Es war ein reiches Leben. Arthur Ernest Wilder-Smith
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Es war ein reiches Leben - Arthur Ernest Wilder-Smith страница 7
Eines Sonntags tauchte Onkel Frank nebst seiner lieben Frau, Tante Ennnie, und einigen Kusinen ganz unerwartet zum Teetrinken auf. Sie wollten im neuen Wagen mit der Familie ein wenig durch die Landschaft spazieren fahren. Das war für uns Kinder ein Fest, denn Onkel Frank spielte gern mit uns, und wir mochten ihn sehr. Dies aber schützte ihn keineswegs vor uns und unseren Streichen. Während die anderen Tee tranken, schlichen mein Bruder und ich aus dem Haus und fanden das nagelneue Auto vorschriftsmäßig vor dem Haus geparkt. Es war ein sehr schönes Auto – aber natürlich noch lange nicht so schön wie unser Bentley – und lief wahrscheinlich nicht ganz so gut, davon waren wir überzeugt. Wenn jemand das bezweifelt hätte, konnten wir es leicht beweisen! Oh ja, das konnten wir.
Schnell machten wir die Haube auf, im Nu stand der Zündverteiler offen vor unseren Blicken. Tief im Verteiler befand sich ein ganz winzig kleines Schräubchen. Mit unserem speziell dazu geeigneten Taschenmesser, das ein eingebautes Millimetermaß besaß, schraubten wir den Unterbrecher, der normalerweise mit einem Abstand von ein bis zwei Millimeter öffnete, auf einen viel zu kleinen Abstand zusammen. Nichts sonst; das war alles und genügte! Verteiler wieder zu, Haube herunter! Jetzt brauchten wir nur zu warten! Wir unterhielten uns mit unserer Tante, unseren Kusinen und Onkel Frank – vollendete Schauspieler waren wir! Nach dem Teetrinken mit gutem Kuchen und Erdbeeren plus Sahne, sagte Onkel Frank, seine Familie wolle die Spazierfahrt in ihrem neuen Wagen fortsetzen. Sie standen auf, bedankten sich für die gute Bewirtung und gingen stolz auf ihr neues Auto zu. Jetzt wurde es für uns spannend! Würde der Motor anspringen?
Ja, das erste Mal sprang er sogar gut an, und Onkel Frank und seine Familie fuhren mit großem Schwung und Gedränge durch die Tore zum Gutshaus hinaus. Auf der Hauptstraße angelangt, gab er Gas, um zu zeigen, wie tadellos der Motor beschleunigte – Humber Snipes waren dafür bekannt; der Motor war groß und die Karosserie sportlich leicht. Aber was war das? Der Motor spuckte laut und zögerte. Onkel Frank gab daraufhin wirklich Gas, um uns Bentley-Besitzern zu zeigen, dass nicht nur Bentleys etwas taugten. Da setzte der Motor plötzlich ganz aus! Er betätigte den Selbstanlasser, woraufhin der Motor etwas zögernd anging – sehr peinlich! Sobald aber der Motor auf Touren kam, fing er wieder an, laut zu spucken und zu husten. Der Wagen ruckte herum wie ein scheuendes Pferd. Onkel Frank meinte offenbar, dass er es mit Gewalt schaffen könnte – und gab Vollgas. Die Antwort des gequälten Motors war diesmal ein riesiger Knall, der von schwarzem Rauch begleitet war! Sehr peinlich – aber von unserem Standpunkt aus total vorschriftsmäßig! Wir schauten gelassen und vergnügt zu. Da probierte es der Ingenieur, Onkel Frank, mit List – er gab diesmal ganz leise Gas. Sobald aber der Motor auf Touren kam, fing ein Spucken, ein Niesen, ein Husten und ein Knallen an, das dem allerbesten Rennwagen Ehre gemacht hätte.
So Fuhr Onkel Frank mit seiner Familie durch das schläfrige sonntägliche Dorf, als ob er der Leitwagen einer Feuerwerksparade wäre; das Knallen, das Explodieren, das Qualmen und das Niesen hörten gar nicht mehr auf. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer. Trotzdem kam er sehr langsam von der Ortschaft fort, lange nachdem er unseren Blicken entschwunden war, hörten wir das Knallen des Motors in der Ferne. Wir schauten uns beglückt an!
„Nanu, ob er so nach Hause kommt?“, sagte mein Vater. Wir Kinder antworteten nicht. Aber was war jetzt los? Das heftige Niesen des Motors schien uns wieder näher zu kommen – wurde das Knallen wirklich lauter? Auf einmal erschien Onkel Frank nebst blasser Familie sehr gedemütigt vor unseren Toren wieder. Sein Motor rauchte und qualmte, lief aber immer noch, wenn auch unregelmäßig. Er fuhr wieder zu uns hinein, stieg aus, öffnete die Haube und inspizierte seinen neuen Schatz. Die Zündung und ihre Verstellung schienen in Ordnung zu sein. Keine Fliege und auch kein Wasser im Vergaser! Alles putzte er, der Ingenieur, fachmännisch aus. Die Damen gingen mittlerweile ins Haus, um eine zweite Portion Kuchen und Erdbeeren zu sich zu nehmen. Aber Onkel Frank, der Ingenieur, fand nicht, was die Ursache seiner sonntäglichen Demütigung sein könnte.
Da hatten wir Jungen plötzlich eine Idee! „Onkel Frank“, sagten wir, „du trinkst doch so gerne Kaffee, geh ins Haus und trink ganz gemütlich eine zweite Tasse. Dürfen wir in der Zwischenzeit versuchen, den Schaden am Motor zu finden – und vielleicht auch zu reparieren?“ Onkel Frank war ein sehr lieber Mann, der immer sehr hilfsbereit war! Er war auch ein wenig mehr als vollschlank und liebte Kuchen, Kaffee und Erdbeeren mit Schlagsahne. Er willigte gern ein und verschwand im Haus.
Schnell rissen mein Bruder und ich die Haube des Wagens auf. Herunter mit dem Zündverteiler, heraus mit dem Taschenmesser mit dem eingebauten Millimetermaß, zwei, drei Touren mit dem Schraubenzieher, bis der Abstand des Unterbrechers den Vorschriften entsprach. Dann zu mit der Haube!
Wir schlenderten langsam und gelassen ins Haus, aßen noch einige Erdbeeren und unterhielten uns überlegen mit unseren Kusinen, die den allergrößten Respekt vor uns Jungen hatten.
„So“, sagte Onkel Frank, „habt ihr was herausgefunden?“ „Möglicherweise“, antworteten wir, „aber wir haben noch nichts ausprobiert.“
Onkel Frank ging hinaus und setzte sich ins Auto, um eine Probefahrt zu machen. Er schoss förmlich aus dem Eingang auf die Hauptstraße, sauste durch das Dorf und kehrte nach fünf Minuten begeistert zurück.
„So gut fuhr mein neuer Wagen noch nie“, sprudelte es aus ihm heraus. „Man sieht, dass eure Mutter eine Ingenieurstochter ist. Es liegt einfach in eurem Blut!“
Mein Vater sagte gar nichts. Er hatte gewisse Erfahrungen mit den Söhnen einer Ingenieurstochter gemacht und riskierte offenbar keinen Kommentar. Aber unser guter Onkel war nicht so reserviert. Er kam auf uns verblüffte Jungen zu, griff tief in seine Tasche und holte ein Geldstück hervor (zweieinhalb Schillinge, so viel Geld hatten wir seit langem nicht gesehen).
„Das ist eine kleine Belohnung dafür, dass ihr in Mutters Fußstapfen tretet“, sagte er, indem er das große Stück Geld in die Hand meines Bruders drückte.
„Oh nein, Onkel Frank“, sagten wir, „so viel haben wir wirklich nicht verdient. Es war nur eine ganz kleine Sache.“
„Reden wir nicht darüber“, sagte er großzügig, „was wichtig ist, ist das Gewusst-wie – zwei Schillinge für Gewusst-wie“, fügte er hell vergnügt hinzu!
Nun, dachten wir tief beschämt, aber nicht bereit, zu unserer Missetat offen zu stehen, was bedeutet Gewusst-wie? Wohl gewusst, wie man einen ahnungslosen gutmütigen Onkel hereinlegt? Was er wirklich dachte, erfuhren wir nie. Er war ein guter Onkel, der immer bereit war, mitzumachen. Er war auch der einzige Onkel, der zu unserer Hochzeit kam. Die anderen waren entweder sehr alt oder bereits verstorben. Onkel Frank war gut über 70 Jahre alt, als wir heirateten.
Kapitel III
ANSCHAUUNGSUNTERRICHT
1. Die Bentley-Geschichte
Als ich etwa elf Jahre alt war, fuhr mein Vater eines Tages nach London, um einige Geschäfte zu erledigen. Er sah dort bei der Vertretung der bekannten Firma Bentley einen Drei-Liter-Bentley. Man verlangte für dieses gebrauchte, aber sehr schöne Auto etwa 900 DM: für damalige Verhältnisse ein horrender Preis.
Es war ein „Salonmodell“, vier Zylinder, blau und hatte viel Platz für die ganze Familie. Der Bentley gefiel Mutter und den Töchtern sehr gut. Man überlegte hin und her in der Familie. Das Auto war gut, aber teuer.
Zwei silberne Knöpfe auf dem Armaturenbrett dienten als Zündschlüssel. Neben