9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу 9 ungewöhnliche Western April 2020: Western Sammelband 9006 - Alfred Bekker страница 4
Sie zogen vor die Lokomotive und begannen, das Lavageröll von der Schiene zu werfen.
„Wir können froh sein, dass die Schurken vergessen haben, uns auszuplündern“, sagte ein reisender Händler. „Wenn ich meine Kollektion eingebüßt hätte, könnte ich mir eine Kugel in den Kopf schießen.“
Niemand interessierte sich dafür. Nach ein paar Minuten lag die Schiene frei vor der Baldwin-Lok, und der Zugführer schob die paar Männer vor sich her zurück.
„Einsteigen, Herrschaften!“ Er kletterte in den Fahrstand und öffnete das Überströmventil. Ein scharfer Pfiff heulte in das Buschland hinaus.
Die Leute begannen plötzlich zu laufen, als seien sie in Sorge, der Zug könne ohne sie die Reise fortsetzen. Türen knallten zu.
Als letzter stieg der humpelnde Bremser auf und schloss das Dienstabteil.
Als der Pfiff verklang, war der Hufschlag der geflüchteten Banditen längst nicht mehr zu vernehmen.
„Das sah exakt geplant aus“, murmelte der Heizer. „Als wenn die sich nur geholt hätten, auf was sie es sowieso abgesehen hatten. Findest du das auch?“
„Wir haben nicht mehr genug Dampf“, maulte der Lokführer, während er die Klappe der Feuerung öffnete. „Du solltest dich lieber darum kümmern!“
„Ist ja schon in Ordnung. Weißt doch selbst, dass ich ziemlich neugierig bin.“ Der Heizer warf Holz ins Feuer und stieß den Gluthaufen mit einer Eisenstange zusammen.
Der Zug setzte sich ruckelnd und mit durchdrehenden Rädern der Lok in Bewegung.
3
Die sechs Banditen hielten zwischen den Kakteen und schauten zurück. Sehen konnten sie die kleine Wagenschlange nicht. Aber sie hörten die Fahrgeräusche und das Stampfen der Dampfmaschine, sahen den schwarzen Rauch und die aufstiebenden Funken.
„Die sind heilfroh, noch am Leben zu sein.“ Der bullige Grant grinste den Bandenführer an und schaute auf dessen gewölbte Jacke mit der Kassette darunter.
Merrill wandte sich Older zu. „Hast du den Stadtplan noch?“
Der mittelgroße, athletische Schurke mit dem breitflächigen Gesicht, der eine Messernarbe am Kinn hatte und dessen streichholzkurzes, blondes Haar völlig unter dem schweißdurchtränkten Hut verschwand, tastete über die Jacke, hörte das Knistern von Papier und nickte. „Alles in Ordnung.“
„Beeilt euch. Bei der nächsten Sache müssen wir wieder vollzählig sein.“
„Wir legen ihn um und verschwinden sofort wieder aus Prescott“, versicherte Older.
„Es darf nichts schiefgehen, Luck. Und seid vorsichtig. Dieser Carringo gilt als besonders gefährlich.“
Chap Curtis drängte sein Pferd neben Older. „Nichts ist einfacher, als einen Mann in seinen eigenen vier Wänden umzupusten.“ Der hässliche Halunke mit dem spitzen Kinn, der schmalen Nase und dem struppigen Backenbart unter den langen Blondhaaren grinste Older beifallheischend an.
„Du sagst es, Chap.“ Older schnalzte mit der Zunge und setzte den Ritt nach Westen fort, schwenkte hinter der nächsten Saguaro-Kaktee allerdings etwas nach Norden.
Curtis und Gerry Regan schlossen sich dem Banditen an.
Frank Merrill, der Bandenführer, Andy Grant und Tony Burton schauten den drei anderen nach, bis der letzte im unübersichtlichen Buschland verschwunden war. Dann lenkte Merrill sein Pferd nach Südwesten.
Grant und Burton schlossen sich an.
„Befanden sich eigentlich gar keine Bucks in dem Tresor?“, wollte Burton wissen.
„Doch, ein paar Dollar schon“, erwiderte Grant.
„Und was wird damit?“
„Keine Sorge. Auch wenn du Zaster genug anderweitig verdienst, kriegst du deinen Anteil.“
Burton, der Mörder des Express-Schaffners, gab sich damit zufrieden.
4
„Das ist Prescott.“ Older deutete auf die Lichter, die gar nicht sehr weit voraus die Nacht erhellten und auf eine größere Stadt in der Prärie schließen ließen.
Gerry Regan stieg ab, führte sein Pferd von der Wagenstraße ins dichte Buschgebiet, sattelte es ab, rollte seine Campdecke aus und legte sich nieder. Er durchsuchte seine Satteltasche, fand aber nur noch ein Stück Hartbrot, auf dem er trotz des Hungers nur lustlos herumkaute.
Curtis ritt um die Büsche, beugte sich aus dem Sattel und fragte: „Spielst du nicht mehr mit?“
„Willst du mitten in der Nacht in das Nest reiten?“ Regan schlug die Decke über sich und schob den Sattel unter dem Kopf zurecht.
„Selbstverständlich warten wir den Tag ab. Wir müssen wie harmlose Fremde aufkreuzen.“ Noch hinter Curtis saß Older ab, führte sein Pferd am Kumpan vorbei und sattelte es in Regans Nähe ebenfalls ab. Auch er breitete seine Decke aus und legte den Sattel ans Ende.
„Hast du noch was zu beißen, Luck?“ Regan schaute zu dem Komplicen hinüber, der sich niederlegte.
„Alles schon verschlungen.“ Older grinste. „Du weißt doch, bei mir wird nichts alt.“
„Ja, ich weiß.“
Curtis stieg nun ebenfalls aus dem Sattel. „Also, wenn ihr mich fragt, ich hätte es …“
„Wir fragen dich nicht“, unterbrach Older den Kumpan. „Und wir erledigen es nicht in der Nacht. Da landest du schnell in einem falschen Haus und schickst dann auch den falschen Mann über den Jordan.“
„Wobei es nicht um den beklagenswerten falschen Mann geht“, setzte Regan hinzu. „Sondern darum, dass der richtige Mann noch am Leben ist.“
„Du sagst es.“ Older zog sich den Hut über das Gesicht und die Campdecke bis ans Kinn.
„Frank glaubt sicher, wir erledigen es noch während der Nacht. Und ich dachte, ihr hättet es genau abgesprochen.“
„Das kommt heraus, wenn du deinen Kopf mit so was belastest“, spottete Gerry Regan.
„Pass auf, dass ich dir nicht die Rübe eintrete, verdammt!“
„Leg dich hin und gib Frieden, Chap!“ Older schob den Hut noch einmal vom Gesicht.
„Und wer passt auf?“
„Auf was denn?“
„Dass uns hier nicht plötzlich jemand auf die Pelle rückt, zur Hölle. Auf was denn sonst?“
„Die Pferde warnen uns schon, wenn sich jemand auf der Straße nähern sollte. Los, Chap, halt keine langen Reden, ich