Familie Dr. Norden Classic 45 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Classic 45 – Arztroman - Patricia Vandenberg Familie Dr. Norden Classic

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Schwiegertochter war wohl auch gerade hier? Haben Sie mit ihr gesprochen?« fragte sie.

      »Wenig, sie hat sich nicht lange aufgehalten. Manche Menschen ertragen die Krankenzimmeratmosphäre nicht.«

      »Sie hat andere Interessen«, sagte Roberta kühl. »Aber sie weiß doch sicher, wie schlecht es um Torsten steht?«

      »Das mußte ich ihr sagen.«

      »Es besteht wohl keinerlei Hoffnung auf eine Besserung?«

      »Das geschieht immer wieder mal, aber in seinem Fall würde er behindert bleiben. Eigentlich erhalten ihn nur die Geräte am Leben. Aber solange das Herz schlägt, werden sie nicht abgeschaltet.«

      »Wenn sie aber abgeschaltet werden, wird das Herz doch aufhören zu schlagen?«

      »Ihr Sohn hat darüber keine Verfügung getroffen.«

      »Er ist achtunddreißig und hat bestimmt nicht daran gedacht, daß ihm so etwas passieren würde.«

      »Aber ein Testament hat er doch sicher gemacht?«

      »Das weiß ich nicht, es wäre auch überflüssig, da mein Mann schon seine Verfügungen für die nächste Generation getroffen hat und das ist gut so. Vielleicht ist doch noch wenigstens etwas zu retten.«

      »Er hatte also geschäftliche Sorgen? Das könnte ein Grund für den Schlaganfall sein.«

      »Immerhin kann er niemand anderen verantwortlich machen für das Dilemma, zu dem sicher seine Frau einiges beigetragen hat. Entschuldigung, ich wollte das nicht sagen.«

      »Aber es bewegt Sie, und Sie sollten Ihre Sorgen nicht einfach nur herunterschlucken.«

      »Ich hätte mich früher kümmern sollen«, sagte Roberta leise. »Jetzt sind Selbstvorwürfe nicht angebracht.«

      Dr. Hausmann machte sich seine Gedanken, weil er Karin und Roberta Hanson nicht in Einklang bringen konnte. Er hatte ja erlebt, wie unverfroren Karin mit ihm zu flirten versuchte und für ihren Mann nicht das geringste Gefühl zeigte.

      Er kannte solche Frauen, die begegneten ihm öfter im Krankenzimmer. Jedesmal dachte er, daß solche Frauen leben durften, während seine Rena so früh sterben mußte. Das Schicksal war oft so ungerecht.

      Roberta Hanson litt, wenn sie es auch nicht zeigen wollte. Als sie ging, begleitete er sie hinaus. Es tat ihm auch gut, mal frische Luft zu atmen.

      »Wie lange wird Torsten noch leben?« fragte sie leise.

      »Das kann ich nicht sagen. Vielleicht ein paar Tage, vielleicht nur noch Stunden. Er muß aber nicht leiden.«

      »Vielleicht hätte es ihn verändert, wenn er gelernt hätte, Schmerzen zu erdulden«, sagte sie tonlos. »Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis, Herr Doktor.«

      Dr. Hausmann ging zurück an die Arbeit. Er hatte einen schweren Tag. Torsten Hanson war nicht der einzige Patient, dessen Leben zu Ende ging.

      *

      Als Nick Hanson das Flugzeug verließ und den anderen Passagieren durch lange Gänge folgte, war es ihm direkt ein bißchen unheimlich zumute, denn alles war ihm fremd. Das war nicht der alte Flughafen, von dem aus er seine Reise ins Ungewisse angetreten hatte. Er kam sich fast verloren vor in den großen Hallen, und als er sich von dem Zollbeamten beobachtet fühlte, wurde es ihm unbehaglich, obgleich er kein schlechtes Gewissen zu haben brauchte. Aber der Blick aus hellen Augen war so durchdringend, daß er meinte, er würde bis ins Innerste durchschaut.

      »Nick Hanson, ist das eine Überraschung«, sagte der Beamte, der jetzt lächelte. »Du erkennst mich auch nicht mehr.« Er sprach leise. »Florian Brandl. Jetzt kann ich nicht mehr sagen: Wäre nett, wenn wir uns mal treffen könnten.«

      »Flo, liebe Güte, hast du dich verändert. Der kleine Flo.«

      »Ruf mich an, ich stehe im Telefonbuch.«

      »Bestimmt, auf bald«, sagte Nick. Er fühlte sich plötzlich so viel freier und leichter. Ein schmächtiges blasses Bürscherl war der Flo gewesen, aber flink und pfiffig, und jetzt war er Zollbeamter. Jedenfalls ein netter Schulfreund, den man gern wiedersah.

      Er konnte die Halle verlassen, nahm seinen Koffer und den Trolly. Dann war er draußen und atmete die frische Luft ein. Taxis gab es genug, aber er hatte es nicht eilig. Niemand wußte, wann er ankommen würde und nur seine Mutter war überhaupt von seinem Kommen informiert.

      Er ließ anderen, die es eilig hatten, den Vortritt, dann war aber ein ganz fixer Taxichauffeur zur Stelle, nahm sein Gepäck und legte es in den Kofferraum.

      »Wohin darf ich Sie fahren?« fragte er höflich.

      Nick nannte seine Adresse und sah den jungen Mann forschend an.

      »Sind Sie Student?« fragte er.

      »Sie sind aber schnell im Durchschauen«, erwiderte der junge Mann staunend.

      »Man bekommt so einen Blick dafür, was aber nicht heißt, daß man immer gleich richtig liegt.«

      Er setzte sich neben ihn. »Was studieren Sie?« fragte er.

      »Schätzen Sie doch mal«, sagte der andere mit einem verschmitzten Lächeln.

      »Ich würde sagen Ingenieur.«

      »Stimmt auch, Maschinenbau, aber es ist schwer, da einen Job zu finden, wenn man noch nicht fertig ist.«

      »Wann sind Sie fertig?«

      »Noch ein Semester. Ich muß es mir selbst verdienen, und dann würde ich auch gern nach Australien gehen. Ich hab’ es nicht geraten sondern am Aufkleber gesehen«, fügte er hinzu.

      »Leicht wird es einem da auch nicht gemacht, und man wird ganz schön zur Kasse gebeten, wenn man die Arbeitserlaubnis haben will.«

      »Aber Sie gehen doch sicher wieder zurück?«

      »Das weiß ich noch nicht.«

      »Aber es hat Ihnen bestimmt gefallen?«

      »Ja, das kann man sagen, aber ich will meine Mutter wiedersehen.«

      »Meine jammert jetzt schon, wenn ich sage, daß ich mal ins Ausland gehen will. Sie meint, daß es nirgends schöner sein kann als bei uns.«

      »Es ist hier auch schön«, sagte Nick gedankenvoll.

      »Ich heiße Bernd Heimbuchner. Mein Vater ist der Taxiunternehmer. Wenn Sie mal wieder ein Taxi brauchen, würde ich mich freuen, wenn Sie auf mich zurückkommen.«

      »Sehr gern, ich kenne mich in München gar nicht mehr aus, es hat sich viel verändert. Man merkt, wieviel Zeit vergangen ist.«

      »Wie lange waren Sie weg?«

      »Fast zehn Jahre.«

      »Ja, das ist eine lange Zeit, aber da müssen Sie noch sehr jung gewesen sein. Sie sind doch höchstens Mitte zwanzig.«

      »Achtundzwanzig.«

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