DIE SEELE IM JENSEITS. Whitley Strieber

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DIE SEELE IM JENSEITS - Whitley  Strieber

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all dem kam dann noch Annes Nahtoderfahrung im Jahr 2004 hinzu, als sie beinahe an einem Schlaganfall gestorben wäre. Dass wir auf irgendeine Weise nach dem Tod weiterexistieren, war für sie zuvor eine Idee gewesen, die ihr zunehmend wahrscheinlich erschien. Jetzt wusste sie es. Sie hatte selbst die Brücke überquert und war zurückgekehrt.

      Zum Ende ihres Lebens hin wusste Anne, wie ich glaube, so viel über das Leben nach dem Tod wie kaum ein anderer. Ich würde sagen, dass sie zu den kundigsten Experten auf diesem Gebiet gehörte, sowohl wegen ihrer intensiven Studien und Recherchen wie auch aufgrund ihrer persönlichen Erfahrung.

      Nach ihrer Nahtoderfahrung schloss sie sich jener Mission an, der sich auch unsere Besucher und unsere eigenen Toten widmen. Anne ging es dabei nicht nur darum, uns allen zu zeigen, dass das Jenseits wirklich existiert und wir den Tod nicht zu fürchten brauchen, sondern dass es Möglichkeiten gibt, uns darauf vorzubereiten – keine komplizierten Rituale, sondern die einfachen persönlichen Methoden, die sie selbst praktizierte, Methoden, die uns in die Lage versetzen, starke Seelen aufzubauen, schon zu Lebzeiten mit unseren eigenen verstorbenen Angehörigen zu kommunizieren und dann einen guten Übergang zu meistern und anschließend von der anderen Seite wirkungsvoll mit den Lebenden zu kommunizieren.

      Anne hat nach ihrem Tod eindrucksvoll bewiesen, dass die von ihr empfohlenen Methoden funktionieren.

      Seit Jahrtausenden versuchen die Menschen, ihre Toten zu kontaktieren, in jüngster Zeit mit Hilfe von Medien und elektronischen Kommunikationstechniken. Das alles funktioniert, zumindest manchmal. Doch es sind auch persönliche, vertraute und dauerhafte Beziehungen zwischen der physischen und der nichtphysischen Seite der Menschheitsfamilie möglich.

      Dadurch, dass wir den Kontakt zu unserer eigenen Seele verloren haben, ist auch der Kontakt zu unseren Vorfahren und Ahnen unterbrochen. Doch sie haben uns nicht im Stich gelassen, und wir brauchen sie heute dringlicher als je zuvor, und sie wissen das. Wie Sie sehen werden, rufen sie nach uns, und zwar schon seit mindestens zweihundert Jahren. Es wird Zeit, dass wir ihnen endlich antworten, damit die beiden Zweige dieser Familie beginnen können, miteinander zu leben und zu arbeiten.

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      Der Tod ist nicht das Ende. Er ist der Übergang in eine neue Form, wie die Verwandlung von der Raupe zum Schmetterling, und genau wie diese ist er Teil der Natur. Er ist nicht übernatürlich, steht nicht außerhalb der Natur. Nichts existiert außerhalb der Natur, aber die Natur ist eben auch weitaus größer, als die heutige Wissenschaft anerkennt.

      Während die Menschheit auf dem neuen Weg voranschreitet, der sich für uns öffnet, werden wir unsere gewalttätige und anarchische Geschichte hinter uns lassen. Anne sagt, dass die Grundlage für alle Gewalt die Angst vor dem Tod ist. Wenn wir als Individuen und Familien und ebenso als Spezies ganz werden, heil werden, wird diese Angst verschwinden und damit auch die Gewalt.

      Die neue Verbindung und Kommunikation zwischen den zwei Hälften unserer Spezies stellt einen Wendepunkt von so fundamentaler Natur dar wie jener, der den Beginn unserer Zivilisation auslöste und unsere Geschichte sich entfalten ließ. Auf dieser Seite der Veränderung liegt eine Geschichte voller Fehler, Verwirrung und Terror. Jenseits der Veränderung erwartet uns eine vollkommen neue Geschichte, in der wir gleichzeitig nach innen und nach außen blicken werden. Das Fundament dieser Geschichte wird unser Staunen sein. Es warten Entdeckungen auf uns, die unsere kühnsten Träume übertreffen werden. Es ist eine neue Sichtweise auf die Wirklichkeit, die uns zu einer neuen Lebensweise führen wird. Tatsächlich ist es eine Wiedergeburt.

      Als Anne – die einzige Frau, zu der ich je eine intime Beziehung hatte, das absolute Zentrum meines Lebens – starb, hatte ich das Gefühl, in einer Flut aus Trauer zu ertrinken. Ich war wie unter Schmerz begraben, konnte nicht denken, nicht essen, ja, mich kaum bewegen.

      Ein solcher Abschied ist eine Qual. Punkt. Wäre sie während dieser ersten Stunden ins Leben zurückgekehrt und hätte mir ins Gesicht geschrien, ich hätte sie vermutlich nicht gehört.

      Einer der ersten Sätze, den ich sie zu mir sagen hörte, lautete: »Trauer ist eine andere Form von Liebe.« Da erkannte ich, dass ich sie eigentlich liebte, wenn ich um sie trauerte. Und natürlich trauere ich. Ich vermisse sie auf jeder Ebene meines Seins. Obwohl ich mit ihr kommunizieren kann, vermisst mein Körper ihren Körper so sehr, und das lässt sich nicht ändern.

      Das zu verstehen, versetzte mich in die Lage, meine Trauer zum Teil meiner Arbeit zu machen, sie zu respektieren und zu lieben, sie aber auch zu nutzen, um mich bewusst auf Annes Gegenwart und ihre Worte zu konzentrieren, statt zuzulassen, dass alle diese neuen Möglichkeiten unter meinen Tränen begraben wurden. Sie hatte sich sorgfältig auf das vorbereitet, was kommen würde. Ich hatte mich ebenfalls vorbereitet, aber nicht annähernd so gut. Ich wünschte mir so sehr, dass sie bei mir blieb, und deshalb schaffte ich es kaum, an ihren Tod zu denken, und schon gar nicht auf diese ruhige, leidenschaftslose Art, mit der sie sich ihrem physischen Ende näherte.

      Ich wusste es damals noch nicht, aber schon sechs Monate vor ihrem Tod bereitete sie mich darauf vor, meinen Teil unserer Mission auszuführen. Sie tat das auf die für sie typische subtile Art. Sie bat mich, ein Gedicht auswendig zu lernen, das mir, wie wir sehen werden, ganz zentral dabei hilft, ihre Absichten zu verstehen. Außerdem ist es ein zentrales Element des Beweises, den Anne dafür erbracht hat, dass sie weiterhin bewusst und gegenwärtig ist.

      In dem Gedicht »Das Lied des wandernden Aengus« von W. B. Yeats wird von der lebenslangen Suche des irischen Landsmanns Aengus nach einem »schimmernden Mädchen« berichtet, das sogleich, nachdem es wie durch Zauberei in seinem Leben auftauchte, aus seinen Armen glitt und in einem Reich verschwand, das man wohl den Himmel nennen kann.

      Dieses Gedicht über die Suche eines Mannes ist zu meiner Lebensgeschichte geworden.

      Wenn jemals ein Liebespaar wie durch Zauberei zueinander fand, dann Anne und ich. Wir waren zwei junge Leute in New York City, die beide den Auskunftsbogen einer Partnervermittlung ausfüllten. Wir waren einander nie zuvor begegnet. Wir hatten keine gemeinsamen Freunde. Wir lernten uns kennen, weil wir jeweils auf der Vorschlagsliste standen, die uns von der Partnervermittlung zugeschickt wurde.

      Von dem Tag, als wir uns das erste Mal trafen, bis zu dem Tag, als Anne dieses Leben verließ, waren wir nur ein einziges Mal nicht beisammen, und zwar für nur zwei Wochen.

      Die Art, wie Anne dieses Gedicht und seine Metaphern in unser neues gemeinsames Leben eingewebt und mir immer wieder bewiesen hat, dass diese Beziehung wirklich existiert, hat mich mit der schönsten und reichsten Erfahrung beschenkt, die ich je machen durfte. Aufgrund dieser Erfahrung kann ich Ihnen versichern, dass in Ihnen, wenn Sie mit geliebten Verstorbenen in Kontakt treten, eine nie gekannte Herzenswärme und Glücksgefühle geweckt werden. Ihr ganzes Leben wird erneuert, und Sie werden das Staunen wiederentdecken.

      Aber selbst für jene, die bereits mit Jenseitskontakten vertraut sind, werden Fragen offen bleiben – das ist richtig, muss so sein und macht, offen gesagt, einen wesentlichen Reiz dieses ganzen Abenteuers aus. Festgefügte Glaubensvorstellungen sind Mauern. Fragen sind Türen.

      Trotz all unserer Wissens- und Erkenntnisfortschritte wiegt das Universum den menschlichen Verstand weiterhin in Unsicherheit und Unbekanntem. Wir sollten diese offenen Fragen nicht verdrängen, indem wir »daran glaube ich« oder »das glaube ich nicht« sagen. Viel besser ist es, den Glauben ganz aufzugeben und wie Anne zu bekennen: »Ich habe Fragen. Ich wundere mich. Ich staune.«

      Bevor Anne ins Nicht-Physische hinüberging, gab es in mir nur ein Selbst. Heute ist da noch ein zweites Selbst, und es ist kein von Trauer geplagter Wanderer, sondern ein Reisender, der zwei Wege gleichzeitig beschreitet, einen in dieser Welt und einen

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