere Vorsichtsmaßnahmen nachdenken«, eröffnete er die Runde. »Für diejenigen, die heute nicht so früh hier waren: Das Gatter der äußeren Weide wurde geöffnet, und alle acht Stuten waren ausgebrochen.«
»Ach, echt? Geil!«
Diese Bemerkung brachte dem neuen Praktikanten einen von Hagens berühmten Gewitterblicken ein. »Mit dieser Einstellung kommst du hier nicht weit, Marlon!«, sagte von Holdt scharf. »Und achte in Zukunft gefälligst auf deine Wortwahl!«
Wie – Wortwahl. Er hatte doch gar nichts gesagt! Und zu etwas bringen wollte er es auf diesem bescheuerten Ponyhof sowieso nicht, da hatte der Chef aber völlig falsche Vorstellungen! Marlon zuckte geringschätzig mit den Achseln und bediente sich noch einmal reichlich von der Wurstplatte. Allerdings tat er das nicht mit der Vorlegegabel, sondern mit den Fingern, und das rief Rosa auf den Plan. Sie schnappte sich sein Handgelenk, und buchstäblich im Handumdrehen landeten die Wurstscheiben nicht auf seinem Teller, sondern auf dem Fußboden, direkt vor Victorias Schnauze.
»Da du schon fertig mit Essen bist, darfst du aufstehen, Marlon«, sagte sie zuckersüß und räumte seinen Teller zur Seite.
Der Junge starrte sie einen Moment mit offenem Mund an. Er schluckte den Fluch, den er auf der Zunge hatte, vorsichtshalber hinunter und stand auf. Das würde die Alte ihm büßen!
»Wir werden die Gatter in Zukunft abschließen«, fuhr Graf Hagen fort, als habe es keine Unterbrechung gegeben. »Um die Schlösser kümmert sich Alfred. Ich überlege auch, noch mehr Bewegungsmelder und Überwachungskameras anzubringen.«
Seiner