Nostradamus und die Insel des Teufels. W. A. Castell

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Nostradamus und die Insel des Teufels - W. A. Castell

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ungesehen das Raketengelände betreten, geschweige denn ein ausgewachsener Mann. Wenn ein Mord geschehen ist, dann befindet sich der Mörder unter denen, die hier um die Leiche stehen!«

      In der Kehle des Chefmonteurs bildete sich ein Kloß. Er schluckte schwer, doch die Behinderung blieb. Er spürte, wie seine Handflächen feucht wurden.

      »Gut. Schalten wir die Polizei ein. Ich sehe keinen anderen Weg. Zunächst aber verständigen wir Ralph Candel, der sich in seinem Büro befindet. Er dürfte, so schätze ich, nach dem Ausfall des Professors, vorläufig hier das Kommando übernehmen. Soll er die Kripo anrufen!«

      Wie von Nostradamus beabsichtigt, war ein weiterer Mosaikstein auf dem Wege zur Vollendung seines Planes hinzugekommen.

      6

      Gary Dano hatte es aufgegeben. Aus den beiden Beamten, die ihn zu Hause in Lancashire abgeholt hatten, war kein Wort herauszubringen. Nur die lapidare Bemerkung, sie hätten die Anweisung, ihn, Gary Dano, unverzüglich zum Yard zu bringen.

      In dieser Richtung waren sie jetzt mit dem Dienstwagen der Beamten unterwegs. Der Privatdetektiv saß im Fond des Autos.

      Gary hielt ein Zwiegespräch mit seinem zweiten Ich. Aber auch Corell konnte ihn nicht darüber aufklären, um was es hier ging. Er wusste nur, dass Inspektor Samuel Morley sie erwartete.

      Zwei Stunden später war es soweit, und Gary saß seinem Freund in dessen Büro gegenüber.

      Etwas umständlich zündete sich der Inspektor eine Zigarette an und blies den Rauch in kunstvollen Kringeln gegen die Decke. Schweigend starrte er ihm nach.

      »Bin ich verhaftet?«, stellte der Privatdetektiv leidenschaftslos die entscheidende Frage.

      Morley fuhr leicht zusammen. Dann schüttelte er bedächtig den Kopf. »Verhaftet ist ein unschönes Wort. Ich habe nur dafür gesorgt, dass Sie nicht unvorbereitet mit Dingen konfrontiert werden, die man Ihnen vielleicht fälschlicherweise zur Last legen wird.«

      »Hoppla, Inspektor, Sie machen mich richtig neugierig!«

      Samuel Morley zog eine Akte zu sich her und schlug sie auf. Auf seiner Stirn erschien eine steile Falte. »Es handelt sich um einen gewissen William Harris, seines Zeichens verantwortlicher Leiter des Projektes Europarakete.«

      Gary lachte lauthals. »Was soll ich mit dem? Die Sache spielt sich doch in Deutschland ab. Dort war ich schon seit über einem Jahr nicht mehr, was also …«

      »Warten Sie doch ab. Jedenfalls ist dieser Harris ermordet worden. Ein bisher noch Unbekannter hat ihn von einem Gerüst gestürzt. Der Clou an der Geschichte ist nun, Ralph Candel, der Assistent von Harris, behauptete bei seiner Vernehmung, sein Chef hätte mit Ihnen Kontakt gehabt, ja, er wäre sogar davon überzeugt, Sie hätten William Harris bedroht!«

      Gary Dano war dermaßen verblüfft, dass es ihm für den Moment die Sprache verschlug. Dann erhob er sich so heftig, dass der Stuhl nach hinten kippte.

      »Der feine Ralph Candel lügt, daran führt kein Weg vorbei. Bleibt zu klären, weshalb der Mann die falsche Anschuldigung aufgestellt hat. Und darüber hinaus frage ich mich, woher kennt Candel meinen Namen?«

      Samuel Morley lehnte sich weit zurück. Scheinbar gelangweilt betrachtete er den Freund, der unruhig im Raum auf und ab ging.

      Abrupt blieb Gary stehen. Seine Augen blitzten.

      »Inspektor«, hub er an, »wir kennen uns nun schon seit Jahren, haben manchen Fall erfolgreich hinter uns gebracht. Wenn Sie aber in den nächsten Minuten weiterhin den Erhabenen spielen und mich zappeln lassen, kündige ich Ihnen die Freundschaft und setze zusätzlich noch mein zweites Ich auf Sie an. Corell könnte an Ihnen seine magischen Fähigkeiten ein wenig ausprobieren …«

      Der Yard-Beamte hob erschrocken beide Hände. »Um Gottes willen, nein!«, wehrte er ab. »Ich sage schon, was ich noch weiß, aber machen Sie sich auf eine Überraschung gefasst.«

      »Nun?«

      »Der Mann, der William Harris vom Gerüst befördert hat und später spurlos verschwunden ist, war ein alter Mann. Die Beschreibung auf ihn passt exakt zu der Person, die Ihnen vor Tagen vor den Wagen gelaufen ist!«

      Der Inspektor hatte mit Nachdruck gesprochen, nun musterte er Gary Dano eindringlich.

      Gary Dano spürte, wie irgend etwas Unheimliches nach ihm griff. Für ihn stand hundertprozentig fest, dass der »Alte« kein normaler Sterblicher war. Irgendein Wesen aus dem Reich des Bösen hatte sich dieses Aussehen als Verkleidung erkoren und war nun drauf und dran, ihn, Gary Dano, in eine finstere Sache hineinzuziehen. Das Ende der Geschichte war wohl vom Bösen vorprogrammiert. Es blieb die Frage, ob und wie man am Ablauf einiges ändern konnte.

      Morley hatte seine Gelassenheit scheinbar wiedergefunden. Er spitzte den Mund. »Hat es Ihnen die Sprache verschlagen? Oder fehlt Ihnen für die Zeit des Mordes an Professor Harris ein Alibi? Ein hieb- und stichfestes Alibi!«

      »Unsinn!«, giftete der Privatdetektiv. »Ich kann ein Dutzend Leute auf die Beine stellen, die bezeugen, dass ich in den letzten Wochen Lancashire und Umgebung nicht verlassen habe. Nein, Inspektor, auf diese Weise ergibt die Sache keinen Sinn. Da steckt Methode dahinter, Methode, die darauf abzielt, mich, und vor allem Vincent Corell, auszuschalten. Für mich gibt es da keinen Zweifel.«

      Der Beamte zuckte die Achseln. »Ich glaube, Sie spinnen. Wer sollte ein Interesse daran haben, Sie zu beseitigen? Vielleicht die Dämonen, mit denen wir schon einige Male zu tun gehabt hatten? Doch wohl nicht! Die fühlen sich nur dann angesprochen, wenn wir direkt gegen sie vorgehen! Oder …« Inspektor Morley hielt inne, sah sein Gegenüber fragend an.

      Gary senkte den Blick. Hätte er dem Inspektor sagen sollen, dass sich einiges geändert hatte? Dass Vincent Corell, als Führer der Weißen Magie, praktisch im Zielpunkt des Bösen stand. Die andere Seite war gezwungen, es auf eine Machtprobe ankommen zu lassen.

      »Ich höre!«, verlangte der Inspektor.

      Der Privatdetektiv wich dem Blick seines Freundes nun nicht mehr aus. Es war einfach seine Pflicht, Morley die Wahrheit zu sagen.

      Schweigend hörte sich der Beamte an, was Dano ihm zu berichten hatte. Als Gary geendet hatte, wirkte Samuel Morley, als ruhe eine Zentnerlast auf seinen Schultern. Langsam erhob er sich.

      »Das bedeutet mit anderen Worten, wir können uns auf ein drohendes Chaos gefasst machen!« Die Stimme des Inspektors war schleppend. »Denen wird jedes Mittel recht sein, Sie einen Kopf kürzer zu machen. Wenn dabei Hunderte von unbeteiligten Menschen ihr Leben lassen müssen, kommt es da auf die Kräfte des Bösen nicht an. Wir müssen etwas unternehmen, müssen die Behörden verständigen, oder …«

      »Stopp!«

      Mit einer heftigen Handbewegung unterbrach Gary Dano den Freund. »Ihr Vorschlag würde uns nur Spott einbringen. Dämonen? Dass ich nicht lache. Solche Wesen sind für die Menschen nicht real. Es gibt sie nur in Märchen und Sagen. Wir können von niemandem verlangen, dass er uns Glauben schenkt!«

      »Aber es gibt eindeutige Beweise für die Existenz des Bösen. Die gesamte Menschheit leidet unter diesem Joch, seit sie den Planeten Erde bevölkert. Das Böse hat Kriege inszeniert, die unsägliches Leid gebracht haben. Wir müssen einen Weg finden, wie wir uns der Öffentlichkeit gegenüber verständlich machen können.«

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