Der Tod auf dem Nil. Agatha Christie

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Der Tod auf dem Nil - Agatha Christie

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eine Frage.

      »Zu Ihren Diensten, Madame.«

      »Sie wissen vielleicht, wer ich bin?«

      »Ja, Madame. Ich habe von Ihnen gehört. Ich weiß genau, wer Sie sind.«

      Linnet nickte. Sie hatte es erwartet. Sie fuhr in ihrer charmanten, selbstbewussten Art fort: »Würden Sie mir ins Spielzimmer folgen, Monsieur Poirot? Ich muss dringend mit Ihnen sprechen.«

      »Aber sicher, Madame.«

      Sie lief voran, zurück ins Hotelgebäude. Er folgte. Sie ging in das leere Spielzimmer und bedeutete ihm, die Tür hinter sich zu schließen. Dann sank sie auf einen Stuhl an einem der Spieltische, und er nahm ihr gegenüber Platz.

      Ohne Umschweife kam sie zur Sache. Sie sprach flüssig und ohne zu zögern. »Ich habe sehr viel über Sie gehört, Monsieur Poirot, ich weiß auch, dass Sie ein kluger Mann sind. Und zufällig brauche ich dringend jemanden, der mir hilft – ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass Sie dieser Jemand sind.«

      Poirot neigte den Kopf. »Sie sind sehr liebenswürdig, Madame, aber sehen Sie, ich bin in den Ferien, und wenn ich in den Ferien bin, nehme ich keine Fälle an.«

      »Das ließe sich sicher regeln.« Es sollte kein Affront sein – es war einfach der Hochmut einer jungen Frau, die noch immer alles zu ihrer Zufriedenheit zu regeln verstanden hatte. Im selben Ton fuhr Linnet Doyle fort: »Ich, Monsieur Poirot, bin Opfer einer unzumutbaren Schikane. Und das muss ein Ende haben! Ich wollte mich damit eigentlich an die Polizei wenden, aber mein – mein Mann findet, dass die Polizei in dieser Angelegenheit machtlos ist.«

      »Wenn Sie das vielleicht ein wenig näher erklären möchten«, murmelte Poirot höflich.

      »O ja, sehr gern. Die Sache ist sehr einfach.«

      Noch immer stockte oder stammelte Linnet Doyle nicht, sondern sprach im Tonfall des kühlen, klaren Geschäftssinns. Sie brauchte nur eine kurze Pause, um sich zu sammeln und die Fakten möglichst bündig darzustellen.

      »Bevor ich meinen Mann kennenlernte, war er verlobt mit einer Miss de Bellefort. Sie war auch eine Freundin von mir gewesen. Mein Mann hat die Verlobung gelöst, die beiden passten überhaupt nicht zusammen. Sie hat das – tut mir leid, wenn ich das so sagen muss – sehr schwergenommen. Aber es gibt leider Dinge, die sich nicht ändern lassen. Sie hat danach gewisse – nun ja, Drohungen ausgesprochen, um die ich mich jedoch wenig gekümmert habe und die sie, das möchte ich hinzufügen, auch nicht in die Tat umzusetzen versucht hat. Stattdessen hat sie sich offenbar darauf verlegt, uns – einfach überallhin nachzufahren.«

      Poirot zog die Augenbrauen hoch. »Ah – eine recht – äh, ungewöhnliche Rache.«

      »Sehr ungewöhnlich – und sehr albern! Aber eben auch – lästig.« Sie biss sich auf die Lippe.

      Poirot nickte. »Ja, das kann ich mir vorstellen. Sie sind, wenn ich das richtig sehe, auf Hochzeitsreise?«

      »Ja. Und zum ersten Mal passierte es in Venedig. Sie war auch da – im Hotel Danieli. Ich hielt es zuerst für Zufall. Ziemlich peinlich, aber mehr auch nicht. Aber dann haben wir sie in Brindisi auf dem Schiff entdeckt. Und es sah ganz so aus, als ob sie auch nach Palästina fahren wollte. Deshalb haben wir sie, so dachten wir jedenfalls, an Bord zurückgelassen und sind anders weitergefahren. Aber kaum kamen wir ins Mena House hier in Ägypten, da – da saß sie schon da und – wartete auf uns.«

      Poirot nickte. »Und dann?«

      »Wir haben den Dampfer nilaufwärts genommen. Ich – ich war fast sicher, dass wir sie an Bord auch wieder sehen würden. Als sie da doch nicht war, dachte ich, sie hat ihr – ihr kindisches Benehmen vielleicht aufgegeben. Aber kaum kamen wir hier an, da – da – saß sie wieder da und wartete auf uns.«

      Poirot musterte sie eine Weile eindringlich. Sie wahrte noch immer die Contenance, aber die Knöchel der Hand, mit der sie sich an der Tischplatte festklammerte, waren weiß vor Anspannung.

      »Und jetzt fürchten Sie, das geht immer so weiter?«, fragte er.

      »Ja.« Sie hielt inne. »Natürlich ist die ganze Sache idiotisch! Jacqueline macht sich doch höchst lächerlich! Ich muss mich sehr wundern, dass sie nicht mehr Stolz hat – mehr Würde.«

      Poirot winkte ab. »Es gibt Zeiten, Madame, da gehen Stolz und Würde – über Bord! Da herrschen andere, stärkere Gefühle vor.«

      »Ja, schon möglich.« Linnet klang ungeduldig. »Aber um Himmels willen, was für einen Gewinn verspricht sie sich denn von alldem?«

      »Es geht nicht immer um Gewinne, Madame.«

      Etwas an Poirots Ton war Linnet unangenehm. Sie wurde rot und sagte hastig: »Sie haben recht. Es geht nicht darum, ihre möglichen Motive zu erörtern. Der springende Punkt ist einfach, dass dies alles endlich ein Ende haben muss.«

      »Und was schlagen Sie zu diesem Zweck vor, Madame?«, fragte Poirot.

      »Nun ja – es versteht sich ja wohl von selbst, dass – mein Mann und ich nicht länger Zielscheibe derartiger Belästigungen sein dürfen. Es muss doch für derlei irgendeine rechtliche Handhabe geben.« Sie klang wieder unduldsam.

      Poirot sah sie nachdenklich an. »Hat sie Sie in der Öffentlichkeit verbal bedroht? Beleidigt? Körperliche Angriffe versucht?«

      »Nein.«

      »Dann, Madame, sehe ich offen gestanden nicht, was Sie dagegen tun könnten. Wenn eine junge Dame Gefallen daran findet, bestimmte Orte zu besuchen, und diese Orte sind zufällig die, an denen Sie und Ihr Mann sich aufhalten – eh bien – was soll’s? Die Luft ist für alle da! Sie dringt ja nicht in Ihre Privatsphäre ein, oder? Diese Begegnungen passieren doch immer in aller Öffentlichkeit?«

      »Sie meinen, ich kann gar nichts dagegen tun?« Linnet schien es nicht fassen zu können.

      »Überhaupt nichts, soweit ich es sehe«, bestätigte Poirot ruhig. »Mademoiselle de Bellefort hat das Recht auf ihrer Seite.«

      »Aber – aber es macht einen wahnsinnig! Es ist doch eine Zumutung, dass man mich mit so etwas behelligen darf!«

      Trocken gab Poirot zurück: »Mein Mitgefühl, Madame – zumal ich mir vorstellen kann, dass Sie nicht sehr oft behelligt werden mit solchen Zumutungen.«

      Linnet runzelte die Stirn. »Es muss doch irgendwie möglich sein, das zu beenden«, murmelte sie.

      Poirot zuckte die Schultern. »Sie können jederzeit abreisen – woandershin fahren«, schlug er vor.

      »Dann kommt sie hinterher!«

      »Sehr wahrscheinlich – ja.«

      »Das ist doch absurd!«

      »Ganz recht.«

      »Und überhaupt, wieso sollte ich – sollten wir denn vor ihr weglaufen? Als ob – als ob –« Sie schwieg.

      »Ganz recht, Madame. Als ob –! Darum geht’s, nicht wahr?«

      Linnet hob den Kopf und starrte ihn an. »Was meinen Sie?«

      Poirot

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