Der Tod und Ein Hund. Фиона Грейс
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„Deine Groupies sind also schon gegangen“, witzelte Lacey, als sie zum Tresen kam. „Und sie haben eine Menge Fanartikel mitgenommen.“
„Du kennst mich“, antwortete Tom und zog seine Augenbrauen hoch. „Ich der erste Konditor der Welt mit einem Fanclub.“
Er schien heute besonders gut gelaunt zu sein, dachte Lacey. Nicht dass er jemals schlecht gelaunt war. Tom war einer dieser Menschen, die einfach so durch das Leben schwebten, ohne sich von dem üblichen Stress herunterziehen zu lassen. Es war eine der Sachen, die Lacey besonders an ihm mochte. Er war so anders als David, der sich schon von der kleinsten Irritation aus dem Konzept bringen hatte lassen.
Sie lehnte sich über den Tresen und Tom stützte sich auf seinen Armen ab, um sie zu küssen. Lacey vergaß alles rund um sich und genoss den Moment, bis Chester aufheulte, unglücklich darüber, ignoriert zu werden.
„Sorry, Kumpel“, sagte Tom. Er kam hinter dem Tresen hervor und bot Chester einen schokoladenfreien Snack aus Johannisbrotkernmehl an. „Hier hast du etwas. Deinen Lieblingssnack.“
Chester schleckte das Leckerli direkt aus Toms Hand, stieß einen großen, zufriedenen Seufzer hervor und sackte auf dem Boden zusammen, bereit für ein Nickerchen.
„Also welcher Tee steht heute auf dem Menü?“, fragte Lacey und nahm auf ihrem üblichen Sessel am Tresen Platz.
„Zichorie“, sagte Tom.
Er ging in die Küche im hinteren Teil des Geschäfts.
„Den hatte ich noch nie“, rief ihm Lacey nach.
„Er ist koffeinfrei“, rief Tom zurück, untermalt von dem Plätschern eines Wasserstrahls und dem Scheppern von Schranktüren. „Und hat einen leicht abführenden Effekt, wenn man zu viel trinkt.“
Lacey lachte. „Danke für die Warnung“, erwiderte sie.
Ihre Worte wurden von dem Klirren und Klappern des Porzellans und dem Blubbern des Teekessels beantwortet.
Dann kam Tom wieder hervor und trug ein Tablett in den Händen. Teller, Tassen, Untertassen, eine Zuckerdose und ein Teekessel aus Porzellan befanden sich darauf.
Er stellte das Tablett zwischen ihnen ab. Immer wenn Tom etwas kochte, waren die Tassen und Teller nicht aus einem Set, sondern komplett durcheinander gewürfelt. Ihr einziges verbindendes Thema war, dass sie alle aus England stammten, als hätte er jedes Stück bei einem anderen Flohmarkt einer patriotischen, alten Dame gekauft. Auf Laceys Tasse befand sich ein Bild von Prinzessin Diana in ihren letzten Jahren. Ihr Teller war mit einem Zitat von Beatrix Potter in einer zarten, kursiven Schrift verziert, daneben befand sich ein Aquarellbild der ikonischen Kinderbuchente Jemima Pratschel-Watschel mit Haube und Schal. Die Teekanne war wie ein bunt dekorierter, indischer Elefant geformt, auf dessen rot- und goldfarbenen Sattel die Worte Piccadilly Circus gedruckt waren. Sein Rüssel war natürlich der Ausguss.
Während der Tee noch im Kessel zog, verwendete Tom eine silberne Zange, um ein paar Croissants aus der Vitrine in der Auslage zu holen, die er auf einem hübschen, blumigen Teller auflegte. Er schob eines zu Lacey, gefolgt von einem Glas ihrer Lieblingskonfitüre aus Aprikosen. Dann schenkte er beiden eine Tasse des gebrühten Tees ein, setzte sich auf seinen Stuhl, hielt die Tasse hoch und sagte: „Zum Wohl.“
Als sie gleichzeitig einen Schluck machten, hatte Lacey ein plötzliches Déjà-vu. Kein echtes, bei dem man sich sicher ist, dass man diesen exakten Moment bereits erlebt hat, sondern ein Déjà-vu, das mit der Wiederholung und Routine kommt, wenn man etwas jeden Tag macht. Es fühlte sich so an, als hätten sie diesen Moment bereits erlebt, weil sie es hatten; gestern und am Tag davor und am Tag davor. Als sehr beschäftigte Ladenbesitzer mussten Tom und Lacey oft Überstunden machen und arbeiteten sieben Tage die Woche. Die Routine, der Rhythmus war ganz wie von selbst gekommen. Aber es war mehr als das. Tom hatte ihr ganz automatisch ein getoastetes Mandelcroissant mit Aprikosenkonfitüre gegeben. Er musste nicht einmal fragen, was sie wollte.
Es hätte Lacey glücklich machen sollen, aber stattdessen fand sie es beunruhigend. Denn genauso waren die Dinge anfangs mit David gewesen. Die Bestellung des anderen lernen. Kleine Gefallen für den anderen erledigen. Kleine Momente von Routine und Rhythmus, die ihr das Gefühl gegeben hatten, zwei Teile eines Puzzles zu sein, die perfekt ineinanderpassten. Sie war jung und dumm gewesen und hatte den Fehler gemacht zu glauben, dass es sich immer so anfühlen würde. Aber das war nur die Anfangsverliebtheit gewesen. Diese ging nach einem oder zwei Jahren verloren und zu diesem Zeitpunkt steckte sie bereits in einer Ehe fest.
War es in der Beziehung mit Tom genauso? Würde die Verliebtheit mit der Zeit nachlassen?
„Woran denkst du?“, fragte Tom und unterbrach ihr nervöses Grübeln.
Lacey spuckte ihren Tee beinahe aus. „Nichts.“
Tom zog eine Augenbraue hoch. „Nichts? Hat die Zichorie so wenig Eindruck bei dir hinterlassen, dass all deine Gedanken aus dem Kopf gefegt wurden?“
„Oh, über den Tee!“, erwiderte sie und wurde rot.
Tom sah nun noch amüsierter aus. „Ja. Was denn sonst?“
Lacey stellte die Diana-Tasse klappernd auf der Untertasse ab. „Er ist gut. Erinnert mich an Lakritze. Acht von zehn Punkten.“
Tom pfiff. „Wow. Ein hohes Lob. Aber nicht ganz ausreichend, um den Assam von seinem Thron zu stürzen.“
„Es würde einen herausragenden Tee benötigen, um den Assam zu entthronen.“
Ihr kurzweilige Sorge, Tom könnte ihre Gedanken lesen, verschwand wieder und Lacey wandte ihre Aufmerksamkeit dem Frühstück zu. Sie genoss jeden Bissen des buttrigen Gebäcks, gemeinsam mit den gerösteten Mandeln und der selbstgemachten Aprikosenkonfitüre. Aber selbst das schmackhafte Essen konnte ihre Gedanken nicht davon abhalten, zu ihrer Unterhaltung mit David zu wandern. Sie hatte seine Stimme nicht mehr gehört, seit er aus ihrem alten Appartement auf Upper East Side mit den Worten gestürmt war: „Du wirst von meinem Anwalt hören!“ Seine Stimme wieder zu hören, erinnerte sie daran, dass sie vor weniger als einem Monat noch eine relativ glücklich verheiratete Frau gewesen war, mit einem stabilen Job, einem Einkommen und ihrer Familie in der Nähe, in einer Stadt, in der sie ihr gesamtes Leben verbracht hatte. Ohne es zu bemerken, hatte sie ihre gesamte Vergangenheit in New York City hinter dicke Mauern in ihrem Verstand geschoben. Es war eine Bewältigungsstrategie, die sie bereits als Kind gelernt hatte, um mit der Trauer über das plötzliche Verschwinden ihres Vaters umzugehen. Es schien als hätte Davids Stimme das Fundament dieser Mauer zum Wackeln gebracht.
„Wir sollten einen Urlaub machen“, sagte Tom plötzlich.
Und schon wieder spuckte Lacey beinahe ihr Essen aus, aber es war Tom offensichtlich nicht aufgefallen, denn er sprach weiter.
„Wenn ich von dem Focaccia-Kurs zurück bin, sollten wir einen Urlaub in der Umgebung machen. Wir haben beide so hart gearbeitet in letzter Zeit. Das haben wir uns verdient. Wir können in meine Heimatstadt in Devon fahren und ich zeige dir all die Orte, die ich als Kind geliebt habe.“
Hätte Tom diesen Vorschlag gestern, vor Davids Anruf, gemacht, hätte Lacey wahrscheinlich direkt angebissen. Aber auf einmal schien es ihr völlig voreilig zu sein, Pläne für die Zukunft mit ihrem neuen Freund zu machen – selbst wenn diese Zukunft nur eine Woche entfernt war. Es gab keinen Grund, weshalb sich Tom Sorgen machen sollte. Aber Lacey war noch nicht lange geschieden. Sie hatte seine relativ stabile Welt betreten, als sich