DIE SEELE IM JENSEITS. Whitley Strieber
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Читать онлайн книгу DIE SEELE IM JENSEITS - Whitley Strieber страница 14
Tränen liefen mir über das Gesicht.
Ich glaubte nicht, in dieser Nacht schlafen zu können. Wie denn auch? Die Leere in unserem Bett war entsetzlich. Ich konnte nicht glauben, dass Anne wirklich gestorben war. Doch statt weinend wach zu liegen, wie ich erwartet hatte, fiel ich sofort in einen sehr tiefen Schlaf, wie unter einem Zauberbann.
Dann sah ich sie, immer noch so gekleidet wie in dem Moment, als sie mir entgegen gegangen war. Sie drehte sich zu mir um und winkte. Wo immer sie war, sie bewegte sich aufwärts und entfernte sich von mir, und zwar sehr schnell.
Ich wusste sofort, was ich tun wollte, nämlich sie so weit wie irgend möglich zu begleiten. Ich hatte das Tibetische Totenbuch gelesen und ging davon aus, nicht nur aufgrund der Beschreibung der Region zwischen Tod und Leben, die ich dort gefunden hatte, sondern auch meiner eigenen Erfahrungen, dass der erste Teil von Annes Reise verwirrend und unangenehm sein würde. Wenn ich konnte, wollte ich meiner geliebten Frau beistehen und sie beschützen.
Normalerweise kann ich meinen Körper nicht aus eigener Kraft verlassen. Jemand muss mich aktiv herausholen. Doch diesmal gelang mir der Ausstieg leicht und mühelos. Ich glitt in jene Schicht des Lebens hinein, die sich unmittelbar über der physischen Welt befindet.
Wir stiegen rasch hinauf in eine Region, die fast wirkte, als befände sie sich unter Wasser. Gewaltige, schattenhafte Gestalten ragten über uns auf und beobachteten uns wachsam. Dann tauchten wir ein in das wundervollste Licht, das ich jemals sah. Dabei bewegten wir uns immer schneller immer weiter fort. Anne lachte ein wenig angesichts meiner Hartnäckigkeit, aber ich wich nicht von ihrer Seite – bis mich plötzlich die Schnüre stoppten, mit denen die Seele an den Körper gebunden ist.
Anne entfernte sich, stieg weiter empor, drehte sich lächelnd zu mir um, und dann verschwand sie.
Im nächsten Moment lag ich wieder allein in unserem Bett.
Ich ließ meiner Trauer freien Lauf und schrie mein gequältes Heulen in das Kissen, um die Nachbarn nicht zu stören. Doch dann schlief ich wieder ein. Es fühlte sich an, als habe mir jemand die Hand auf den Kopf gelegt, Anne. Das geschah mit einer Liebe, wie ich sie nie erfahren hatte, denn sie war größer als die normale, physische Liebe. Es war die ruhige und bedingungslose Liebe, die eine Seele für eine andere Seele empfindet, das, was Anne »objektive Liebe« nennt.
In ihrem Tagebuch auf www.UnknownCountry.com, in einem Eintrag, den sie mir am 10. Juli 2017 diktierte, sagte sie: »Subjektive oder sentimentale Liebe empfinde ich nicht mehr. Ich habe eine Liebesbeziehung zur Wirklichkeit. Ich bin Teil der Freude des Bewusstseins. Ich bin gleichzeitig ich und alles Sein. Objektive Liebe ist die Energie, die das Universum erschuf und die dessen Ausdehnung aufrechterhält. Es ist eine Suche nach Wissen im Gange. Alles möchte ergründet und gewusst werden. Dieser Wunsch ist die objektive Liebe. Sie liebt alles Wissen, nicht nur das, was angenehm und erfreulich ist. Sie liebt und begehrt auch das Dunkle.«
Diese objektive Liebe ist auch der Schlüssel zum Aufbau der Brücke zwischen den Welten.
Aber es waren zunächst noch einige Aktionen von Anne notwendig, bis ich endlich begriff und aktiv wurde.
Am folgenden Nachmittag, einem Mittwoch, erhielt ich eine eMail einer Freundin aus Florida, der Autorin Trish MacGregor. Trish und ihr Mann und Co-Autor Rob hatten von einem gemeinsamen Freund erfahren, dass Anne gestorben war. Ich antwortete, dass sie friedlich hinübergegangen war. Während Trish meine eMail beantwortete, geschah etwas, das sie in ihrem Blog als »unglaublich merkwürdig« beschreibt. Sie tippte gerade: »Danke für deine Antwort. Wenn wir irgendwie helfen können, lass es uns einfach wissen«, als sie plötzlich in ihrem Haus, wie sie schreibt, »einen Lichtblitz und eine laute Explosion« wahrnahm. Zuerst erschraken die beiden heftig, stellten dann aber fest, dass es keine reale Explosion gewesen sein konnte, denn es gab keinerlei Schäden. Mit dem Haus war alles in Ordnung. Die Explosion ereignete sich, als Trish gerade das letzte Wort tippte: »wissen«. In ihrem Blog schreibt sie dazu: »Wir glauben, dass es sich um eine Botschaft von Anne handelte.« Berücksichtigt man alles, was zuvor geschah, halte ich das für sehr gut möglich. Aber natürlich fand ich es auch besorgniserregend. War Annes Tod doch schwerer und härter gewesen, als es meinem Eindruck entsprach? War sie wütend oder erschrocken? Unmittelbar nach ihrem Tod hatte sie so friedvoll gewirkt. Vielleicht handelte es sich ja um einen Freudenausbruch angesichts von Trishs Hilfsangebot. So deutete Trish den Vorfall jedenfalls, und auch ich hoffte es, aber ich weiß es bis heute nicht.
Wenn ein so sehr geliebter Mensch stirbt, hinterlässt das immer eine tiefe Wunde. Ob sie aber wirklich tun wollte, was sie tat, ob sie vielleicht, nachdem sie nicht mehr sprechen konnte, doch noch ihre Meinung änderte, ob sie litt, ohne ihr Leiden artikulieren zu können – mit all diesen Zweifeln und Befürchtungen muss ich leben. Als ich von der Explosion erfuhr, musste ich an Annes Temperament denken, ihre Wutausbrüche. Hatte sie diese weiterhin?
Ein wichtiger Teil des Trauerprozesses besteht darin, sich von solchen Zweifeln zu lösen. Das, was geschehen ist, lässt sich nicht ändern. Anne ist in eine neue Wirklichkeit gereist, und ich kann sie nicht zurückholen, jedenfalls nicht so, dass ich sie berühren und in meinen Armen halten könnte. Aber ich kann mit ihr kommunizieren. Also fragte ich sie, warum sie Trish einen solchen Schrecken eingejagt hatte. Sie antwortete: »Weil es Spaß machte.«
Zuerst freute ich mich über diese Antwort.
Das war so typisch für Anne.
Aber der Vorfall hatte auch eine ernste Komponente: Es war Anne wichtig, dass Trish aufmerksam wurde und mir ihr Erlebnis mitteilte. Es hatte sicherlich Spaß gemacht, aber sie stellte damit auch sicher, das Trish und ihr Mann sie wirklich bemerkten.
Da erinnerte ich mich plötzlich an unseren Plan, den wir vor so vielen Jahren geschmiedet hatten.
Wer von uns beiden als Erster starb, würde zunächst über Freunde Kontakt aufnehmen, nicht direkt.
Ich dachte: »Mein Gott, sie setzt den Plan in die Tat um!«
Zwar kann ich keinen genauen Zeitpunkt oder einen besonderen Vorfall nennen, ab wann mein Erstaunen der festen Annahme wich, dass Anne tatsächlich weiterhin in meinem Leben präsent war, aber jedenfalls begann ich in dieser Phase intensiver über ihre Mission nachzudenken. Sie versuchte nicht einfach nur mich zu kontaktieren, um mir persönlich etwas Gutes zu tun. Es gab einen anderen Grund. Mir wurde klar, dass sie es sich zur Aufgabe gemacht hatte, das Wissen um Die Seele im Jenseits voranzutreiben, und wie es immer schon ihre Art gewesen war, brachte sie ihre Absichten klar und deutlich zum Ausdruck.
Sie fuhr fort, ihre Existenz zu beweisen, indem sie gezielt andere Menschen kontaktierte. Ich hatte nicht nur niemandem von unserem Plan erzählt, sondern auch selbst jahrelang nicht mehr an ihn gedacht. Jetzt aber wurde mir klar, was sie tat.
Am Morgen nach Annes Tod wachte um 6 Uhr Alex Rotaru plötzlich auf, ein mit uns befreundeter Filmemacher. So früh wach zu werden war für ihn ungewöhnlich.
Sofort spürte er Annes Anwesenheit. Sie sagte: »Ich habe eine