For that Moment. Nena Muck
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу For that Moment - Nena Muck страница 10
Er zuckt mit den Achseln, während er sie lachend unter dem Müll vergräbt.
»Das hält mich nicht davon ab, sie da wieder rauszuholen.«
Was ich nie tun würde, aber ich will nicht, dass er gewinnt.
Er schnaubt. »Alter, du bist so eine beschissene, verzogene Schnepfe. Ich hab dir gerade einen Gefallen getan. Der widerliche Fetzen ist hin. Und jetzt steig ein, verflucht noch mal.«
Er reißt die Fahrertür auf und steigt in sein Auto, während ich einmal tief durchatme, um mich zu beruhigen, bevor auch ich widerwillig einsteige.
Kapitel 6
Die beiden sind auf dem Rücksitz eingeschlafen, obwohl er das Radio voll aufgedreht hat. Mir soll es recht sein, ich hab keine Lust mehr, mit ihm zu diskutieren.
Es ist nur eine kurze Fahrt bis zum Wohnheim und als wir angekommen sind, steigt er wortlos aus. Ich versuche, Hailee zu wecken, doch das dauert ihm wahrscheinlich zu lange, denn er lehnt sich zur Fahrerseite rein und drückt auf die Hupe. Beide schrecken auf.
»Raus jetzt!«, ruft er und die beiden steigen, ohne etwas zu sagen, aus.
Das Wohnheim ist moderner, als ich dachte. Es ist auf jeden Fall ein Neubau und umfasst bestimmt mehr als hundertfünfzig Studentenwohnungen. Die Eingänge sind in bestimmten Abständen getrennt und wir gehen alle in denselben.
Während Hailee und ich uns noch von Alex verabschieden, biegt er stumm in den Gang ab, der nach links führt.
Alex und Hailee umarmen sich ziemlich lang und ich freue mich für sie, habe aber gleichzeitig ein schlechtes Gewissen. Wenn ich nicht wäre, hätte das zwischen den beiden heute sicher nicht hier geendet.
Das Zimmer – oder besser gesagt die Wohnung – hat überhaupt nichts mit meiner Vorstellung einer Studentenbude gemeinsam.
Es ist ein riesengroßes Zimmer, mit einer Küchenzeile, einer Ecke für ihren Schreibtisch, einem Bad und als ich die Schuhe ausziehe, bemerke ich tatsächlich eine Fußbodenheizung.
So lässt es sich auf jeden Fall aushalten.
Ich entferne mein Make-up und putze mir die Zähne, zum Glück hatte Hailee noch eine Zahnbürste auf Reserve.
Anschließend benutze ich eine von ihren hundert Cremes, die sich als Wundercreme entpuppt. Sie ist wie ein Zauberstab und hinterlässt einen natürlichen Schimmer auf der Haut.
Ich sehe besser aus als vorher, die brauch ich ganz dringend auch.
Es ist halb fünf Uhr morgens und Hailee ist sofort eingeschlafen.
Ich versuche, die Augen zu schließen, doch ich merke nach zehn Minuten, wie zwecklos es ist. Es überrascht mich nicht, dieser Tag war wirklich nervenaufreibend und die Begegnung mit diesem Idioten liegt mir schwer im Magen. Der Red Bull und der zeitgleiche Hunger machen es nicht besser. Ich hätte in der Bar auch was essen sollen.
Als Hailee anfängt zu schnarchen, gebe ich auf und rolle mich vorsichtig vom Bett.
Nachdem ich mich wieder angezogen habe, schleiche ich aus dem Zimmer. Von hier bis zu der Bar, an der mein Auto steht, ist es nicht weit und ein kleiner Spaziergang tut mir sicher gut.
Doch dann halte ich inne, denn mir fällt ein, dass irgendwo hinter diesem Wohnheim ein wunderschönes Fleckchen Erde liegt.
Ich habe es entdeckt, als ich damals im Krankenhaus war.
Von dem Park aus führte ein kleiner versteckter Weg über eine wunderschöne Frühlingswiese direkt zu diesem atemberaubenden Aussichtspunkt. Man kann von dort aus über die gesamte Stadt schauen. Wenn ich einen Weg hinter das Wohnheim finde, müsste es dort irgendwo sein.
Selbstverständlich ist das gesamte Gelände von einer dicken, weißen Mauer umzäunt, was die Suche schwieriger gestaltet als gedacht.
An einer Stelle steht ein großer Abfallbehälter.
Wenn ich dort draufsteige, müsste ich es über die Mauer schaffen.
Ich drapiere mich, elegant wie ein Panther oder viel mehr wie ein müdes Faultier, über die Mauer und hoffe bei Gott, dass mich niemand dabei beobachtet.
Anschließend folge ich der Mauer auf der gegenüberliegenden Seite und komme zu einer Böschung, die durch Laubsträucher und kleine Bäume verdeckt ist.
Als ich mich durch diese hindurchgekämpft habe, gelange ich tatsächlich an diesen traumhaften Ort.
Es ist genauso schön wie in meiner Erinnerung.
Nein sogar noch besser, denn die Sonne geht gerade auf und taucht das darunterliegende Tal in ein atemberaubendes Farbenspiel aus dunklem Violett bis hin zu zartem Rosa. Die Farben verschwimmen zwischen den dünnen Schleierwolken, hinter denen sich die orangefarbene Sonne für den Tag bereitmacht und beginnt jeden Zentimeter dieses unglaublichen Panoramas zu erleuchten.
Es ist ein Bild, welches man weder malen noch durch eine Beschreibung oder Fotografie wiedergeben kann. Es ist das Glücksgefühl, das einen durchströmt, der Geruch nach frischem Tau und das beginnende Vogelgezwitscher, was diesen Moment so einzigartig macht.
Eine kühle Sommerbrise jagt mir eine Gänsehaut über den Körper. Ich hätte mir von Hailee eine Jacke borgen sollen, was nicht nötig gewesen wäre, wenn dieser Arsch meine nicht weggeworfen hätte.
Ich schiebe den Gedanken an ihn beiseite, nicht jetzt. Nicht hier.
Ich verbinde die Kopfhörer, die ich von Hailees Schreibtisch gemopst habe, mit meinem Handy und setze mich an einen großen Stein, der aussieht, als wäre er dafür gemacht.
Ich atme tief durch und versuche einfach diesen Anblick zu genießen, während mir Billie Eilish das Lied Listen before i go vorsingt.
Ich weiß, es ist ein wehmütiges Lied, aber es passt einfach zu diesem Moment, denn manchmal bringt Musik das zum Ausdruck, was man selbst nicht in Worte fassen, aber auch unmöglich verschweigen kann.
Also mache ich es lauter und lehne mich an den Stein.
Meine Gedanken stehen fast still, als sich das Licht verändert und einen Schatten wirft. Ich drehe mich so schnell rum, dass ich mir mein Knie an dem Stein aufschlage. Autsch.
Mein Gesicht ist schmerzverzerrt, als ich nach oben schaue.
Das ist doch nicht wahr?!
Vince.
Er steht einfach da. Umsäumt von den unglaublichen Farben des Sonnenaufgangs, während das Orange hinter seinem Kopf dafür sorgt, dass er aussieht wie ein verfluchter Engel. Wie kann man so etwas Boshaftes nur in so etwas Schönem verstecken?
Er bewegt die Lippen und ich brauche einen Moment, um zu begreifen, warum ich ihn nicht höre. Obwohl eine Stummtaste in seinem Fall sicher nicht die schlechteste Idee wäre.
Ich ziehe die Kopfhörer aus dem Ohr und prompt folgt ein:
»Starr mich gefälligst nicht