5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen. John F. Beck
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу 5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen - John F. Beck страница 22
»Welchen Fremden?«, fragte Saltillo.
Leif Thunder lehnte am Türpfosten, hatte die Augen zu schmalen Schlitzen verkniffen und zündete sich einen Zigarillo an. Schweigend paffte er den Rauch in die stille Luft.
Rafaelo Valdez war noch immer außer Atem. Er schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen.
»Der Bursche mit dem Verband im Gesicht«, erklärte der Alcalde von Nuevo keuchend.
»Damit kann ich nichts anfangen, Rafaelo.« Saltillo kannte die umständliche Art Valdez‘, sich auszudrücken. Er durfte ihn nicht hetzen, sonst dauerte es noch länger.
Jedenfalls musste etwas geschehen sein, was ihm schwer in die Nieren ging, denn Valdez war nicht nur körperlich erschöpft. Da musste es noch etwas anderes geben, das ihn beutelte.
»Kannst du mir nicht mehr über den Fremden sagen, Rafaelo?«
Und dann brachte der Dorfalcalde doch noch eine Beschreibung zustande, aus der unschwer Sarto Singal zu erkennen war. Nachdem sein Redefluss erst einmal in Gang gekommen war, war er auch kaum mehr zu stoppen.
»Und dieser Kerl hat mich losgeschickt«, erzählte er erbost. »Er hat mir noch gesagt, dass ich Sie vielleicht hier treffen würde, Patron, aber ich hab‘s ihm nicht geglaubt. Jedes Kind weiß, dass Sie nach Mexiko mussten, Señor. O porco dios! Hat dieser Gomez ein strenges Regiment aufgezogen, als Sie nicht mehr da waren. Alles ist nun anders. Schon die kleinen Kinder leben in Angst. Es herrscht Not in Nuevo. Und dabei ist es uns bisher immer so gut gegangen …«
»Das reicht fürs erste«, unterbrach Saltillo.
Hätte er den Alcalden jetzt weiter plaudern lassen, wäre des Lamentierens so schnell kein Ende gewesen. »Was liegt nun wirklich an in Nuevo?«, wollte Saltillo wissen.
Der Alcalde schwieg verdutzt. Dann brach es aus ihm heraus.
»Die Hölle ist los. Mich haben sie losgeschickt, damit ich die Nachricht überbringe …«
»Und wie lautet sie?«
Saltillo wurde langsam ungeduldig.
Rafaelo Valdez zauberte einige Denkfalten auf die ohnehin durchfurchte Stirn und konzentrierte sich.
»Wenn du deinen ehemaligen Jefe triffst«, leierte er mit geschlossenen Augen, »sag ihm nur: Ich möchte ihn schleunigst hier in Nuevo sehen. Je eher, desto besser. Von morgen an werd ich jeden Tag drei Bewohner erschießen – pünktlich zur Mittagszeit. Bis Saltillo kommt und sich stellt. Doch er muss allein kommen. Sonst ist er für ein Blutbad verantwortlich.«
Der Alcalde lauschte in sich hinein.
»Hm. Ich glaube, das war‘s, was ich ausrichten soll, Patron.«
Saltillo war unter seiner braungebrannten Haut blass geworden. Sein Gesicht nahm die Farbe ungebrannten Tons an. Seine Stimme klang heiser, als er sagte: »Was haben sie mit den Menschen von Nuevo gemacht, Rafaelo?«
»Als ich wegritt, haben sie begonnen, so eine Art Corral zu bauen.«
»Wann war das?«
»Gestern Abend bin ich losgeritten, Patron. Und dann hab ich die ganze Nacht nicht eine Pause eingelegt.«
Saltillo wandte sich Sheriff Leif Thunder zu, der ein Zittern seiner Hände nur schwer verbergen konnte.
»Sie wollen Ihren Skalp, Saltillo. Wenn Sie nach Nuevo reiten, werden Sie ohne Vorwarnung aus dem Sattel geschossen.«
»Und wenn ich nicht reite, werden die Bewohner sterben – drei jeden Tag.«
»Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken, Mister.«
»Manchmal ist sie mir auch zuwider, aber ich hab bloß die eine.«
»Und die tragen Sie jetzt zu Markte?«
»So teuer wie nur irgend möglich. Ich reite in zehn Minuten.«
23
Layla hatte sich trotz des Drängens von Saltillo nicht davon abbringen lassen, mit von der Partie zu sein. Insgeheim war ihr der Haziendero dankbar, denn er konnte jedes Gewehr gebrauchen, und Layla war eine ganz akzeptable Schützin.
Die Dunkelheit war eben dabei, den nachtgrauen Schleier über das Land zu breiten, als der Reitertrupp das Dorf vor sich liegen sah. Den Pferden flog der Schaum in weißen Flocken von den Nüstern. Das Fell glänzte nass. Sie hatten die Tiere nicht schonen dürfen.
Saltillo rechnete damit, dass Sarto Singal sie nicht vor dem Morgengrauen erwartete, und seine Rechnung ging offensichtlich auf.
Aus keinem der Kamine stieg Rauch, hinter keiner der Fensterhöhlen brannte Licht.
Saltillo und seine Männer hielten sich in einer Entfernung, in der sie vom Dorf aus auf keinen Fall auszumachen waren. Der Mais stand hoch, und sie waren dementsprechend gedeckt. Sie unterhielten sich nur im Flüsterton.
Saltillo winkte mit einer knappen Geste Joaquin heran, den Vaquero mit dem Sichelbart und dem goldenen Ring im rechten Ohr. Er war der mit Abstand beste Fährtenleser der Mannschaft.
»Kannst du dich dort vorn ein wenig umsehen?«
Der verwegen grinsende Joaquin nickte.
»Wenn‘s sein muss, klau ich den Brüdern die Stiftzähne, ohne dass sie was davon mitbekommen. In ‘ner halben Stunde bin ich zurück.«
»Pass gut auf dich auf, Joaquin.«
Der Vaquero verschwand zwischen dem Mais. Nicht einmal ein Rascheln war zu hören. Joaquin bewegte sich leiser als ein Schatten.
Er war schon nach fünfundzwanzig Minuten zurück. Niemand hatte ihn kommen gehört. Auf einmal stand er da wie aus dem Boden gewachsen.
»Es sieht nicht gut aus da drüben«, berichtete er. »Sie haben alle im Freien eingepfercht, wie Valdez schon sagte. Vier Mann stehen Wache. Ich nehme an, dass sie schießen, sobald sich etwas Unvorhergesehenes ereignet.«
»Hast du was von Singal gesehen?«, fragte Saltillo.
Joaquin schüttelte den hageren Kopf.
»Vor der Bodega an den Wassertrögen stehen ‘ne Menge Pferde. Ich nehme an, dass sich einige der Burschen auch drinnen aufhalten.«
»Wie viele Pferde hast du gezählt?«
»Acht. Aber noch was, Patron: Am Ortsrand steht auch noch ein Posten.«
Saltillo dachte nach. Viele Möglichkeiten blieben nicht. »Können wir die Wachen rasch genug überwältigen?«
»Auf keinen Fall alle auf einmal!«
»Ich will keinen Massenmord«, entschied Saltillo.
»Außerdem