Ein schwieriger Fall: Arztroman. G. S. Friebel

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Ein schwieriger Fall: Arztroman - G. S. Friebel

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      Jetzt ließen sich die Tränen doch nicht länger zurückhalten.

      »Darf ich sofort kommen?«

      Dr. Bernstein spürte, dass die Kollegin in einer schweren Krise steckte. Etwas schien mit ihr nicht zu stimmen. Sie war ja völlig aus dem Gleichgewicht. War es da eigentlich gut, sie anzustellen? Er konnte jetzt doch die Kollegen aussuchen, mit denen er arbeiten wollte.

      Eine Sekunde lang überlegte er messerscharf, dann sagte er sich: Ich habe es ihr bereits zugesagt, sozusagen versprochen. Ich muss sie erst wiedersehen. Und wenn sie nicht ganz in Ordnung ist, werde ich auch den Grund dafür feststellen, und dann können wir noch immer sehen, was wir mit ihr tun.

      »Je eher, umso besser!« Am anderen Ende wurde es still. »Sind Sie noch da?«, fragte er.

      »Ja, Herr Kollege.« Wieder Stille. Und dann ganz leise: »Dr. Bernstein, ich glaube, Sie haben mir gerade das Leben gerettet.«

      Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken. Oh, dachte er, so schlimm ist es also.

      »Ich kann also damit rechnen, dass Sie jetzt kommen?«

      »Ja«, sagte Bettina ganz ruhig und gelassen. »Ja, Sie können damit rechnen. Und ich verspreche Ihnen, ich werde mich für Sie totschuften.«

      »Aber das verlange ich ja gar nicht. Wenn ich das wollte, wäre mein Ärzteverschleiß bald sehr hoch, und wir müssten den Friedhof vergrößern, was der Bürgermeister mir bestimmt verübeln würde.«

      Bettina lachte auf. Ihr Lachen klang frei und herzlich.

      »Ja, ich komme!«, rief sie. Dann legte sie auf.

      Dr. Bernstein legte ebenfalls den Hörer zurück - äußerst nachdenklich. Er starrte eine Weile vor sich hin, dann stand er auf und ging ins Esszimmer. Hier traf er seine Eltern, seine Sprechstundenhilfen - Britta und Frau Schöller - und auch Maria Ansbach, die als Haushälterin fungierte. Die Mutter kannte ihren Sohn gut genug, um sogleich zu merken, dass etwas nicht stimmte.

      »Frau Dr. Losse hat gerade angerufen«, sagte er.

      Britta, die den jungen Arzt innig liebte, aber glaubte, dass er es nie bemerken würde, sah ihn demütig an.

      »Kommt sie zurück?«, fragte sie.

      Agnes Schöller, die um das blutende Herz des jungen Mädchens wusste, neigte den Kopf.

      »Ja, sie will wieder bei uns arbeiten«, berichtete der junge Mediziner.

      »Aber warum machst du dir denn da Sorgen, mein Sohn?«

      Er lachte jungenhaft.

      »Vor dir kann man nichts verbergen, nicht wahr?«

      »Nein, das kann man nicht«, bestätigte die Mutter mit gewissem Stolz.

      »Nun, im Augenblick möchte ich nicht darüber sprechen. Ich weiß es selbst noch nicht genau, weshalb ich beunruhigt bin.« Dann wandte er sich an Maria. »Drüben alles in Ordnung?«

      »Nun, wir haben ja erst zwei Patienten, da brauche ich noch nicht viel zu kochen.«

      »Die zwei Drachen lassen das wohl nicht zu, wie?«

      Maria Ansbach lachte.

      »Sie meinen doch nicht etwa Lydia und Johanna?«

      »Genau!«

      Alle lachten herzlich auf.

      »Nach dem Essen werde ich hinübergehen.«

      »Soll ich mitkommen?«

      Agnes Schöller war schließlich pensionierte Krankenschwester.

      »Nein, Frau Schöller, Sie ruhen sich mal hübsch aus und gönnen Ihren Füßen ein wenig Erholung.«

      »Aber, Herr Doktor!«

      »Ich bin egoistisch und hoffe, Sie in Anspruch nehmen zu dürfen.«

      Gab es jemanden, der ihn nicht liebte? Agnes fühlte sich überglücklich, denn er gab ihr ja das Gefühl, gebraucht zu werden. Und das allein war ihr schon Lohn genug.

      Brittas Gedanken waren bei der jungen Ärztin.

      3

      Bettina Losse eilte in die Villa zurück. Das Dienstmädchen stand an der Tür, als sie eintrat.

      »Die gnädige Frau möchte Sie sprechen. Ich habe Sie schon überall gesucht.« War da ein Vorwurf in der Stimme des jungen Mädchens? Oh, dachte Bettina, soweit ist es also schon gekommen.

      »Ich habe keine Zeit«, antwortete sie brüsk und wollte an dem Mädchen vorbeieilen.

      »Ich habe Order, Sie sofort hineinzuführen. Bitte, machen Sie mir keine Schwierigkeiten!«

      Britta wollte sagen: Warum haben Sie eigentlich Angst vor meiner Mutter? Warum gehen Sie nicht fort? Aber sie schwieg; sie selbst hatte sich ja die ganze Zeit ebenso verhalten und hatte gehorcht.

      »Schon gut«, meinte sie freundlich. »Sie können ja nichts dafür. Ich gehe schon. Die paar Minuten halten mich nicht auf.«

      Die Mutter saß im Wintergarten und machte ein unmutiges Gesicht.

      »Warum sagst du nie, wohin du gehst?«

      »Bin ich deine Sklavin?«

      »Rede nicht solch dummes Zeug! Ich möchte mit dir in die Stadt fahren.« Bettina blickte sie groß an. Das allerdings war ein sehr seltener Anspruch. Wann fuhr die Mutter schon mal in die Stadt? »Wir gehen einkaufen«, bestimmte sie jetzt.

      »Hast du mir nicht vorgeworfen, ich hätte einen schlechten Geschmack?«

      »Deshalb komme ich ja mit«, meinte sie kurz angebunden.

      Bettina lehnte sich gegen den Sessel.

      »Ach, für mich soll eingekauft werden?«

      »Ja, ich gebe ein kleines Fest und wünsche, dass du gut aussiehst.«

      »Mit anderen Worten, ich werde mal wieder auf den Heiratsmarkt geführt?«

      »Seit wann bist du so aufsässig?«

      »Seit heute«, sagte Bettina gelassen.

      Die Mutter sah sie mit kalten Augen an.

      »Du wirst tun, was ich dir sage!«

      Bettina dachte: Vor einer Stunde wäre ich noch in mich zusammengekrochen. Ach, die Menschen da draußen wissen ja gar nicht, wie schrecklich das Leben in so einer feinen Villa sein kann. Sie sehen nur immer den Reichtum und dass man sich angeblich alles kaufen kann, wonach einem der Sinn steht. Wie wenig wissen sie doch.

      »Es tut mir leid, Mutter, aber ich komme nicht mit in die Stadt. Ich habe nämlich keine Zeit.«

      Seit

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