Glaube Liebe Hoffnung. Ein kleiner Totentanz. Ödön von Horváth
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Читать онлайн книгу Glaube Liebe Hoffnung. Ein kleiner Totentanz - Ödön von Horváth страница 11
SCHUPO. Also das ist Philosophie. Was gefällt Dir eigentlich an mir?
ELISABETH. Alles.
SCHUPO. Aber welches Wort würde denn am besten zu mir passen?
ELISABETH. Ich weiss es nicht.
SCHUPO. Geh das wirst Du doch wissen!
ELISABETH. Du hast Dich etwas verändert, Alfons. Früher warst Du trauriger.
SCHUPO. Wie das?
ELISABETH. Halt melancholischer.
SCHUPO. Oh das bin ich jetzt auch noch! Das wäre ja gelacht!
ELISABETH. Entschuldige -- (sie erhebt sich).
SCHUPO. Wohin? Ach so. Tu Deinen Gefühlen nur kein Korsett an.
[42]ELISABETH (schrickt etwas zusammen, scharf). Wieso Korsett?
SCHUPO (überrascht). Warum?
(Stille.)
ELISABETH (lächelt). Entschuldige bitte, aber ich bin heut halt etwas nervös -- (sie verschwindet).
Szene Nummer 3
SCHUPO (allein). -- melancholisch? Noch melancholischer? -- Wieso noch melancholischer?
Szene Nummer 4
ELISABETH (erscheint wieder).
SCHUPO. Das hat aber lang gedauert.
ELISABETH. Lang?
SCHUPO. Doch nichts besonderes?
ELISABETH. Bitte werde deutlicher.
SCHUPO. Ich hab nämlich immer achtgegeben.
ELISABETH. Ach so.
Szene Nummer 5
Jetzt klopft es an der Türe. Die zwei liebenden Herzen lauschen -- abermals klopft es, und zwar entschiedener.
SCHUPO. Pst! Niemand zu Hause.
ELISABETH. Wer kann das sein?
Szene Nummer 6
STIMME. Kriminalpolizei!
ELISABETH. Jesus Maria!
SCHUPO. Polizei? Und ich lieg da. Ausgerechnet Bananen! (Er [43]packt rasch seine Kleidungsstücke und versteckt sich im Schrank.)
Szene Nummer 7
Es klopft nun noch entschiedener an die Türe. Elisabeth öffnet und ein Herr betritt ihr möbliertes Zimmer. Es ist ein Oberinspektor der Sittenpolizei .
Szene Nummer 8
OBERINSPEKTOR. Geduld bringt Rosen. (Er sieht sich um und deutet auf das unordentliche Bett.) Ich habe Sie wohl im Schlaf gestört?
ELISABETH. Warum?
OBERINSPEKTOR. Sie wissen genau warum.
ELISABETH. Ich bin heut nicht ganz auf dem Damm.
OBERINSPEKTOR. Es gibt allerdings Leute, die haben Nachtdienst und sind deshalb untertags ruhebedürftig.
ELISABETH. Wie meinen Sie das?
OBERINSPEKTOR (hält einen Sockenhalter hoch, den er auf dem Stuhle gefunden hat). Fräulein pflegen wohl Sockenhalter zu tragen?
(Stille.)
ELISABETH. Was will man denn von mir?
OBERINSPEKTOR. Sie haben von der Polizei einen Unterkommensauftrag gekriegt, darauf steht, dass Sie sich innerhalb dreier Wochen um ein einwandfreies Unterkommen umsehen sollen. Aber Sie haben weder Arbeit, noch haben Sie nachgewiesen, dass Sie sich um eine solche bemüht haben.
ELISABETH. Kümmern Sie sich doch um die Leut, die kein Unterkommen haben!
[44]OBERINSPEKTOR. Keine Hetzreden bitte! Polizeiwidrig ist nicht, wer kein Unterkommen hat, polizeiwidrig ist nur, wer dadurch die öffentliche Ordnung gefährdet.
ELISABETH. Aber ich gefährde doch nicht die öffentliche Ordnung!
OBERINSPEKTOR. Solange Sie sich nicht über Ihre Einkünfte ausweisen können, ist dies fraglich.
ELISABETH. Für mich wird schon gesorgt.
OBERINSPEKTOR. Eben diese freundliche Fürsorge interessiert uns.
ELISABETH. Das habe ich doch schon früher angegeben. Ich erhalte von meinem Bräutigam zwanzig Mark in der Woche. Davon lebe ich.
OBERINSPEKTOR. Wer ist denn dieser Bräutigam?
(Stille.)
OBERINSPEKTOR. Sie nennen also den Namen nicht?
ELISABETH. Nein.
OBERINSPEKTOR. Und warum nicht?
ELISABETH. Weil ich meinem Bräutigam kraft seiner Position eventuell schaden täte.
OBERINSPEKTOR (grinst). Hübsch! Sehr hübsch -- Eventuell sind bei diesen zwanzig Mark mehrere Bräutigams beteiligt.
ELISABETH. Das ist eine Unverschämtheit --
OBERINSPEKTOR (unterbricht sie). Immer nur schön ruhig, Fräulein! Sie entschuldigen, wenn ich indiskret werde - (er öffnet plötzlich den Kleiderschrank und ist nicht überrascht, einen Mann darin zu finden, aber dass dieser Mann ein Schupo in Unterhosen ist, der von seiner Uniform nur den Rock und die Mütze anhat, scheint ihn etwas peinlich zu berühren).
[45]Szene Nummer 9
SCHUPO (steht stramm im Kleiderschrank).
OBERINSPEKTOR. Sie hier?
SCHUPO.