Die POPkörner (1). Ein Stern für Lou. Stefanie Taschinski

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Die POPkörner (1). Ein Stern für Lou - Stefanie Taschinski Die POPkörner

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ihrer Ausflüge nach Vancouver spendiert. Das Umschlagbild hatte ein indianischer Künstler gestaltet. Über das nachtblaue Meer flog Thunderbird, der geheimnisvolle Adler. Seit über einem Jahr schrieb Lou jeden Morgen, wenn sie aufwachte, ihre Träume auf. Nun kuschelte sie sich auf ihr neues Bett und las noch einmal, was sie während des Fluges von Vancouver nach Frankfurt geträumt hatte:

      Das war echt mal ein schöner Traum. Ob er etwas bedeutet? Ma sagt, dass in Erfüllung geht, was man in der ersten Nacht in einem neuen Zuhause träumt. Na, vielleicht zählt auch eine Nacht im Flugzeug. Ich war auf einer Schaukel. Irgendwo, in einem Garten, den ich gar nicht kannte. Und ich hatte eine neue Freundin. Wenn wir zusammen geschaukelt haben, konnten wir uns an jeden Ort der Welt wünschen. Und schon waren wir da!

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      4. Song

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      Eine Stunde später saßen alle Blums und fast alle Jacobis gemeinsam um den pompös gedeckten Tisch im Esszimmer der Villa.

      Alle bis auf Motte.

      Lou blickte irritiert zu dem leeren Stuhl zwischen sich und Grandmère. »Weißt du, was mit Motte ist?«, fragte sie leise. Es konnte doch nicht sein, dass ihre Cousine immer noch paukte.

      Grandmère beugte sich über den leeren Stuhl zu Lou. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, flüsterte sie und reichte Lou die Salatschüssel.

      Grandmère, Grandmère – das ist gelogen!, dachte Motte triumphierend. Denn wenn es jemanden in der Jacobi-Villa gab, der wusste, dass Motte den alten Speiseaufzug als Versteck benutzte, dann war sie es!

      Motte hatte die Schiebetüren so weit geöffnet, dass sie ihre Cousine gut im Blick behalten konnte.

      Gerade wandte ihre Mutter sich zu ihr. »Louise, habe ich es etwa noch nicht erwähnt? Karlotta hat eine kleine Magenverstimmung.«

      Motte musste sich die Hand vor den Mund halten, um nicht laut loszuprusten.

      »Nichts Besorgniserregendes«, fuhr ihre Mutter fort.

      Von wegen Magenverstimmung! Ihre Mutter hatte sie in ihrem Versteck hinten am Meerschweinchenstall schlicht nicht gefunden!

      »Die Arme«, sagte Lou mitfühlend. »Aber vielleicht kann ich nach dem Essen kurz zu ihr raufgehen? Und ein bisschen mit ihr quatschen?«

      Motte stöhnte in ihrem Versteck tonlos auf. Was sollte denn die Nummer? Wie kam ihre Cousine überhaupt darauf, dass sie sich mit ihr unterhalten wollte? Doch da schüttelte ihre Mutter bereits den Kopf. »Ich fürchte, das ist gar keine gute Idee. Karlotta…«, sie sah Hilfe suchend zu ihrem Mann. »Es… es ist etwas… Ansteckendes«, brachte Frau Jacobi ihren Satz mühsam zu Ende.

      Genau, eine total ansteckende Verschwinderitis, dachte Motte.

      Lous Mutter legte ihre silberne Gabel zur Seite. »Soll ich mir Karlotta mal ansehen?«, bot sie an. »Ich habe sicher auch etwas für Magen-Darm dabei.«

      Motte rutschte unwillkürlich tiefer in den Aufzug. Diese Medizintante sollte schön die Finger vor ihr lassen!

      Mottes Mutter schüttelte hektisch den Kopf. »Nein! Nein! Nein, danke, Monika. Das ist nicht nötig. Wir haben alles da.« Dann nippte sie an ihrem Wein. »Und nun lasst uns bitte über etwas Angenehmeres sprechen.«

      Lou stocherte enttäuscht in ihrem Salat herum. Da war sie über elftausend Kilometer von der kanadischen Westküste bis nach Hamburg geflogen und hatte sich die ganze Zeit auf ihre Cousine gefreut – und jetzt? Durfte sie Motte nicht einmal Hallo sagen!

      Auf der anderen Seite des Tisches stieß Till seinen Bruder in die Seite. »Karlotta hat doch gar kein Bauchweh.«

      »Pscht!«, machte Ole.

      Aber Lou hatte es gehört.

      »Was?«, fragte Lou.

      »Nichts«, sagte Ole.

      »Echt nix«, wiederholte Till.

      Motte blieb fast das Herz stehen! Was quasselten ihre Brüder da?

      »Aber du hast doch eben gesagt…«, setzte Lou an.

      »Ohne meinen Anwalt sag ich gar nichts!«, erwiderte Till und sah sie finster an.

      »Kein Wort!«, sagte Ole.

      Während Motte die Tür des Aufzugs noch ein Stückchen weiter aufschob, um besser zu hören, griff Lou nach ihrer türkisfarbenen Tasche, die über ihrem Stuhl hing, und holte zwei kleine Päckchen heraus. Anton blickte als Erster auf.

      »Sind das die Geschenke?«, fragte er.

      »Hm«, nickte Lou und ließ die Päckchen, ohne sie weiter zu beachten, neben ihrem Teller liegen.

      Ole und Till flüsterten miteinander, dann sahen sie ihre Cousine mitleidig an. »Wir lassen uns nicht bestechen!«, klärte Ole sie auf.

      Lou schüttelte den Kopf. »Wer redet hier von Bestechung?« Sie nahm das grün verpackte Päckchen und schüttelte es sachte neben ihrem Ohr. »Das sind Geschenke.«

      Bäh! So eine Schleimerin! Motte beobachtete ihre Brüder unruhig. Darauf fielen sie doch hoffentlich nicht rein. Till und Ole tauschten wieder einen Blick. »Mädchengeschenke«, winkte Till lässig ab.

      Ich bin stolz auf euch Jungs!, dachte Motte.

      Aber sie hatte die Rechnung ohne ihren kleinen Cousin gemacht. Ungläubig starrte Anton die Zwillinge durch seine Brillengläser an. »Ihr, ihr wollt Lusis Geschenke nicht haben?«

      Die Zwillinge schüttelten einmütig den Kopf. Anton sah zu seiner Schwester und streckte beide Hände nach den Päckchen aus. »Dann nehm ich die Orcazähne!«, strahlte er glücklich.

      »Orcazähne?«, wiederholten Till und Ole wie aus einem Munde.

      Lou lächelte bedauernd. »ORCAZÄHNE. Aber ich will euch natürlich nicht mit meinen Mädchengeschenken langweilen.«

      Sie schob die Geschenke zu Anton, hielt sie aber noch fest.

      Till hob die Hand. »Wer sagt denn so was?«

      »Stopp!«, stammelte Ole. »Unter diesen Umständen…«, er sah zu seinem Bruder, der nickte, »… sagen wir ALLES!«

      Motte schob hastig die Türen zu und drückte den Knopf. Höchste Zeit, dass sie hier wegkam! Mit einem leisen Quietschen setzte sich der Aufzug in Bewegung. Doch bis auf Grandmère, die flüchtig von ihrem Teller aufsah, schien es niemand zu bemerken.

      »Und was hat Motte?«, fragte Lou, während sie Till und Ole die Pakete hinschob.

      »Sie versteckt sich«, flüsterte Till.

      »Das macht sie oft«, ergänzte Ole.

      »Sie kennt die besten Verstecke«, sagte Till.

      »Aber sie verrät sie nicht«, beschwerte sich Ole.

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