DIE SEELE IM JENSEITS. Whitley Strieber
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу DIE SEELE IM JENSEITS - Whitley Strieber страница 9
Das werden wir gemeinsam erforschen und aufzeigen, wie diese Fähigkeit sich anwenden lässt, in jedem Leben und jeder menschlichen Beziehung. Wenn wir die Brücke zwischen den Welten wieder aufbauen, wird das unsere Spezies kompetenter, friedlicher und glücklicher machen.
Anne und ich haben uns für diese Zukunft entschieden und eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Welten diesseits und jenseits der Brücke begonnen. Natürlich stehen wir angesichts der Veränderungen, die derzeit auf der Erde stattfinden, vor Problemen und Herausforderungen. Aber Anne und ich waren Einblicke in die zukünftigen Möglichkeiten unserer Spezies vergönnt, und es erwarten uns Wunder, großartiger als selbst unsere optimistischsten Spekulationen.
Wir sehen uns heute mit Umständen konfrontiert, die unseren fernen Vorfahren sehr vertraut waren. Auch sie mussten schwere Zeiten durchstehen, um in ein neues Leben zu gelangen. Vor hunderttausend Jahren, als die letzte Eiszeit begann, waren sie nackte Nomaden. Als sie endete, hatten sie gelernt, sich Kleidung anzufertigen. Sie hatten zu sprechen gelernt, organisierten sich in Stämmen und waren zu Experten für alles geworden, was sie zum Überleben benötigten.
Auch jetzt werden wir den Weg in ein neues Leben finden – aber diesmal wird es wirklich neu sein, denn wir werden lernen, gleichzeitig in der materiellen Welt und jenseits von ihr zu leben, in einer erweiterten Realität, die sich uns gegenwärtig zu offenbaren beginnt. Um diese neue Art des Menschseins zu verwirklichen, ein heiles, ganzheitliches Menschsein, müssen wir uns auf eine neue Reise begeben.
Von dieser Reise handelt dieses Buch.
2
DUNKELHEIT SENKT SICH HERAB
Als meine brillante, kluge Frau in eine persönliche Ferne blickte, sagte sie leise: »Whitley, es ist Zeit.«
So sehr wollte ich fragen: »Zeit wofür?« Ich wollte, dass sie damit meinte, sie freue sich auf eine weitere Episode unseres gemeinsamen Lebens. Aber das war es nicht, und ich wusste es. Seit der Operation vor zwei Jahren war ihr Tumor nicht gewachsen, aber der nicht entfernte Teil belastete nun die Blutgefäße in ihrem Gehirn. Die Ärzte hatten uns gewarnt, dass die Schlaganfälle, die sie immer wieder erlitt, sich verschlimmern würden.
Vor ein paar Tagen war Annes linke Körperhälfte schwächer geworden. Die Zukunft war düster: weitere Schlaganfälle, an denen sie schließlich sterben würde. Die größte Gefahr sah ich darin, dass sie, bevor das eintrat, ihr Sprechvermögen verlieren und dann gezwungen sein würde, einen langsamen, hilflosen Tod zu sterben, möglicherweise unter Schmerzen leidend, die sie nicht mehr artikulieren konnte.
Unser gemeinsames Leben war ein zarter, komplexer Tanz gegenseitigen Entdeckens und eine Freude gewesen, die ich mir nie hätte erträumen können, bevor ich diesen vielschichtigen und doch aufgeschlossenen, liebevollen Menschen kennenlernte.
Schon viele Male war es mir gelungen, Anne doch noch zum Bleiben zu überreden. Ich hatte sie angefleht, ich hatte alles getan, um ihr trotz des Gehirntumors und der zunehmenden Lähmung ihres Körpers ein reiches Leben zu ermöglichen.
Wir hatten oft über das Lebensende gesprochen. Sie hatte ihre Situation gründlich analysiert und Vorkehrungen getroffen, dass sie in Würde und unter Beachtung aller gesetzlichen Vorschriften dieses Leben verlassen konnte.
Was bedeutete, mich zu verlassen, für den sie mehr als nur die Hälfte seines Lebens war.
Im vorigen Januar hatte sie gesagt, sie hätte gebetet, dass der Schlaganfall, der ihre linke Körperhälfte lähmte, ihr Leben beenden möge. Stattdessen war sie seitdem unfähig, aus dem Sessel aufzustehen, ihren linken Arm zu gebrauchen, zu lesen, selbst das Fernsehen fiel ihr nun schwer. Annes Verstand war so scharf wie eh und je, aber ihre Augen und Ohren hatten zunehmend Mühe, die Welt um sie herum wahrzunehmen. Ihr brillanter Geist war nun gefangen hinter einer Mauer aus stark beeinträchtigten Sinnesleistungen.
Ich las ihr vor, erklärte ihr Dinge, hielt sie auf dem Laufenden über das, was in der Welt geschah. Weil es allein schon enorm anstrengend war, Anne vom Bett in den Sessel zu heben, engagierten wir Helfer, die uns den Alltag erleichterten. Ich sorgte dafür, dass sie weiterhin Dinge erleben konnte, die ihr Freude machten, und sei es etwas so Simples wie der Besuch in einem Eiscafé. Ich tat alles, damit ihr Leben so reich und erfüllt war wie unter diesen Umständen möglich. Trotz der damit verbundenen Schwierigkeiten gingen wir ins Kino und ins Theater, besuchten Restaurants und den wöchentlichen Lesekreis, den wir beide sehr liebten – kurz: Wir machten weiterhin das Beste aus unserem Leben.
Wenn sie etwas nicht verstand, erklärte ich es ihr später, und es gelang uns, diese Gespräche zu einem Vergnügen für uns beide zu machen. Während alledem bewahrte sie sich ihren Enthusiasmus, auch bei Rehabilitation und Physiotherapie. Aber es blieb diese Tumormasse, die eine Besserung von Annes Zustand verhinderte, trotz aller Therapiemaßnahmen. Zwischen Januar und Juli hatte sie drei Therapiesitzungen pro Woche, die nichts bewirkten.
Als ihre Schwäche sich verstärkte, schlug ich vor, im Krankenhaus feststellen zu lassen, ob sie einen weiteren Schlaganfall erlitten hatte. Aber Anne hatte genug von Krankenhäusern.
Sie war so geistreich und wunderbar wie eh und je, voller Freude, Weisheit und Humor. Sie hatte keine Angst. Ganz im Gegenteil war sie ruhig und pragmatisch. An einem Tag Anfang August sagte sie mir, dass sie nun ihren Lebensende-Plan ausführen würde, der darin bestand, nicht mehr zu essen und zu trinken.
Ich hatte so hart dafür gekämpft, dass dieser Augenblick nicht kam. Und doch war ein Teil von mir so erschöpft, dass der Gedanke, nicht länger unter der dunklen Last Annes ständiger Betreuung leben zu müssen, etwas Befreiendes hatte – was meinem Schmerz zusätzlich um Schuldgefühle verstärkte. Ich wollte, dass sie bei mir blieb, wusste aber, dass ich selbst am Ende war. Mein linkes Knie war durch das viele Heben von Annes Körper zerstört. Ich litt unter ständigen Rückenschmerzen. Um überhaupt noch durchzuhalten, verbrachte ich die Nächte damit, meine Glieder mit Eisbeuteln zu kühlen. Ich musste zwei Mal pro Woche zum Chiropraktiker, manchmal öfter. Ich konnte nicht schreiben, weswegen wir uns erneut in einer gefährlichen finanziellen Abwärtsspirale befanden.
Die Wahrheit war, dass ihre Krankheit uns beide vollkommen erschöpft hatte. Ich sah, wie sie mich ansah, während ich sie hochhob, kochte, putzte und so weiter. Trotz unserer Helfer schaffte ich es nicht länger, und das wusste sie.
Da sie nicht mehr reisen konnte, sahen wir unsere Enkelkinder nur noch, wenn sie uns besuchten, was nur selten möglich war. Doch Anne war sicher, dass wir für unsere Enkel wertvoll waren. »Whitley, wir kennen einige der größten Geheimnisse des Lebens. Wir müssen das weitergeben.« Das beschäftigte sie sehr. Sie wusste: Wenn sie wenigstens einen von uns beiden rettete, würden unsere Enkel von unserem Wissen profitieren.
Ich hatte ihr gesagt, dass ich auch nicht weiterleben wollte, wenn sie ging. Ich fürchtete den Tod genauso wenig wie sie.
Sie bestand darauf, dass ich für unsere Kinder hierbleiben und dieses Buch zu Ende schreiben sollte. Schließlich willigte ich ein, und heute weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war. Auf einer tieferen Ebene, jenem Teil des Lebens, den wir nicht sehen, gab sie ihr Leben auf,