Mühlviertler Grab. Eva Reichl

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Mühlviertler Grab - Eva Reichl

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die es«, berichtete Grünbrecht.

      »Kommt das denn öfter vor?«, wollte Stern wissen.

      »Dass Jugendliche knutschen? Davon gehe ich …«

      »Blödsinn! Ich meine, dass die Kamera verstellt wird?«

      »Das passiert hin und wieder, laut den Gemeindemitarbeitern. Wenn’s keine Jugendlichen waren, dann vielleicht jemand, der sich geniert hat, weil er Wasser gezapft hat und nicht wollte, dass er dabei gefilmt wird. Dieser ganze Heilwasser-Hokuspokus mutet ja doch ein wenig abergläubisch an, und nicht jeder will als abergläubisch gelten, gell?«, erwiderte Grünbrecht und sah Stern dabei amüsiert an. Denn natürlich war ebenso er mit dieser Anspielung gemeint.

      »Wenn es eh schon mehrmals vorgekommen ist, dass die Kamera vom Bründl weggedreht wurde, ist das weniger verdächtig, als wenn es nur dieses eine Mal so gewesen ist. Denn dann wäre es ein Indiz dafür, dass jemand die Geschehnisse bei der Wasserentnahmestelle vertuschen wollte«, erklärte Stern, insgeheim froh darüber, dass durch das Verstellen der Kamera seine Gesichtswäsche nicht aufgenommen worden war. Das hätte ihm noch gefehlt, dass man ausgerechnet ihn vor dem Bründl sah, wie er sich mit dem radonhaltigen Wasser die Augen benetzte. Ihm reichte es schon, als gekürter Langsamfahrer von den Kollegen durch den Kakao gezogen zu werden.

      »Die Tote in dem Grab, auf dem wir das Opfer gefunden haben, heißt Paula Eckinger, was wir ja schon wissen«, wechselte Grünbrecht das Thema, da sie diese Kamerasache nicht weiterbrachte. »Paula Eckinger ist vor einem Jahr im Alter von 29 bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt. Ein entgegenkommendes Fahrzeug hat sie und ihren Mann von der Straße abgedrängt, woraufhin ihr Auto gegen einen Baum prallte. Danach hat der Lenker des anderen Wagens Fahrerflucht begangen. Paula Eckinger ist am Unfallort verstorben, ihr Mann, der am Steuer gesessen hat, ist seither an den Rollstuhl gefesselt.«

      »Hat man den Fahrer des anderen Wagens erwischt?«

      »Nein.«

      »Scheiße!«

      Grünbrecht ging zur Magnetwand und befestigte darauf einen mehrere Jahre alten, ausgedruckten Zeitungsartikel. »Paula Eckinger wurde einmal zur Miss Mühlviertel gekürt. Sie war schön, ehrgeizig und fromm. Zumindest, wenn man diesem Artikel einer regionalen Wochenzeitung Glauben schenkt.« Auf dem abgedruckten Foto strahlte die damals 20-Jährige in das Objektiv des Fotografen. Über die rechte Schulter und die Brust hing eine Schärpe mit dem Aufdruck »Miss Mühlviertel« neben den Logos der Sponsoren der Misswahl. Darunter trug Paula ein knappes schwarzes Kleid, das ihre Figur vollends zur Geltung brachte. Stern musste zugeben, dass sie eine echte Schönheit gewesen war.

      Kolanski stieß einen leisen Pfiff aus und Mirscher sagte: »Ja, das tue ich.« Dabei schien sich sein Blick für Grünbrechts Geschmack zu lange auf Eckingers Foto zu heften. Die Gruppeninspektorin verdrehte die Augen und hieb ihren Verlobten mit dem Ellbogen in die Seite. Mirscher war ein Typ, der einem nicht beim ersten Mal auffiel, und Grünbrecht hatte sich erst langsam in ihn verliebt, in seine blauen Augen und die kurzen brünetten Haare, die manchmal kreuz und quer standen. Vor allem schätze sie an ihm, dass er Gesprächen über Gefühle nicht aus dem Weg ging, was für einen Mann ziemlich untypisch war. Zumindest gemessen an den Männern, die Grünbrecht bisher kennengelernt hatte.

      »Ich meinte nicht, ob sie schön gewesen ist, das steht zweifelsohne außer Frage«, sagte Grünbrecht leicht schnippisch. »Sondern ob sie tatsächlich derart fromm war, wie in dem Zeitungsbericht behauptet wird. Ein junges Mädel, das so blendend aussieht, hat doch bestimmt viele Verehrer.«

      »Gibt es eine Verbindung zwischen ihr und diesem Oliver Koch?«, hakte Stern nach.

      »Diese Frage kann ich noch nicht beantworten«, gab Grünbrecht zu. »Dazu muss ich erst die Eltern befragen oder die Nachbarn oder wen auch immer.«

      »Vielleicht sollten wir mit dem Ehemann reden. Weiß der überhaupt schon Bescheid, was am Grab seiner Frau passiert ist?«

      »Also von mir nicht«, sagte Mirscher, und auch Kolanski hob abwehrend die Hände.

      »Dann übernehmen wir das, Grünbrecht.« Stern stand auf und wandte sich zur Tür.

      »Wer fährt?«, wollte die Kollegin wissen.

      »Ich«, brummte Stern. Doch als er den gelangweilten Gesichtsausdruck von Grünbrecht sah und sich an seinen Titel als langsamster Autofahrer des Landeskriminalamtes, den ihm die angeheiterten Kollegen bei der letzten Weihnachtsfeier feierlich verliehen hatten, erinnerte, streckte er den Arm aus und ließ den Schlüssel seines Audi A6 in Grünbrechts offene Hand fallen. Er wusste, dass sie lieber mit seinem luxuriösen Schlitten fuhr als mit ihrem Dienstwagen.

      »Danke, Chef!«, sagte sie kokett und marschierte Po wackelnd an Mirscher und Kolanski vorbei in Richtung Ausgang. Die erstaunten Blicke der Kollegen folgten ihr, ebenso blöde Kommentare, wie dass Mirscher eine Gehaltserhöhung wolle und Kolanski acht aufeinanderfolgende Wochen Urlaub, um mit dem Fahrrad Australien zu durchqueren. Denn wenn Stern Grünbrecht seinen Wagen steuern ließ, musste er in Top-Laune sein, schlussfolgerten sie. Vielleicht würde er ihnen dann ebenso diese kleinen Annehmlichkeiten zugestehen. Einen Versuch, so schienen sie zu denken, war es zumindest wert.

      Doch Stern schüttelte nur den Kopf, murmelte: »Kindsköpfe«, und verließ mit seiner Kollegin das Landeskriminalamt.

      Grünbrecht jagte mit Sterns Audi die A7 in Richtung Freistadt hinauf, dass Stern Angst bekam, sie könnten in eine Radarfalle der Autobahnpolizei geraten. Seine junge Kollegin liebte das schnelle Fahren, das wusste er, aber dass sie ausgerechnet mit seinem Wagen sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen übertreten musste, empfand er dann doch als provokant. Er entschied sich, ein Wort des Tadels auszusprechen.

      »Können Sie den Fuß ein wenig vom Gaspedal nehmen? Der Mann im Rollstuhl läuft uns schon nicht weg.«

      »Sie haben doch nicht etwa Angst, Chef?«, wollte Grünbrecht mit einem Seitenblick auf seine verkrampften Hände, die sich links am Sitz und rechts am Griff über dem Fenster festklammerten, wissen.

      »Ich? Angst? So ein Schmarrn!«, blaffte Stern. »Ich will halt nicht die Strafe zahlen, die wir zweifelsohne kassieren, wenn Sie weiterhin so rasen.«

      »Das ist ein Polizeiwagen, Chef«, erklärte Grünbrecht in knappen Worten, während sie konzentriert nach vorn durch die Windschutzscheibe sah, um links an einer Schlange langsam fahrender Wagen vorbeizuschießen. Wenn Stern nicht irrte, hatte sie vorhin sogar mit Lichtsignalen auf sich aufmerksam gemacht und dadurch die anderen Fahrer zur Seite gescheucht.

      »Wir sind zivil unterwegs. Wir haben kein Blaulicht und keine Sirene.«

      »Wenn die Kollegen von der Autobahnpolizei die Autonummer kontrollieren, werden sie ganz rasch feststellen, dass sie …«

      »Grünbrecht, runter vom Gas!«, fiel Stern ihr ins Wort.

      »Aber …«

      »Kein Aber!«, fügte er mit einem Tonfall hinzu, der keinen Widerspruch duldete. Nur selten ließ er den Vorgesetzten auf diese Weise raushängen, und das auch nur dann, wenn es unbedingt sein musste. Und jetzt musste es sein! Seine Finger, die Sitz und Haltegriff umklammerten, begannen sich schon zu verkrampfen.

      Murrend drosselte Grünbrecht das Tempo auf eine für Stern angenehme Geschwindigkeit. Seine Hände lösten sich langsam von den Festhaltemöglichkeiten, und er atmete erleichtert auf. Warum diese jungen Dinger immer so rasen mussten, war ihm ein Rätsel. Selbst bei Mordfällen war es nicht

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