Der Tod und Ein Hund. Фиона Грейс
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Читать онлайн книгу Der Tod und Ein Hund - Фиона Грейс страница 3
Als Lacey hinter den Verkaufstresen schlüpfte, fiel ihr auf, dass der ältere Herr die gebrochene Figur darauf platziert hatte.
„Ich würde sie gerne kaufen“, erklärte er.
„Aber sie ist kaputt“, erwiderte Lacey. Er versuchte offensichtlich einfach nur nett zu sein, obwohl er keinen Grund hatte, sich wegen des Missgeschicks schlecht zu fühlen. Es war wirklich nicht seine Schuld gewesen.
„Ich will sie trotzdem haben.“
Lacey lief rot an. Er war sehr hartnäckig.
„Darf ich wenigstens versuchen, sie zu reparieren?“, fragte sie. „Ich habe Superkleber und –“
„Das ist nicht nötig!“, unterbrach sie der Herr. „Ich will sie genauso, wie sie ist. Sehen Sie, die Figur erinnert mich jetzt nur noch mehr an meine Frau. Das wollte ich eigentlich gerade sagen, als das Auto über die Schwelle gerumpelt ist. Sie war die erste Ballerina mit Handicap in der Royal Ballet Society.“ Er hielt die Figur hoch und drehte sie im Lichtschein. Das Licht spiegelte sich im rechten Arm, der immer noch elegant ausgestreckt war, am Ellenbogen jedoch in einem gezackten Stumpf endete. „Sie tanzte mit einem Arm.“
Lacey zog die Augenbrauen hoch. Ihr Mund stand offen. „Das kann doch nicht wahr sein!“
Der Mann nickte eifrig. „Ehrlich! Sehen Sie das nicht? Das war ein Zeichen von ihr.“
Lacey konnte ihm nur zustimmen. Sie war schließlich selbst gerade auf der Suche nach einem Geist in der Form ihres Vaters und daher besonders empfänglich für die Zeichen des Universums.
„Dann haben Sie recht, Sie müssen sie haben“, sagte Lacey. „Aber ich werde Sie nicht dafür bezahlen lassen.“
„Sind Sie sicher?“, fragte der Mann überrascht.
Lacey strahlte. „Absolut sicher! Ihre Frau hat Ihnen ein Zeichen geschickt. Die Figur gehört rechtmäßig Ihnen.“
Der Herr wirkte gerührt. „Dankeschön.“
Lacey begann die Figur in Seidenpapier einzuwickeln. „Lassen Sie uns sicherstellen, dass ihr keine weiteren Gliedmaßen abbrechen, nicht wahr?“
„Sie halten eine Auktion ab, wie ich sehe“, sagte der Mann und deutete über ihre Schulter auf ein Plakat an der Wand.
Anders als das plumpe, handgezeichnete Poster, das sie bei der letzten Auktion verwendet hatte, war dieses professionell angefertigt worden. Es war mit nautischen Bildern dekoriert; mit Booten und Möwen und einem Rahmen, der so aussah, als bestünde er aus blau und weiß karierten Wimpeln zu Ehren von Wilfordshires eigener Obsession mit Wimpeln.
„Das ist richtig“, sagte Lacey mit stolzgeschwellter Brust. „Es ist erst meine zweite Auktion. Sie dreht sich ausschließlich um antike Seefahrtobjekte. Sextanten. Anker. Teleskope. Ich werde eine ganze Reihe von Schätzen verkaufen. Vielleicht wollen Sie ja vorbeikommen?“
„Ja, vielleicht“, antwortete der Mann mit einem Lächeln.
„Ich lege Ihnen einen Flyer in die Einkaufstüte.“
Genau das tat Lacey auch und reichte dem Mann die zarte Figur über den Tresen. Er dankte ihr und machte sich auf den Weg hinaus.
Lacey beobachtete, wie der alte Herr den Laden verließ, berührt von seiner Geschichte, bis ihr der andere Kunde wieder ins Gedächtnis kam.
Sie blickte nach rechts, um ihre Aufmerksamkeit auf den anderen Mann zu richten. Doch er war bereits verschwunden. Er hatte den Laden leise und unbemerkt verlassen, bevor sie überhaupt die Chance hatte, ihm ihre Hilfe anzubieten.
Sie ging zu dem Areal, das er gerade noch begutachtet hatte. Auf der unteren Ablage hatte sie die Boxen abgestellt, in der sich alle Objekte für die Auktion befanden. Auf einem Schild in Ginas Handschrift stand geschrieben: Keines dieser Stücke steht zum Verkauf. Alles wird versteigert! Sie hatte daneben eine Zeichnung hinterlassen, die wohl einen Schädel mit gekreuzten Knochen darstellen sollte. Dabei musste sie das Seefahrtthema mit Piraten verwechselt haben. Hoffentlich hatte der Kunde das Schild gesehen und würde morgen wiederkommen, um auf den Gegenstand zu bieten, der ihn so brennend interessiert hatte.
Lacey nahm eine der Boxen mit zur Theke, in der sich noch nicht geschätzte Artikel befanden. Als sie ein Objekt nach dem anderen herauszog und sie auf dem Tresen aufreihte, konnte sie ihre freudige Aufregung nicht mehr verbergen. Ihre letzte Auktion war wunderbar gewesen, doch die Suche nach einem Killer hatte ihre Freude geschmälert. Diese würde sie in vollen Zügen genießen. Endlich würde sie die Chance erhalten, ihre Auktionskünste zu üben, und sie konnte es wirklich kaum erwarten!
Sie war gerade voll im Fluss beim Schätzen und Katalogisieren der Artikel, als sie von dem schrillen Läuten ihres Handys unterbrochen wurde. Mit leichter Frustration über die Störung, die sicherlich von ihrer melodramatischen, jüngeren Schwester Naomi und ihrer Alleinerzieherkrise ausging, blickte Lacey auf ihr Handy, das mit dem Display nach oben auf dem Tisch lag. Sie war überrascht zu sehen, dass der Name ihres Ex-Mannes David aufleuchtete.
Lacey starrte einen Moment lang auf den blinkenden Bildschirm, zu benommen, um zu reagieren. Ein Tsunami der Gefühle durchflutete ihren Körper. David und sie hatten seit der Scheidung kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt – obwohl er immer noch mit Laceys Mutter zu sprechen schien – und alles über ihre Anwälte geregelt. Aber dass er sie direkt anrief? Lacey wusste gar nicht, wo sie mit ihren Theorien über sein plötzliches Verhalten anfangen sollte.
Obwohl sie es eigentlich besser wissen sollte, hob Lacey ab.
„David? Ist alles in Ordnung?“
„Nein, ist es nicht“, erklang seine gereizte Stimme, die eine Million verborgene Erinnerungen aus Laceys Verstand hervorwühlte, wie als würde jemand Staub aufwirbeln.
Sie verkrampfte sich, bereit für schreckliche Nachrichten. „Was ist los? Ist etwas passiert?“
„Deine Alimente sind nicht angekommen.“
Lacey rollte ihre Augen so weit nach oben, dass es schmerzte. Geld. Natürlich. Es gab nichts, was David wichtiger war als Geld. Einer der lächerlichsten Aspekte ihrer Scheidung war die Tatsache, dass sie ihm Unterhalt zahlen musste, da sie mehr verdient hatte als er. Natürlich war dies der einzige Grund, um ihn dazuzubringen, mit ihr in Kontakt zu treten.
„Aber ich habe die Zahlungen bereits bei der Bank eingerichtet“, sagte ihm Lacey. „Sie sollten automatisch laufen.“
„Nun, scheinbar haben die Briten eine andere Definition von automatisch und falls du es nicht mitbekommen hast, die Deadline ist heute! Also schlage ich vor, dass du schleunigst bei der Bank anrufst und die Situation klärst.“
Er klang genauso wie ein Rektor. Lacey erwartete schon fast, dass er seinen Monolog mit den Worten „du dummes, kleines Mädchen“ abschloss.
Sie krallte sich in das Telefon und bemühte sich, David keinen Raum in ihrem Kopf zu lassen, nicht heute, am Tag vor der Auktion, auf die sie sich schon so gefreut hatte!
„Was für ein schlauer Vorschlag, David“, antwortete sie und klemmte ihr Handy zwischen ihrem Ohr und ihrer Schulter ein, damit sie die Hände freihatte, um sich in ihrem Online-Account der Bank einzuloggen. „Auf die Idee wäre ich nie gekommen.“
Auf ihre Worte