Bolan und der Dixieland-Konvoi: Ein Mack Bolan Thriller #27. Don Pendleton
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Also nein, Mack Bolan fragte nicht, warum er hier war, auf diesem geisterhaften Schlachtfeld der Sezessionskriege, zwischen Chattanooga und Atlanta. Er fragte weder, warum er töten musste, noch ob er töten musste. Er kannte das Wie der Kriegsführung. Und er wusste, was getan werden muss.
Der finster blickende Krieger überprüfte ein letztes Mal seine Waffen. Dann zog er im Geist den Hut vor den Gespenstern der Blauen – den Yankees – und der Grauen – den Südstaatlern – und sagte leise in den Wind: "Es geht also wieder los."
Kapitel 1: Zeit für den Krieg
Er war vollkommen schwarz angezogen, sogar seine Hände und sein Gesicht waren geschwärzt. An seiner rechten Hüfte saß die große silberne selbstladende .44 Magnum in der Koppel. Ein schwarzer 9-mm-"Leisetreter" – eine Beretta Brigadier mit einem speziell konstruierten Schalldämpfer – steckte im Schulterhalfter an seiner linken Brust. Den Oberkörper kreuzten Utility-Gürtel, an denen eine Auswahl kleiner Handgranaten sowie zusätzliches Spielzeug und Munition baumelten – alles sorgfältig überlegt und für den sofortigen Zugriff hergerichtet. Ersatzmagazine für die Pistolen hingen um seine Hüfte. Cargotaschen an den Beinen trugen nützliches Zubehör. Ein Lederhalfter, das vorn an der Koppel befestigt war, enthielt ein kompaktes Walkie-Talkie mit CB-Funktion. Die M-16/M-79-Kombination, die für die "gröberen Einsätze", hing horizontal über seinen Rücken – das M-16-Kampfgewehr spuckte mit einer Geschwindigkeit von 700 Schuss pro Minute einen steten Strom von 5,56 mm-Geschossen, und es ritt huckepack auf dem M-79, einem 40-mm-Granatwerfer, der Splitter-, Rauch-, Gas- oder hochexplosive Geschosse verteilen konnte.
Obwohl er bereits bepackt war wie ein Armee-Maultier, wählte er noch zwei "Buck Rogers" Panzerfäuste – leichte Panzerabwehrwaffen, LAWs, panzerbrechende Raketen in Einwegverpackungen aus Fiberglas. Er hievte sich die Fiberglasrohre auf die Schulter und ging zu Fuß querfeldein los, nachdem er sein Kundschafter-Fahrzeug im Gebüsch neben der Zufahrtsstraße stehen gelassen hatte.
*
Es war Punkt Mitternacht, als er den niedrigen Hügel erreichte, den er als Feuerbasis für diese Mission ausgewählt hatte. Der Mond spielte Fangen mit Fetzen tiefliegender Kumuluswolken, die über die Berge im Norden huschten, so dass auf dem Gelände ein An/Aus-Lichteffekt entstand.
Der südliche Himmel spiegelte die entfernten Lichter der "Queen City" Atlanta, etwa dreißig Kilometer landeinwärts. Links von ihm schlummerte das Örtchen Marietta, zu seiner Rechten erhob sich der dunkle Schatten des Kennesaw Mountain in die Nacht. Direkt vor ihm, beleuchtet nur von gedämpften Lichtern, lag das Ziel – eine Gruppe von Lagerhäusern und Servicegebäuden – in einer Entfernung von etwa fünfhundert Metern.
Es sah ganz unschuldig aus, ungefähr so wie jede andere Lastwagen-Station: Ein paar Lager, eine Tankstelle mit Autoreparatur-Werkstatt, ein kleines Bürogebäude, die Wiegestation, noch ein paar Nebengebäude. Die hauptsächlichen Unterschiede bestanden in dem hohen, oben mit Stacheldraht verstärkten Maschendrahtzaun, dem bemannten Torhaus und den uniformierten Sicherheitspatrouillen.
Doch Bolan war bereits zweimal drin gewesen – einmal während einer unauffälligen Aufklärung bei Tageslicht, vom Fahrerhaus eines Lastwagens aus, und ein zweites Mal bei einer stillen nächtlichen Infiltration, für eine längere Erkundungsmission.
Und, ja, er hatte die Sache durchschaut.
Die "Sicherheitskräfte" waren echte Mafiosi, angeführt von einem gewissen Thomas Lago, geborener Lagossini, einem Veteranen der New Yorker Kriege. Die ganze Truppe bestand aus rund zwanzig Männern, mit nicht mehr als drei Bewaffneten in der normalen Schicht, die bei kritischen Operationen auf sechs bis acht Mann aufgestockt wurden.
Gemanagt wurde der Laden von Zivilisten – Ahnungslosen. Vielleicht wusste der Chef, ein Kerl namens Harrison, was wirklich durch diese Lagerhäuser ging; die anderen Angestellten wurden darüber im Dunkeln gelassen.
*
Auch Bolan wusste, was durch diese Lagerhäuser ging: Schmuggelware unterschiedlicher Art, darunter Drogen, Waffen, unversteuerte Zigaretten und Whisky.
Dieser Terminal hier war "geheime Verschluss-Sache". Andere Umschlagplätze in der Gegend arbeiteten viel offener und handelten hauptsächlich mit normaler Ware wie Fernsehern, Küchengeräten usw. – alles geklautes Zeug, das aus verschiedenen Regionen des Landes stammte und über den Dixie-Korridor auf andere Orte verteilt wurde. Darüber hinaus betrieb man von diesem Gebiet aus die größte "Wiederverwertung" gestohlener Autos.
Es war ein Großunternehmen, das die ohnehin schon geschwächte amerikanische Wirtschaft um mehreren Milliarden Dollar pro Jahr brachte. Schnell und leicht verdientes Geld für die Mafia, ja, und unter dem Deckmantel dieser Operation waren mehrere neue Mafia-Imperien entstanden.
Bolans Zugang zum Korridor war über Mexiko erfolgt, auf der Spur des Heroins. Das Gebiet um Atlanta war zu einer der wichtigsten US-"Depots" für das weiße Pulver aus Mexiko geworden. Überall in der Stadt gab es Pulverfabriken, in denen das Zeug verschnitten und verpackt wurde, um an die verschiedenen Großabnehmer im ganzen Land weitergeleitet zu werden. Dieser "Terminal" diente dem Heroingeschäft als Drehscheibe, die das Rohmaterial aus Mexiko entgegennahm und das fertige Produkt dann an die Straßenverkaufsstellen verteilte.
Aber damit war jetzt Schluss.
*
Bolans Timing war perfekt, auf den Punkt.
Ein Lastwagenkonvoi war gerade dabei, den Lagerkomplex zu verlassen. Sechs riesige achtzehnrädrige Fahrzeuge bewegten sich in enger Formation direkt vor dem Tor auf die Zufahrtsstraße zu. Es handelte sich um die als Landmaschinen getarnte Waffenlieferung für Irland, die über den Hafen von Savannah gehen sollte. Auch das wusste Bolan bereits.
Die Fahrer dieser Lastwagen waren ebenfalls Ahnungslose; dafür hatte man bei der Planung der Mission besondere Vorkehrungen getroffen. Er ließ sie die halbe Strecke bis zur Straße fahren, dann steckte er eine Runde Hochexplosive in den Schiebeverschluss der M-79 und ließ sie 30 Meter vor dem Konvoi auf der Fahrbahn hochgehen, unmittelbar gefolgt von einer weiteren Runde am hinteren Ende. Gerade mal ein Herzschlag lag zwischen beiden Explosionen. Die Lastwagenkolonne rumpelte sofort zum Stillstand.
"Baumwollzupfer!" kam ein Schrei über Funk. "Was war das da an der Vordertür?"
Eine weitere aufgeregte Stimme verkündete über den Äther: "Was immer es war, wir haben auch einen an der Hintertür“"
Bolan teilte ihnen kühl mit, was es war. "Ihr seid eingeklemmt, Baumwollzupfer. Steigt aus und haut ab, über den Hügel, und dann möglichst weit weg. Der erste, der weiterfährt, bekommt einen mitten rein."
Das erhöhte sein persönliches Risiko, schon klar. Bolan wusste, dass die Polizei routinemäßig den CB-Kanal der Lkw-Fahrer überwachte. In diesen Hügeln war der CB-Funk zwar oft unterbrochen und von schwankender Qualität; ein guter Polizist könnte trotzdem auf etwas aufmerksam werden, das da in der Gegend abging – oder, noch unangenehmer: die Lkw-Fahrer konnten einen zehn-vierunddreißig absetzen, eine Bitte um Unterstützung, und den Ort genau lokalisieren. Aber es war ein notwendiges Risiko. Mack Bolan führte keinen Krieg gegen die Zivilbevölkerung.
Die unmittelbare Reaktion auf seine Ansage war jedoch ein schockiertes "Heiliger Scheibenkleister!", ein Ersatzfluch, speziell für die Nutzung des