Der Tod auf dem Nil. Agatha Christie

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Der Tod auf dem Nil - Agatha Christie

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ziemlich brüsk abgelehnt.«

      »Natürlich. Sie hätte ihn gar nicht einladen dürfen.«

      »Er ist, glaube ich, auch ziemlich sauer auf sie – er brummelt immer in seinen Bart, wenn er sie sieht. Er wird ihr nie verzeihen, dass sie ihm so einen absoluten Spitzenpreis gezahlt hat für seinen wurmstichigen Familienbesitz.«

      »Verstehst du das etwa nicht?« Auch Mrs Allerton klang sauer.

      »Offen gestanden, nein«, antwortete Tim ruhig. »Warum in der Vergangenheit leben? Warum an etwas kleben, das mal gewesen ist?«

      »Was würdest du denn an dessen Stelle setzen?«

      Er zuckte die Schultern. »Etwas Aufregendes vielleicht. Das Neue. Das Vergnügen, nie genau zu wissen, was so wird von einem Tag auf den anderen. Und anstelle eines geerbten nutzlosen Stücks Land den Spaß, sein Geld selbst zu verdienen – mit dem eigenen Grips und der eigenen Tüchtigkeit.«

      »Und erfolgreicher Börsenspekuliererei, meinst du wohl!«

      Er lachte. »Warum denn nicht?«

      »Und was ist, wenn du dabei genauso tüchtig verlierst

      »Das, meine Liebe, war jetzt ausgesprochen taktlos. Und heute auch ausgesprochen unpassend … Was ist denn nun mit dem Projekt Ägypten?«

      »Nun ja –«

      Er ließ sie gar nicht weiterreden, sondern sagte lächelnd: »Also abgemacht. Wir wollten beide immer schon mal nach Ägypten.«

      »Wann soll’s denn sein?«

      »Na, im nächsten Monat. Januar soll da die beste Zeit sein. Wir dürfen uns also noch ein paar Wochen der reizenden Gesellschaft dieses Hotels hier erfreuen.«

      »Tim!«, sagte Mrs Allerton tadelnd. Und fügte schuldbewusst hinzu: »Ich habe leider Mrs Leech versprochen, dass du mit ihr auf die Polizei gehst. Sie versteht doch kein Wort Spanisch.«

      Tim verzog das Gesicht. »Geht’s um den Ring? Den blutroten Rubin der Tochter des Hauses Leech, auch genannt Pferdeegel? Beharrt sie immer noch darauf, dass er gestohlen wurde? Ich tu’s, wenn du das möchtest, aber es ist Zeitverschwendung. Sie wird bloß einem armen gebeutelten Zimmermädchen Scherereien machen. Ich habe ihn mit Sicherheit an ihrem Finger gesehen, als sie an dem Tag baden gegangen ist. Er ist ihr im Wasser abgerutscht, und sie hat es nicht gemerkt.«

      »Sie sagt, sie ist ganz sicher, dass sie ihn vorher abgezogen und auf den Toilettentisch gelegt hat.«

      »Tja, hat sie aber nicht. Ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen. Die Frau ist überkandidelt. Jede Frau, die im Dezember ins Meer stolziert und sich einbildet, es wäre ganz warm, bloß weil zufällig gerade mal die Sonne scheint, ist überkandidelt. Mollige Frauen sollten sowieso nicht baden dürfen, die sehen in Badeanzügen einfach unappetitlich aus.«

      Mrs Allerton brummte zurück: »Ich werde das Gefühl nicht los, ich soll das Baden auch bald lassen.«

      Tim lachte laut auf. »Du? Du steckst die meisten jungen Dinger in die Tasche.«

      Mrs Allerton seufzte, sagte dann aber: »Ich fände es ja schöner, wenn hier ein bisschen mehr Jugend für dich wäre.«

      Tim Allerton schüttelte energisch den Kopf. »Ich nicht. Du und ich, wir kommen hier auch ohne Ablenkung von außen ganz gut zurande.«

      »Du hättest doch Joanna gern hier.«

      »Hätte ich nicht.« Es kam unerwartet heftig. »Da liegst du völlig falsch. Ich finde Joanna amüsant, aber ich mag sie eigentlich nicht, und ihre Anwesenheit geht mir ziemlich bald auf die Nerven. Ich bin froh, dass sie nicht hier ist. Ich wäre auch nicht untröstlich, wenn ich sie nie wiedersehen dürfte.« Und fast unhörbar fügte er hinzu: »Es gibt nur eine Frau auf der Welt, für die ich wirklich Hochachtung und Respekt empfinde, und ich denke, Mrs Allerton, Sie wissen genau, wer diese Frau ist.«

      Mrs Allerton wurde rot und sah ziemlich verwirrt drein.

      Tim erklärte ernst weiter: »Es gibt nicht sehr viele wirklich nette Frauen auf der Welt. Du bist nun mal eine davon.«

      IX

      In einem Apartment in New York mit Blick auf den Central Park rief Mrs Robson laut: »Wenn das nicht einfach wunderbar ist! Du bist wirklich ein Glückspilz, Cornelia!«

      Cornelias erste Antwort war, rot anzulaufen. Sie war dick und etwas trampelig und hatte braune Hundeaugen. »O ja, das wird wunderbar!«, keuchte sie endlich.

      Die alte Miss Van Schuyler neigte beifällig den Kopf, denn die armen Verwandten hatten reagiert, wie es sich gehörte.

      »Ich habe immer von einer Europareise geträumt«, seufzte Cornelia, »aber ich hätte nie gedacht, dass ich wirklich mal dorthin komme.«

      »Miss Bowers fährt natürlich auch mit, wie üblich«, sagte Miss Van Schuyler, »aber als Gesellschafterin finde ich sie doch beschränkt – sehr beschränkt. Es gibt eine Menge Kleinigkeiten, die Cornelia für mich erledigen kann.«

      »Von Herzen gern, Cousine Marie«, sagte Cornelia beflissen.

      »Gut, gut, dann ist das abgemacht«, sagte Miss Van Schuyler. »Lauf und hol Miss Bowers, meine Liebe. Es ist Zeit für meinen Eierpunsch.«

      Cornelia lief davon.

      »Meine liebe Marie«, fing ihre Mutter an, »ich bin dir wirklich zutiefst dankbar! Weißt du, Cornelia leidet ja entsetzlich darunter, dass sie so ein Mauerblümchen ist. Sie ist furchtbar geknickt, irgendwie. Wenn ich mir leisten könnte, ihr Entrees zu verschaffen – aber du weißt ja, wie das ist, seit Ned tot ist.«

      »Ich nehme sie sehr gern mit«, sagte Miss Van Schuyler. »Cornelia war immer ein nettes und praktisches Mädchen, sie ist immer da, wenn es etwas zu besorgen gibt, und nicht so eigensüchtig wie manche jungen Leute heutzutage.«

      Mrs Robson stand auf und küsste ihrer reichen Verwandten die faltigen gelblichen Wangen. »Ich bin dir ja so dankbar«, erklärte sie.

      Auf der Treppe kam ihr eine große, energisch aussehende Frau entgegen, in der Hand ein Glas mit einer schaumig gelben Flüssigkeit.

      »Ach, Miss Bowers, also bald geht’s nach Europa?«

      »Ja, ja, Mrs Robson.«

      »Was für eine wunderbare Reise!«

      »Ja, ja, sie dürfte sehr vergnüglich werden.«

      »Sie waren doch schon im Ausland, nicht?«

      »O ja, Mrs Robson. Ich war schon in Paris mit Miss Van Schuyler, im letzten Herbst. In Ägypten war ich allerdings noch nie.«

      Mrs Robson zögerte. »Hoffentlich … gibt’s da keine … Schwierigkeiten.« Sie flüsterte fast.

      Miss Bowers behielt ihre übliche Lautstärke bei. »O nein, Mrs Robson; dafür werde ich schon sorgen. Ich habe immer ein sehr scharfes Auge auf alles.«

      Trotzdem blieb ein Hauch von Besorgtheit auf Mrs Robsons Gesicht,

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