Der Tod und Ein Hund. Фиона Грейс
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„Sollte ich?“, antwortete Lacey. „Es ist nur ein Missverständnis bei der Bank. Ich kann das wahrscheinlich bis zum Ende des Tages aus der Welt schaffen. Tatsächlich, ja, hier ist eine Nachricht auf meinem Account.“ Sie klickte auf das kleine, rote Symbol und eine Informationsbox poppte auf. Sie las laut vor. „Auf Grund der Feiertage werden alle planmäßigen Zahlungen, die auf Sonntag oder Montag fallen, erst am Dienstag bei den Empfängerkonten ankommen. Aha. Hier haben wir die Lösung. Ich wusste, dass es etwas Simples sein würde. Ein Feiertag.“ Sie pausierte und blickte aus dem Fenster auf eine Gruppe von Passanten. „Ich dachte mir schon, dass die Straßen heute besonders belebt wirken.“
Sie konnte beinahe hören, wie David auf der anderen Seite mit seinen Zähnen knirschte.
„Das ist wirklich sehr unpraktisch für mich“, fauchte er. „Ich muss meine Rechnungen bezahlen, weißt du.“
Lacey sah zu Chester herunter, als brauchte sie einen Kameraden in dieser besonders frustrierenden Unterhaltung. Er hob seinen Kopf von seinen Pfoten und zog eine Braue hoch.
„Kann dir Frida nicht ein paar Millionen borgen, wenn es knapp wird?“
„Eda“, besserte David sie aus.
Lacey wusste den Namen von Davids neuer Verlobten ganz genau. Aber Naomi und sie hatten begonnen, sie Zwei-Wochen-Frida zu nennen, bezugnehmend darauf, wie schnell die beiden sich verlobt hatten, und jetzt konnte sie an nichts anderes mehr denken.
„Und nein“, sprach er weiter. „Sie sollte das nicht müssen. Wer hat dir überhaupt von Eda erzählt?“
„Meine Mutter hat es möglicherweise bei ein oder zwei Dutzend Gelegenheiten erwähnt. Warum redest du eigentlich noch mit meiner Mutter?“
„Sie war vierzehn Jahre ein Teil meiner Familie. Ich habe mich ja nicht von ihr geschieden.“
Lacey seufzte. „Nein. Ich schätze nicht. Also, was ist der Plan? Dass ihr drei euch bei der Mani-Pedi trefft und beste Freunde werdet?“
Jetzt wollte sie ihn aufziehen und sie konnte sich einfach nicht zurückhalten. Es machte richtig Spaß.
„Du bist lächerlich“, sagte David.
„Ist sie nicht die Erbin eines Emporiums für falsche Nägel?“, fragte sie mit gespielter Unschuld.
„Ja, aber du musst es nicht so sagen“, erwiderte David mit einer Stimme, die das Bild von seiner beleidigten Schnute vor Laceys innerem Augen erscheinen ließ.
„Ich habe nur spekuliert, wie ihr drei wohl am ehesten eure gemeinsame Zeit verbringen würdet.“
„Mit kritischem Unterton.“
„Mom hat mir erzählt, dass sie jung ist“, sagte Lacey und versuchte das Gespräch in eine andere Richtung zu führen. „Zwanzig. Ich denke, zwanzig ist doch vielleicht ein bisschen zu jung für einen Mann deines Alters. Aber zumindest hat sie noch ganze neunzehn Jahre Zeit, um herauszufinden, ob sie Kinder will oder nicht. Neununddreißig ist bei dir schließlich die Grenze.“
Sobald sie es ausgesprochen hatte, wurde ihr bewusst, wie sehr sie nach Taryn klang. Sie zuckte zusammen. Sie hatte kein Problem damit, dass Toms Eigenarten auf sie abfärbten, aber bei Taryn ging es wirklich zu weit!
„Entschuldige“, murmelte sie und ruderte zurück. „Das war unpassend.“
David wartete einen Moment. „Sorg einfach dafür, dass ich das Geld bekomme, Lace.“
Der Anruf wurde beendet.
Lacey seufzte und legte das Telefon zur Seite. Obwohl die Unterhaltung extrem ärgerlich gewesen war, würde sie sich nicht die Laune vermiesen lassen. David lag in ihrer Vergangenheit. Sie hatte sich ein ganz neues Leben in Wilfordshire aufgebaut. Und in Wirklichkeit war Davids neue Beziehung mit Eda ein Glück im Unglück. Sie würde ihm keinen Unterhalt mehr bezahlen müssen, sobald die beiden geheiratet hatten, und das Problem würde sich von selbst lösen! Aber so wie die Dinge normalerweise für sie liefen, hatte sie das ungute Gefühl, dass diese Verlobung lange andauern würde.
KAPITEL ZWEI
Lacey war gerade dabei, die Objekte zu schätzen, als Taryn vor ihrem Fenster endlich den großen Van wegfuhr und den Blick auf Toms Geschäft auf der anderen Seite der gepflasterten Straße wieder freigab. Die karierten Wimpel mit Ostermotto waren durch sommerliche Wimpel ersetzt worden und Tom hatte die Auslage mit den Macarons aufgepeppt, sodass sie jetzt wie eine Szene auf einer tropischen Insel aussah. Der Sand bestand aus Zitronen-Macarons, umgeben von einem Ozean in unterschiedlichen Blautönen – türkisblau (Zuckerwattegeschmack), hellblau (Kaugummigeschmack), dunkelblau (Blaubeergeschmack) und marineblau (blaue Himbeeren). Hohe Stapel von Schokoladen-Macarons, Kaffee-Macarons und Erdnuss-Macarons bildeten die Plamen, während die Blätter aus Marzipan geformt worden waren; ein weiteres Lebensmittel, mit dem Tom sehr geübt war. Das Schaufenster war atemberaubend und es lief einem schon beim reinen Anblick das Wasser im Mund zusammen. Ständig versammelten sich davor große Gruppen von aufgeregten Touristen, um es zu bewundern.
Wenn sie durch das Fester neben dem Tresen blickte, konnte Lacey Tom dahinter sehen. Er war damit beschäftigt, seine Kunden mit seinen theatralischen Auslagen zu begeistern.
Sie ließ ihr Kinn auf ihre Faust sinken und stieß ein verträumtes Seufzen heraus. Bisher waren die Dinge wunderbar mit Tom gelaufen. Sie waren jetzt offiziell dabei sich zu „daten“, wie es Tom genannt hatte. Sie würde diesen Begriff niemals wählen. Während ihrer Diskussion über „die Art ihrer Beziehung“ hatte Lacey darauf bestanden, dass dies ein unpassender und kindischer Ausdruck für zwei Erwachsene sei, die eine romantische Verbindung hatten. Tom hatte erwidert, dass es nicht ihre Aufgabe war, die Terminologie anzufechten, sofern sie nicht bei dem Wörterbuch Merriam-Webster arbeitete. Sie gab bei diesem Diskussionspunkt nach, zog jedoch den Schlussstrich bei den Worten „Freund“ und „Freundin“. Sie mussten sich erst auf passende Titel einigen, mit denen sie sich bezeichnen würden und wichen normalerweise auf ‚Schatz’ aus.
Auf einmal sah Tom zu ihr herüber und winkte. Lacey zuckte zusammen und richtete sich auf. Ihre Wangen wurden heiß, als ihr bewusst wurde, dass er sie gerade dabei erwischt hatte, ihn wie ein verliebtes Schulmädchen anzuhimmeln.
Toms winkende Geste wurde zu einer Aufforderung und Lacey bemerkte erst jetzt, wie spät es war. Zehn nach elf, Teezeit! Und sie war bereits zehn Minuten zu spät für ihr tägliches zweites Frühstück!
„Komm schon, Chester“, sagte sie rasch, als die Aufregung einschoss. „Es ist Zeit, Tom zu besuchen.“
Sie rannte förmlich aus dem Laden und erinnerte sich gerade noch, das „Geöffnet“-Schild umzudrehen, damit es „Zurück in 10 Minuten“ anzeigte, und die Tür abzuschließen. Dann hüpfte sie über die gepflasterte Straße in Richtung der Patisserie und ihr Herz klopfte im Rhythmus mit den federnden Schritten, während die Vorfreude auf Tom immer weiter anstieg.
Gerade als Lacey die Tür der Patisserie erreichte, strömte eine Gruppe von chinesischen Urlaubern heraus, die Tom vor einigen Augenblicken noch bedient hatte. Jeder von ihnen klammerte sich an eine große braune Papiertüte voller duftender Leckereien, während sie miteinander plauderten und kicherten. Lacey hielt die Tür geduldig auf, wartete bis sie alle herausgekommen waren. Sie nickten ihr als Dankeschön höflich zu.
Als der Weg endlich frei war, spazierte Lacey herein.