Die Abenteuer des Sherlock Holmes. Arthur Conan Doyle

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Die Abenteuer des Sherlock Holmes - Arthur Conan Doyle Reclam Taschenbuch

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um eine kleine elegante Villa, rückwärtiger Garten, Vorderfront an die Straße grenzend, zweigeschossig, Chubb-Schloss an der Tür. Zur Rechten ein geräumiges Wohnzimmer, gut eingerichtet, mit hohen Fenstern bis fast auf den Boden und diesen albernen englischen Fensterriegeln, die jedes Kind aufmachen kann. Hinter dem Haus gab es nichts Bemerkenswertes, außer dass man das Flurfenster vom Dach der Remise aus erreichen kann. Ich ging um das Haus herum und prüfte es sorgsam von jedem Standort aus, ohne indessen sonst etwas von Interesse wahrzunehmen.

      Daraufhin bummelte ich die Straße hinunter und stieß, wie ich erwartet hatte, auf Stallgebäude in der Gasse, die entlang der einen Gartenmauer verläuft. Ich war den Stallknechten beim Abreiben ihrer Pferde behilflich und erhielt dafür eine Geldmünze, ein Glas Bier, zwei Pfeifenfüllungen Shagtabak und so viele Informationen über Miss Adler, wie ich mir nur wünschen konnte, ganz zu schweigen von einem weiteren halben Dutzend Leuten in der Nachbarschaft, an denen mir nicht im mindesten gelegen war, deren Biographien mir anzuhören ich aber genötigt wurde.«

      »Und was ist mit Irene Adler?«, fragte ich.

      »Oh, sie hat allen Männern der Umgegend den Kopf verdreht. Sie ist das hübscheste Ding auf Erden, das Frauenkleider trägt. So erzählen es die Leute von Serpentine Mews, bis auf den letzten Mann. Sie lebt zurückgezogen, singt in Konzerten, fährt jeden Tag um fünf aus und kehrt pünktlich um sieben zum Dinner zurück. Selten geht sie zu anderen Zeiten aus, außer wenn sie singt. Hat nur einen männlichen Besucher, von dem aber eine ganze Menge. Er ist dunkelhaarig, stattlich und lebhaft; kommt mindestens einmal, oft zweimal am Tag vorbei. Es ist ein gewisser Mr. Godfrey Norton vom Inner Temple. Sehen Sie: Das sind die Vorteile, wenn man das Vertrauen von Droschkenkutschern genießt. Sie hatten ihn ein dutzendmal von Serpentine Mews heimgefahren und wussten genauestens Bescheid über ihn. Als ich allem, was sie mir mitzuteilen wussten, gelauscht hatte, begann ich noch einmal vor Briony Lodge auf und ab zu schlendern und mir meinen Schlachtplan durch den Kopf gehen zu lassen.

      Dieser Godfrey Norton war offensichtlich ein wichtiger Faktor in der Angelegenheit. Er war Rechtsanwalt. Das klang bedeutsam. Was für ein Verhältnis bestand zwischen ihnen, und was war der Anlass seiner wiederholten Besuche? War sie seine Klientin, seine Freundin oder seine Geliebte? Falls ersteres, hatte sie wahrscheinlich ihm die Fotografie in Verwahrung gegeben. Falls letzteres, war das weniger anzunehmen. Von der Beantwortung dieser Frage hing es ab, ob ich meine Arbeit weiter auf Briony Lodge konzentrieren oder meine Aufmerksamkeit der Kanzlei des Herrn im Temple zuwenden sollte. Das war ein heikler Punkt, und er erweiterte mein Untersuchungsfeld. Ich fürchte, ich langweile Sie mit diesen Einzelheiten, aber ich muss Ihnen Einblick in meine geringfügigen Schwierigkeiten geben, wenn Sie die Situation verstehen wollen.«

      »Ich folge Ihnen ganz genau«, entgegnete ich.

      »Ich war noch dabei, die Sache im Geiste abzuwägen, als eine Droschke auf Briony Lodge zugefahren kam und ein Herr heraussprang. Es handelte sich um einen bemerkenswert stattlichen Mann, dunkelhaarig, mit Adlernase und Schnurrbart – offenkundig um den Mann, von dem ich gehört hatte. Er schien in großer Eile, rief dem Kutscher zu, er solle warten, und stürzte an dem Dienstmädchen vorbei, das die Tür öffnete, mit der Miene eines Mannes, der hier ganz zu Hause war.

      Er blieb etwa eine halbe Stunde im Haus, und durchs Fenster konnte ich einige Blicke auf ihn erhaschen, wie er im Wohnzimmer auf und ab schritt, aufgeregt sprach und mit den Armen fuchtelte. Von ihr konnte ich nichts sehen. Kurze Zeit später tauchte er wieder auf, in noch größerer Erregung als zuvor. Als er auf die Droschke zutrat, zog er eine goldene Uhr aus der Tasche und warf einen flehentlichen Blick darauf. ›Fahr wie der Teufel‹, rief er, ›erst zu Gross & Hankey in der Regent Street und dann zur St.-Monica-Kirche in der Edgware Road. Eine halbe Guinee, wenn du es in zwanzig Minuten schaffst!‹

      Und schon fuhren sie ab, und ich war gerade im Zweifel, ob ich nicht gut daran täte, ihnen zu folgen, als ein adretter kleiner Landauer die Gasse heraufkam, der Kutscher mit nur halb zugeknöpftem Mantel und fliegender Krawatte, während die Enden seines Zaumzeugs aus den Schlaufen heraushingen. Er hatte kaum haltgemacht, als sie auch schon aus der Eingangstür herausgeschossen kam und hineinsprang. Ich bekam sie in dem Augenblick nur flüchtig zu sehen, aber sie war eine liebreizende Frau mit einem Gesicht, für das ein Mann wohl sein Leben gäbe.

      ›Zur St.-Monica-Kirche, John‹, rief sie, ›und einen halben Sovereign, wenn du in zwanzig Minuten dort bist.‹

      Die Chance war viel zu gut, um sie auszulassen, Watson. Ich war gerade am Überlegen, ob ich losrennen oder auf ihrem Landauer hinten aufsitzen sollte, als eine Droschke die Straße heraufkam. Der Kutscher sah sich den schäbigen Fahrgast zweimal an, aber ich sprang auf, ehe er etwas einwenden konnte. ›Zur St.-Monica-Kirche‹, sagte ich, ›und einen halben Sovereign, wenn Sie sie in zwanzig Minuten erreichen.‹ Es war fünfundzwanzig Minuten vor zwölf, und natürlich war klar, woher der Wind wehte.

      Mein Kutscher fuhr geschwind. Ich glaube nicht, dass ich je rascher gefahren bin, doch die anderen waren schon vor uns da. Die Droschke und der Landauer standen mit dampfenden Pferden vor dem Portal, als ich eintraf. Ich zahlte den Mann aus und eilte in die Kirche. Außer den beiden, denen ich gefolgt war, und einem Geistlichen im Chorhemd, der ihnen Vorhaltungen zu machen schien, war keine Menschenseele zu erblicken. Alle drei standen in einer Gruppe beisammen vor dem Altar. Ich schlenderte das Seitenschiff entlang wie ein Müßiggänger, den es in eine Kirche verschlagen hat. Plötzlich wandten sich die Drei am Altar zu meiner Überraschung nach mir um, und Godfrey Norton kam, so schnell ihn seine Beine trugen, auf mich zugerannt.

      ›Gott sei Dank!‹, rief er. ›Du wirst ausreichen. Komm, komm!‹

      ›Was ist denn?‹, fragte ich.

      ›Komm, Mensch, komm! Nur noch drei Minuten Zeit, oder es wird nicht rechtens sein.‹

      Ich wurde halb zum Altar gezerrt, und bevor ich wusste, wie mir geschah, fand ich mich schon Antworten murmeln, die mir ins Ohr geflüstert wurden, mich für Dinge verbürgen, von denen ich gar nichts wusste, und überhaupt bei der unauflöslichen ehelichen Verbindung von Irene Adler, Jungfrau, und Godfrey Norton, Junggeselle, assistieren. Alles war im Nu abgetan, auf der einen Seite stand der Herr und dankte mir, auf der anderen die Dame, während vor mir der Geistliche übers ganze Gesicht strahlte. Es war die lächerlichste Lage, in die ich in meinem Leben je geraten bin, und der Gedanke daran machte mich jetzt eben auch lachen. Anscheinend hatte es irgendeine Unregelmäßigkeit wegen ihrer Heiratspapiere gegeben, der Geistliche hatte sich schlichtweg geweigert, sie ohne so etwas wie einen Trauzeugen zu trauen, und der Glücksfall meines Erscheinens hatte den Bräutigam davor bewahrt, sich auf die Straße begeben und nach einem Brautführer suchen zu müssen. Die Braut schenkte mir einen Sovereign, und ich spiele mit dem Gedanken, ihn zur Erinnerung an dieses Ereignis an meiner Uhrkette zu tragen.«

      »Das ist ja eine äußerst unverhoffte Wendung der Dinge«, sagte ich, »und was folgte darauf?«

      »Nun, ich fand meine Pläne ernsthaft gefährdet. Es sah ganz so aus, als könne das Paar unverzüglich aufbrechen und dadurch äußerst rasche und energische Maßnahmen meinerseits erforderlich machen. An der Kirchentür jedoch trennten sie sich: Er fuhr zurück zum Temple und sie zu ihrem Haus. ›Ich werde um fünf Uhr in den Park ausfahren wie gewöhnlich‹, sagte sie, als sie ihn verließ. Das war alles, was ich hörte. Sie fuhren in verschiedene Richtungen davon, und ich ging los, meine eigenen Maßnahmen zu treffen.«

      »Und die wären?«

      »Etwas kalter Rinderbraten und ein Glas Bier«, erwiderte er und betätigte den Klingelzug. »Ich bin zu sehr beschäftigt gewesen, um ans Essen zu denken, und wahrscheinlich werde ich heute Abend noch beschäftigter sein. Übrigens, Doktor,

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