Getönte Fenster. Блейк Пирс
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Vielleicht haben sie etwas gefunden, was die Geschichte zum Einstürzen bringt, dachte sie. Doch das bezweifelte sie. Wenn das der Fall wäre, wären die Fragen viel direkter und sie hätten ihr womöglich sogar schon etwas vorgeworfen.
Aber nein… stattdessen suchten sie nach Löchern in ihrer Erzählung. Und Chloe hatte nicht vor, ihnen das zu geben.
Doch sie fragte sich, wie dieses Szenario wohl ablaufen würde, wenn Danielle an ihrer Stelle hier sitzen würde. Wenn sie Danielle vorladen würden und sie ein drittes Mal die Geschichte aufsagen ließen – in einem offizielleren Rahmen mit all diesen Wichtigtuern um sie herum – würde sie zusammenbrechen?
Es machte Chloe Angst darüber nachzudenken. Also gab sie ihr Bestes, es nicht zu tun, während sie ihre Wut herunterschluckte und weiter ihre Fragen beantwortete, wie ein liebes, kleines Mädchen.
Es ging schneller, als sie erwartet hatte, als sie Platz genommen hatte. Craddock und Kirsch gingen fünfzehn Minuten später. Als sie weg waren, blickte Johnson sie über den Tisch hinweg an. Chloe war gespannt, ob er den sympathisierenden guten Kerl spielen würde, oder ob er sich auf die Seite des Machtduos, das soeben sein Büro verlassen hatte, schlagen würde.
„Tut mir leid, dass Sie das erneut durchmachen mussten“, sagte er.
„Wirklich? Sie schienen sehr gut mit den beiden zu harmonieren.“
„Fine… Ich verstehe, dass Sie unter einer unglaublichen Menge emotionalen Drucks stehen, aber ich muss Sie trotzdem auf Ihren Ton und Ihre Einstellung hinweisen. Ich versuche so verständnisvoll wie möglich zu sein, aber ich werde auf jeden Fall einen Bericht über Ihre Insubordination erstellen, wenn Sie mich und ihre anderen Vorgesetzen weiterhin auf diese unverschämte Art und Weise ansprechen.“
Sie schluckte ihre Wut und ihren Stolz wieder hinunter und nickte. „Ich verstehe. Kann ich nun gehen?“
„Ja. Sie werden auf Ihrem Schreibtisch ihre Aufgaben vorfinden. Abhörprotokolle und eine Rechercheanfrage eines Feldagenten in Philadelphia, glaube ich.“
„Soll das ein Witz sein?“
Sie verließ sein Büro, bevor er die Möglichkeit hatte eine Antwort oder Erklärung zu liefern. Obwohl sie sich sicherlich nicht über trivialen Schreitischaufgaben stehen sah, die viele Agenten Woche für Woche ausführen mussten, erschien es ihr trotzdem wie ein Rückschritt. Sie konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob es eine Art Strafe sein sollte – und wenn ja, so fragte sie sich, wie lange das andauern würde.
Normalerweise war sie jemand, die ihre Emotionen für sich behielt, doch gerade musste Chloe damit kämpfen ihre Wut unter Kontrolle zu behalten. Sie nahm sich Zeit zu ihrer Arbeitsnische zurückzukehren, da sie wusste, dass ihre Wut nur weiter ansteigen würde, wenn sie die dämlichen Aufgaben zu Gesicht bekam, die Johnson für sie vorbereitet hatte.
Sie war so in ihrem eigenen emotionalen Chaos verschlungen, dass sie beinahe das bekannte Gesicht der Person übersah, die aus einem Büro am Ende des Korridors hinaustrat. Es war Rhodes, ihren Blick nach unten gerichtet, während sie etwas auf ihrem Handy durchblätterte. Als sie aufsah und Chloe bemerkte, sah sie zuerst alarmiert und dann erleichtert aus.
„Alles gut?“, fragte Rhodes.
„Ja. Aber du hast mich gestern gesehen. Wieso fragst du jetzt?“
„Es spricht sich rum“, sagte Rhodes. „Ich habe gehört, du wurdest heute zu Johnson einbestellt. Ich habe auch gehört, dass Direktor Craddock da war. Ich habe mir gedacht, dass du für irgendwas abgekanzelt wirst.“
„Nein, nicht wirklich. Es ist bloß…sie wollen diese Geschichte mit meiner Schwester und meinem Vater wieder hervorholen und ich bin einfach fertig damit.“
Rhodes schaute in alle Richtungen über den Flur, so als wollte sie sichergehen, dass sich niemand in Hörweite befand. „Ich frage mich, ob sie sehen wollen, ob es dich emotional mitgenommen hat… vielleicht wollen sie sehen, ob du in der Lage bist nach so einem persönlichen und traumatischen Ereignis zu arbeiten.“
„Das bezweifele ich.“
„Ich weiß nicht. Es würde erklären, wieso ich soeben einen Fall bekommen habe ohne dich als Partnerin. Ich weiß, dass wir noch nicht zu offiziellen Partnerinnen gemacht wurden, aber der Fall sieht so aus, als würde er genau auf dein Profil passen.“
„Was? Wann hast du den Fall bekommen?“
„Vor einer halben Stunde. Ich mache gerade Reisepläne. Der Grund, den ich bekommen habe war, dass Johnson sich nicht sicher ist, ob du der Aufgabe gewachsen seist. Er meint du bräuchtest womöglich etwas Zeit, um dich zu erholen.“
Chloe grinste, aber nur weil es einfacher war, als einen zornigen Aufschrei zu unterdrücken. „Ich bin in bester Ordnung. Anscheinend ist seine Auffassung von Erholung, Abhörmaterial durchzugehen und in der Rechercheabteilung auszuhelfen.“
„Du armes Ding“, sagte Rhodes. „Wenn du willst, kann ich darauf drängen, dass du dazukommen sollst.“
„Das weiß ich zu schätzen“, sagte Chloe, „aber ich denke, dass ich das selbst tun werde.“
Rhodes nickte, doch es war klar, dass es ihr nicht gefiel, wie sich die Dinge entwickelten. „Besteh aber nicht zu sehr darauf. Ich würde nicht wollen, dass du Probleme bekommst oder so.“
„Das werde ich nicht.“
Sie war gerade dabei kehrt zu machen und direkt zurück zu Johnsons Büro zu marschieren, doch dann fiel ihr etwas auf. Es sah Rhodes überhaupt nicht ähnlich, diese Art von Fürsorge zu zeigen. Die Phrase Ich würde nicht wollen, dass du Probleme bekommst oder so sah ihr überhaupt nicht ähnlich.
„Rhodes… hast du irgendetwas gehört? Über mich und meine Schwester?“
„Nichts, was nicht jedermann bereits gehört hätte. Es ist irgendwie rausgekommen, dass du drüben in Texas warst und irgendeine Konfrontation mit deinem Vater hattest. Die meisten hier finden, dass es sehr mutig von dir war. Ich glaube, Johnson denkt das wahrscheinlich auch… er hat bloß seine Vorgesetzten, die ihm über die Schulter schauen.“
Chloe war sich nicht ganz sicher wieso, aber sie glaubte ihr nicht. Sie hatte das Gefühl, dass sie Rhodes immer besser kannte, und es gab etwas an der Art, wie diese ihre Frage beantwortet hatte, die Chloe suspekt vorkam. Trotzdem, wenn sie diesen Fall übernehmen und mit ihrem Leben wie bisher weitermachen wollte, musste sie es erstmal dabei belassen.
Sie ging zurück zu Johnsons Büro und traf ihn auf dem Gang, als er sich auf dem Weg nach irgendwo anders befand.
„Also, ich habe mit Rhodes gesprochen“, sagte sie. „Wieso habe ich nicht die Gelegenheit bekommen an diesem neuen Fall mit ihr zusammenzuarbeiten?“
„Nicht, dass ich Ihnen eine Antwort schulde, aber ich war mir nicht sicher, ob Sie in der Verfassung sind, wieder da rauszugehen, wenn man bedenkt, was Sie alles durchgemacht haben.“
„Ich schätze das, Sir. Aber, selbst wenn mein Einsatz sonst nichts bringt, denke ich, dass es tatsächlich eher hilfreich für mich sein würde.“