Die Abenteuer des Sherlock Holmes. Arthur Conan Doyle

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Die Abenteuer des Sherlock Holmes - Arthur Conan Doyle Reclam Taschenbuch

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Rotbraun, Leberrot, Tonrot. Aber es gab, wie Spaulding sagte, nicht viele, die den richtigen, leuchtend flammenroten Farbton hatten. Als ich sah, wie viele warteten, hätte ich den Mut verloren und aufgegeben, aber Spaulding wollte nichts davon hören. Wie er es fertigbrachte, weiß ich nicht, aber er schob und zerrte und stieß, bis er mich durch die Menge gebracht hatte, direkt zu den Stufen, die zum Büro führten. Die Leute strömten in zwei Richtungen über die Treppe, einige stiegen voller Hoffnung hinauf, andere kamen niedergeschlagen herunter; aber wir zwängten uns dazwischen, so gut es ging, und befanden uns kurz darauf im Büro.«

      »Ihr Erlebnis ist äußerst amüsant«, bemerkte Holmes, als sein Klient eine Pause machte und sein Gedächtnis mit einer riesigen Prise Schnupftabak auffrischte. »Bitte fahren Sie fort mit Ihrem höchst interessanten Bericht.«

      »Im Büro standen nur ein paar Holzstühle und ein Tisch aus rohen Brettern, hinter dem ein kleiner Mann saß, dessen Haar womöglich noch röter war als meines. Er sagte ein paar Worte zu jedem Bewerber, der vor ihn trat, und dann brachte er es jedes Mal fertig, irgendetwas an ihnen auszusetzen, das sie ausschloss. Es schien doch nicht ganz so einfach zu sein, eine offene Stelle zu erhalten. Als wir jedoch an die Reihe kamen, war der kleine Mann zu mir viel freundlicher als zu irgendeinem der anderen, und er schloss die Tür hinter uns, als wir eintraten, um ungestört ein paar Worte mit uns wechseln zu können.

      ›Das ist Mr. Jabez Wilson‹, sagte mein Gehilfe, ›und er ist bereit, eine Stelle in der Liga anzunehmen.‹

      ›Und er ist bewundernswert gut geeignet dafür‹, entgegnete der andere. ›Er entspricht allen Anforderungen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich schon etwas so Hübsches gesehen hätte.‹ Er trat einen Schritt zurück, legte den Kopf schief und starrte auf mein Haar, bis es mir fast peinlich wurde. Dann stürzte er plötzlich vorwärts, drückte mir die Hand und gratulierte mir herzlich zu meinem Erfolg.

      ›Jedes Zögern wäre ungerecht‹, sagte er. ›Sie werden mir jedoch, davon bin ich überzeugt, eine naheliegende Vorsichtsmaßnahme nicht verübeln.‹ Mit diesen Worten packte er mein Haar mit beiden Händen und zerrte daran, bis ich vor Schmerzen aufschrie. ›In Ihren Augen steht Wasser‹, sagte er, als er mich losließ. ›Ich merke, dass alles ist, wie es sein sollte. Aber wir müssen vorsichtig sein, denn zweimal sind wir schon durch Perücken und einmal durch gefärbtes Haar getäuscht worden. Ich könnte Ihnen Geschichten von Mixturen erzählen, die Sie mit Abscheu vor der menschlichen Natur erfüllen würden.‹ Er trat ans Fenster und rief, so laut er konnte, hinaus, die offene Stelle sei besetzt. Ein enttäuschtes Murren drang von unten herauf, und die Leute marschierten in verschiedene Richtungen davon, bis außer meinem eigenen und dem des Geschäftsführers kein Rotschopf mehr zu sehen war.

      ›Mein Name‹, sagte er, ›ist Mr. Duncan Ross, und ich bin selber einer der Pensionäre, die von dem von unserem edlen Wohltäter hinterlassenen Fonds profitieren. Sind Sie verheiratet, Mr. Wilson? Haben Sie Familie?‹

      Ich entgegnete, dass ich keine hätte.

      Er machte sofort ein enttäuschtes Gesicht.

      ›Oje!‹, sagte er ernst. ›Das ist in der Tat sehr bedenklich. Es tut mir leid, das von Ihnen zu hören. Der Fonds war natürlich ebenso für die Vermehrung und Verbreitung der Rothaarigen bestimmt wie für ihren Unterhalt. Es ist außerordentlich bedauerlich, dass Sie Junggeselle sind.‹

      Ich machte ein langes Gesicht, Mr. Holmes, als ich das hörte, denn ich dachte, dass ich die Stelle nun wohl doch nicht bekommen würde. Aber nachdem er einige Minuten lang darüber nachgedacht hatte, sagte er, es sei schon in Ordnung.

      ›Bei jemand anders‹, sagte er, ›könnte der Einwand fatal sein, aber bei einem Mann mit einem solchen Haarschopf wie dem Ihren müssen wir ein Auge zudrücken. Wann können Sie Ihre neuen Pflichten aufnehmen?‹

      ›Nun, es ist etwas schwierig, denn ich habe schon ein Geschäft‹, sagte ich.

      ›Oh, machen Sie sich deswegen keine Sorgen, Mr. Wilson!‹ sagte Vincent Spaulding. ›Ich kann mich für Sie darum kümmern.‹

      ›Wie wäre die Arbeitszeit?‹, fragte ich.

      ›Von zehn bis zwei.‹

      Nun tätigt ein Pfandleiher seine Geschäfte meistens am Abend, Mr. Holmes, besonders donnerstags und freitags abends, weil das kurz vor dem Zahltag ist, und so hätte es mir sehr gut gepasst, auch vormittags etwas zu verdienen. Außerdem wusste ich, dass mein Gehilfe ein guter Mann war und sich um alles, was anfiel, kümmern würde.

      ›Das würde mir sehr gut passen‹, sagte ich. ›Und die Bezahlung?‹

      ›Beträgt vier Pfund die Woche.‹

      ›Und die Arbeit?‹

      ›Ist rein nominell.‹

      ›Was nennen Sie rein nominell?‹

      ›Na ja, Sie müssen sich die ganze Zeit im Büro aufhalten oder zumindest im Gebäude. Wenn Sie weggehen, verlieren Sie Ihre ganze Stellung für immer. In diesem Punkt ist das Testament sehr eindeutig. Sie erfüllen die Bedingungen nicht, wenn Sie sich während dieser Zeit aus dem Büro entfernen.‹

      ›Es sind ja nur vier Stunden täglich, und es würde mir nicht einfallen wegzugehen‹, sagte ich.

      ›Keine Entschuldigung wird akzeptiert‹, sagte Mr. Duncan Ross, ›weder Krankheit noch Geschäfte, noch irgendetwas sonst. Sie müssen dort bleiben, oder Sie verlieren Ihren Posten.‹

      ›Und die Arbeit?‹

      ›Besteht darin, die Encyclopaedia Britannica abzuschreiben. Der erste Band steht in dem Bücherschrank dort. Sie müssen sich selbst Tinte, Schreibfedern und Löschpapier besorgen, aber wir stellen diesen Tisch und diesen Stuhl zur Verfügung. Sind Sie ab morgen verfügbar?‹

      ›Gewiss‹, antwortete ich.

      ›Dann also auf Wiedersehen, Mr. Jabez Wilson, und lassen Sie mich Ihnen noch einmal gratulieren zu der wichtigen Position, die zu erringen Sie das Glück hatten.‹ Er begleitete mich unter Verbeugungen aus dem Zimmer, und ich ging mit meinem Gehilfen nach Hause und wusste kaum, was ich sagen oder tun sollte, so erfreut war ich über mein eigenes Glück.

      Nun, ich dachte den ganzen Tag über die Sache nach, und bis zum Abend war ich wieder in gedrückter Stimmung; denn ich hatte mir selbst fest eingeredet, dass die ganze Angelegenheit ein gewaltiger Schabernack oder Schwindel sein müsse, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, welchem Zweck er dienen sollte. Es schien ganz und gar unglaubwürdig, dass jemand ein derartiges Testament machen konnte oder dass sie einen solchen Betrag zahlen würden für etwas so Einfaches wie das Abschreiben der Encyclopaedia Britannica. Vincent Spaulding tat, was er konnte, um mich aufzuheitern, aber bis zur Schlafenszeit hatte ich mir die ganze Sache ausgeredet. Am Morgen beschloss ich jedoch, sie mir jedenfalls anzusehen, und so kaufte ich mir für ein paar Pennys eine Flasche Tinte und machte mich mit einem Federkiel und sieben Bogen Kanzleipapier auf den Weg zum Pope’s Court.

      Also, zu meiner Überraschung und Freude war alles völlig in Ordnung. Der Tisch war für mich bereitgestellt, und Mr. Duncan Ross war da, um mich richtig in meine Arbeit einzuweisen. Er ließ mich mit dem Buchstaben A anfangen und verließ mich dann; aber er kam von Zeit zu Zeit vorbei, um zu sehen, ob bei mir alles in Ordnung war. Um zwei Uhr wünschte er mir einen guten Tag, beglückwünschte mich zu der Menge, die ich geschrieben hatte, und schloss die Bürotür hinter mir ab.

      So ging es Tag für Tag weiter, Mr. Holmes, und am Sonnabend

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