For that Moment. Nena Muck
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Читать онлайн книгу For that Moment - Nena Muck страница 12
»Wohin?«, frage ich verwirrt und er verdreht die Augen.
»Erstens ist dir arschkalt. Zweitens hab ich Schiss, dass du mit deinem Magenknurren irgendwelche Tiere anlockst und da du drittens die Angewohnheit hast mir an allem die Schuld zugeben, denke ich, dass es besser ist, wenn wir jetzt gehen.«
»Okay.«, murmele ich verwirrt.
Als ich aufstehe, zucke ich zusammen, weil das Knie, das ich mir vorhin angeschlagen habe, bitterböse schmerzt.
Er ist mit einem großen Schritt bei mir und greift vorsichtig nach meinem Arm. »Was ist los?« Sein Gesichtsausdruck ist besorgt?
»Nichts, ich hab mich nur gestoßen, als du mich vorhin erschreckt hast.«
»Siehst du.« Er deutet auf mich. »Genau das habe ich gemeint.«
Er klingt höhnisch, als sein Blick auf mein Handy fällt, das auf dem Stein liegt und Billie Eilish in Dauerschleife spielt.
»Ganz schön melancholisch, oder?« Er zieht die Augenbrauen zusammen und mir fällt auf, dass er sogar Fremdwörter benutzt, wenn er nicht gerade flucht.
»Ich mag einfach ihre Stimme.«, sage ich kurz und knapp, als ich ihm das Handy aus der Hand nehme und wir seitlich entlang der Mauer zurück zum Wohnheim gehen.
Wir laufen bis zum Ende der Mauer, wo sich ein Tor befindet, das man problemlos öffnen kann. Das hätte ich vorhin wissen müssen.
Als wir den Eingang zu seinem Wohnheim erreichen, läuft er wider Erwarten daran vorbei.
»Mein Auto steht an der Bar, das Stück kann ich …«, doch er unterbricht mich, indem er per Fernbedienung sein Auto öffnet.
»Dachte ich mir schon.«, antwortet er und nickt zu seinem Auto, als wäre es selbstverständlich. Ich bin total verwirrt, was man mir wahrscheinlich ansieht, denn als ich einsteige, sagt er:
»Wenn du nicht aufhörst, immer so verbissen über alles nachzudenken, hast du bald einen Krater wie den Grand Canyon auf der Stirn.«
Schlagartig entspanne ich mein Gesicht. »Es ist nur …«
»Nur was?« Er schaut mich an.
»Ich versteh es nicht. Mal ganz ehrlich. Vorhin hättest du mich wahrscheinlich noch in einem Wald voller Wölfe ausgesetzt…«
»Was?«, schnaubt er lachend.
»Ja und danach genüsslich auf einem Aussichtsturm beobachtet, wie das Schauspiel seinen Lauf nimmt.«
Er schaut mich mit weit aufgerissenen Augen an.
»Das ist aber ganz schön hart.«, lacht er, während ich aus dem Fenster sehe und bemerke, dass wir gar nicht in Richtung der Bar fahren.
»Du fährst in die falsche Richtung.«, sage ich erschrocken.
»Tu ich nicht.«, erwidert er belustigt.
»Doch ganz sicher.«
Er schnalzt genervt mit der Zunge. »Verflucht. Woher willst du das denn wissen, wenn du gar nicht weißt, wohin wir fahren.«
Ich sehe ihn eindringlich an, während ich die folgenden Worte betone. »Wir fahren zu meinem Auto.«
»Nein tun wir nicht.«, antwortet er auf dieselbe Art und dann beschleicht mich ein komisches Gefühl. Wie bescheuert bin ich eigentlich?
Ich steige in das Auto eines Wildfremden, der aus seiner Abscheu zu mir noch nicht einmal einen Hehl macht. Warum?
Weil er mal zwei Minuten lang kein Ekelpaket war?
Was ist los mit mir?
Er scheint meine innere Unruhe zu bemerken. »Alter, reg dich ab. Ich werde dich in keinem Wald voller Wölfe aussetzen.« Dann breitet sich in seinem Gesicht ein heimtückisches Lächeln aus. »Zumindest nicht vor dem Frühstück.«
Was?
»Du möchtest frühstücken gehen? Mit mir?«, frage ich schockiert.
»Boahr, was ist denn da dabei?«, fragt er genervt, während er die Augen verdreht. »Es ist sechs Uhr morgens und wir haben beide Hunger. Also hör auf so verflucht nervig zu sein. Ich grabe dich schon nicht an, keine Sorge.« Er schnaubt mit voller Verachtung in meine Richtung. Das ist nicht neu, verletzt mich aber jedes Mal und ich weiß nicht wieso.
Meine Stimme ist leise und mein Ego angekratzt, als ich aus dem Fenster sehe und sage: »Darüber mache ich mir keine Sorgen.«
»Und wieso bist du dann schon wieder so verklemmt?«
»Bin ich nicht, ich weiß nur nicht, ob ich mit jemandem frühstücken gehen möchte, von dem ich nicht mal weiß, ob ich ihn überhaupt leiden kann.«
Er versteift sich und umgreift das Lenkrad so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortreten.
Dann macht er mitten auf der Straße eine Vollbremsung und fährt rechts ran.
»Spinnst du?«, keife ich, doch er greift unbeeindruckt über mich, öffnet meine Tür und starrt wieder nach vorn. Als ich mich nicht rühre, sieht er zu mir und sagt mit beängstigend ruhiger Stimme.
»Na dann.« Sein Blick jagt mir einen eiskalten Schauer über den Rücken. »Man sieht sich.« Er macht eine kurze Pause. »Maria.«
Diesmal klingt der Name wie das gemeinste Schimpfwort, das er kennt. Als ich wortlos aussteige, bildet sich ein Kloß in meinem Hals, den ich einfach nicht runterschlucken kann, während er wortlos davonfährt.
Der Weg zu meinem Auto scheint endlos zu sein und abgesehen von den müden, gedankenverlorenen Gesichtern der ersten Frühaufsteher, die an mir vorbeiziehen, scheint die Stadt wie ausgestorben.
Ich will einfach nur nach Hause. Die Ereignisse dieses Abends hätten für zehn gereicht und ich bin ausgelaugt.
Als ich endlich an meinem Wagen angekommen bin, mache ich drei Kreuze auf meiner imaginären To-do-Liste und wiege den Kopf in meinem Nacken.
Ich atme tief durch und als mir bewusst wird, dass ich immer noch seine Jacke trage, streife ich sie mir von den Schultern.
Ich falte sie einmal zusammen und lege sie über meinen Unterarm, bevor ich daran rieche.
Was? Hab ich gerade…?
Völlig perplex werfe ich sie in mein Auto.
Ich brauche dringend Schlaf.
Kapitel 8
Es sind die funkelnden Augen eines kauernden Tigers, die mir den Atem rauben. Voller Angst und einem rätselhaften Verlangen in mir starre ich zurück, während er mich taxiert.
Aus dem Dunkel hinter mir ertönt ein quietschendes Geräusch.