9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006. Alfred Bekker

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9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker

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Tisch brach der Postschaffner zusammen.

      „He, Tony, wie lange dauert das noch?“, rief der Bandenführer draußen ungeduldig.

      Burton hängte den Verschluss aus und schob die Rolltür nach vorn.

      „Na also!“ Merrill sprang in den Wagen, schaute sich nur kurz um, und ging auf den kleineren der beiden Panzerschränke zu.

      Grant folgte dem Anführer. Auch er beachtete weder die mit Briefen und Paketen vollgestopften Regale noch den größeren Panzerschrank, sondern folgte Merrill zu dem kleineren, fest eingebauten Tresor. Er wies ein relativ großes Schlüsselloch auf, das auf eine primitive, aber schwere Sperre schließen ließ.

      Merrill zog eine Dynamitpatrone aus der Tasche, die dünn wie ein Zigarillo und mit einer kurzen Lunte versehen war.

      Draußen wurde ein Schuss abgefeuert.

      „Rübe runter, Alter, sonst erlebst du den Sonnenuntergang nicht mehr!“, brüllte Regan.

      „He, hier will sich einer verdrücken!“, meldete Older auf der anderen Zugseite. „Zurück, Mister!“

      Ein zweiter Warnschuss pfiff über die Dächer des kleinen Zuges.

      „Die sollen mir die Leute in Schach halten!“, rief der Bandenführer.

      Grant schaute durch die offenstehende Tür. „Gebt ihnen Zunder, wenn sie aufmucken.“

      Merrill schob die Patrone in das Schlüsselloch, brannte sich ein Zigarillo an, blies gegen die Glut und hielt sie an die Lunte. Sofort sprühten Funken, und mit dem aufsteigenden Rauch breitete sich penetranter Gestank aus.

      „Raus!“

      Sie sprangen alle drei aus dem Expresswaggon und gingen unter der Rolltür in Deckung.

      Die Passagiere und das Fahrpersonal lagen noch im Dreck. Ein Bremser humpelte vorn um die Lok, die Hände erhoben und eine Gewehrmündung im Nacken.

      „Runter!“, befahl der Bandit.

      Der humpelnde Mann gehorchte.

      Im Expresswaggon explodierte die Dynamitstange und fetzte das Schloss auseinander. Die Zuhaltung fiel aus dem aufgerissenen Kasten nach innen und die Tür pendelte, nach außen.

      Merrill stand als erster drinnen in den Rauchschwaden und entnahm dem Tresor eine Kassette.

      „He, lass das Kleingeld nicht liegen!“, rief Grant, der hereinschaute. „So dick haben wir’s nicht, dass wir uns leisten können, es zu übersehen!“ Er sprang hinein, raffte alles im Panzerschrank herumliegende Geld zusammen und folgte dem Bandenführer, der bereits wieder draußen stand und mit der Kassette unter dem Arm zu den Pferden jenseits der Kakteen und Büsche lief.

      „Fertig, Leute!“ Burton winkte den anderen, bevor er hinter Merrill und Grant herrannte.

      „Alles liegenbleiben!“, befahl Older. „Keiner rührt sich von der Stelle!“

      Die drei letzten Banditen zogen sich rückwärtsgehend zurück, hielten dabei die Gewehre jedoch weiterhin auf die liegenden Leute vor dem Zug angeschlagen. Als ein Mann hustete, feuerten sie alle gleichzeitig. Die Kugeln pfiffen den verschreckten Passagieren über die Köpfe und wimmerten unter den Traversen der Waggons hindurch. Eine traf ein Rad, prallte ab und heulte als Querschläger über die Menschen weg.

      „Alles klar?“, fragte Older.

      Merrill saß bereits im Sattel und verstaute die Kassette unter seiner abgeschabten Jacke. „Bei richtiger Planung kann nichts schiefgehen. Haben wir schlecht geplant, Andy?“

      „Keineswegs!“ Grant grinste von einem Ohr zum anderen.

      „Na also. Sind wir soweit?“

      Sie sprangen alle in die Sättel.

      Merrill trieb sein großes Pferd an und sprengte vom Zug weg nach Westen. Die Bande schloss sich an.

      2

      Als erster hob der Zugführer den Kopf, rollte sich auf den Arm, fiel aber fluchend zurück, weil von der Streifwunde ein jäher Schmerz durch seinen Körper stach.

      Der Heizer hob nur ein paar Zoll den Kopf. „Sind sie alle weg?“

      „Sieh doch selbst nach, verdammt!“ Fluchend rollte sich der Lokführer auf die andere Seite und betastete vorsichtig die heftig schmerzende Wunde. Dabei schaute er zu den Kakteen. Die Banditen waren verschwunden.

      Der Eisenbahner rappelte sich auf und blickte auf die mehr als zwei Dutzend liegenden Menschen, die kaum zu atmen wagten und offenbar auch nicht hörten, wie sich der Hufschlag rasch nach Westen entfernte.

      „Ihr könnt aufstehen!“

      Der Heizer wagte sich als erster auf die Beine und rückte hilflos an seiner halb verbrannten Mütze herum.

      „Mein Gott, ich bin durch hundert Höllen gelaufen!“ Eine Frau bekreuzigte sich, kaum dass sie stand. „Aber der Heiland war bei uns und hielt die Hand schützend über uns!“

      „Amen!“ Eine andere Frau faltete die Hände und blickte in den dunstigen Himmel Arizonas.

      Der Zugführer ging an den Menschen vorbei, blickte in den offenstehenden Expresswaggon und sah die Leiche neben dem Tisch. Das Gesicht des Postschaffners lag auf der Seite. Leer und glasig schauten die Augen auf den Mann draußen in der glühenden Sonne.

      Der Blick des Mannes wanderte zu dem aufgesprengten Tresor. Ein paar Kupfermünzen lagen davor. Um das Schloss herum zeigte der Tresor graue Pulverdampfspuren.

      „Was haben die denn geklaut?“, rief der heranhastende Heizer. Keuchend blieb er neben seinem Kollegen stehen. „Ach, du lieber Gott, die haben Cohn ja erschossen.“

      Der Lokführer kletterte hinein, faltete dem Toten die Hände, legte sein Gesicht gerade und drückte ihm die Augen zu.

      „Aber die Moneten sind doch im großen Schrank?“ Der Heizer staunte. „Da drin befand sich doch nur Kleingeld. Was eigentlich noch, Burt?“

      „Keine Ahnung. Das ist nicht mein Problem.“ Der Lokführer schob den Toten unter den festmontierten Tisch, schaute sich noch einmal kurz um, sprang hinaus, rollte die Tür zu und hakte den Verschluss ein.

      Die heraneilenden Menschen erschienen zu spät, um die jetzt erwachte Neugier noch zu befriedigen.

      „Was ist denn da drin?“, fragte ein Mann.

      „Der Postschaffner wurde erschossen. Steigen Sie ein, wir fahren gleich weiter.“

      „Ich glaube, in dem kleinen Panzerschrank verwahrte der Postschaffner meistens Aktien, Wertpapiere und solchen Kram auf“, sagte der Heizer, während er dem Zugführer folgte.

      „Los, los, einsteigen!“, rief der Lokführer.

      „Und

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