Omnipotens. Thorsten Klein
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Omnipotens - Thorsten Klein страница 15
„Was kann großartig daran sein, eine Verschwörungstheorie in die Welt zu setzen, die auf einfache Weise erklärt, was viel komplizierter ist“, wollte Dietrichstein wissen.
„Auf dieses Urheberrecht erhebe ich keinen Anspruch. Es liegt bei anderen“, wehrte Peta ab.
„Du hast dir die Dolchstoßlegende nicht ausgedacht?“
„Natürlich nicht. Wenn, dann hätte ich sie so gestaltet, dass sie jeder für wahr halten muss. Nein, diese Idee hatten viele. Britannier, Franken, aber auch Deutsche, wie der Herr von Sälzer, der eine viel größere Rolle in dieser Welt spielen möchte, als sie ihm das Leben bisher zugewiesen hat. Von mir aus. Dieses Casting kann er gern gewinnen. Irgendwann wird er sich wünschen, im Bühnenhintergrund geblieben zu sein. Ich werde das zukünftig tun.“
„Wie bitte?“ General von Dietrichstein glaubte, sich verhört zu haben. „Du schmeißt alles über Bord, wofür du vorher so vehement gekämpft hast? Nur, weil du einen Krieg nicht gewinnen konntest?“
„Ich habe ihn doch gewonnen. Die britannische Regierung hat sich überschlagen, um dem Herzog von Montmorency Siegeskränze zu flechten.“
„Siegeskränze? Aber Britannien hat ebenso verloren, wie die anderen Mächte in diesem Krieg. Das britannische Empire ist auseinandergebrochen. Viele Staaten haben sich von der Londoner Oberhoheit losgesagt und gehen ihren eigenen Weg.“
„Was wieder einmal eindrucksvoll zeigt, dass ein Krieg am Ende nur Verlierer kennt. Besser also, die Finger von ihm zu lassen?“
„Das sagst du, der Gott des Krieges?“
„Ich sehe mich in Zukunft eher als ein Gott der Widersprüche. Die kann man auch auf anderen, friedlicheren Wegen klären.“
Dietrichstein ärgerte sich, so wenige medizinische Kenntnisse zu besitzen. Peta musste krank sein. Zumindest im Kopf. Die Symptome waren unübersehbar. Eine Diagnose erstellte er aber nur in der Form, dass er seinem Gegenüber einen Vogel zeigte und sich von ihm abwandte, um den Raum zu verlassen.
Peta fasste ihn an der Schulter und hielt ihn zurück. „Ich verarsche dich nicht und bin auch sonst geistig gesund. Ich habe sogar Großes mit dir vor. Was hältst du davon, wenn wir dich zum Deutschen Kaiser machen?“
Was Dietrichstein davon hielt? Er fand seine Diagnose, die geistige Gesundheit Petas betreffend, bestätigt.
Ort: Terra Nostra, Africa, Haus der Augusta
„Meine erste Berechnung hat sich vollkommen bestätigt.“
Sophia Demeter atmete nach diesen Worten der Augusta auf. „Dann hat sie doch so geholfen, wie er es von ihr erwartet hat.“
„Wann hat er sich schon je in einem Menschen getäuscht?“, kam ein Vorwurf der Augusta zurück.
„Früher hat er das sehr oft. Aber das ist lange her. Er hat sich immer dann in ihm nahestehenden Menschen getäuscht, wenn er sie liebte, sie diese Liebe aber nicht erwiderten, obwohl er es glaubte.“
„Das war so kompliziert, wie du es ausgedrückt hast. Aber es ist zum Glück lange her. Er weiß jetzt genau, wer ihn liebt. Catarina liebt ihn und das hat ihn gerettet“, erklärte die Augusta.
„Zumindest seinen Geist“, konkretisierte Sophia Demeter.
„Anders war es nicht möglich. Die Heilung Alexandras ging nur über den Tod Richard Kummers, den es nur solange geben musste, wie Alexandra krank war. Sein Geist wird einen Körper finden. Ich bin mir sicher, wir werden ihn irgendwann lebendig wiedersehen.“
„Ich bin froh, dass der gestorben ist.“
„Ich auch. Aber nur, weil ein toter Richard Kummer auch einen toten Robert Severe einschließt. Und das ist jedes Opfer wert.“
„Bleibt nur noch il caskar“, erinnerte Sophia. „Seine Mutter bat um ein Gespräch. Aber der schwarze Herzog wollte keine Versammlung des Hohen Rates.“
Ort: Terra Nostra, Pembroke Castle
„Mein Gott, müssen wir wirklich wieder so eine langweilige Versammlung abhalten wie früher? Ich dachte, mit Alexandras Heilung wäre das Thema erledigt“, maulte der schwarze Herzog.
Der Chevalier lächelte. Über den Herzog und über die Zukunft. „Wir haben wieder mehr Zeit, uns um uns selbst zu kümmern. Alles, was nun auf Psyche geschieht, benötigt nur noch unsere Kontrolle, aber nicht mehr unser Eingreifen.“
„Sag ich doch“, gab der Herzog zurück, „also lassen wir diesen Versammlungsscheiß und überlegen lieber, wie wir es das nächste Mal schaffen, Catarina Velare im Schwertkampf zu besiegen.“
„Bevor wir uns so wichtigen Überlegungen widmen, Königliche Hoheit, fehlen noch kurze Absprachen zur Zukunft Psyches. Wenn du dich also darauf konzentrieren könntest? Außerdem erwarten wir Besuch, wie du weißt. Ich hätte sie gern offiziell begrüßt. In einer Versammlung des Hohen Rates. Schließlich ist sie ein Gründungsmitglied“, erklärte der Chevalier seine Intentionen.
„Ich wollte es aber nicht“, erwiderte der Herzog mit einem Unbehagen, das der Chevalier zwar verstand, aber, seiner Miene nach, nicht billigte.
„Wie wollen wir dann die Absprachen treffen, die notwendig sind? Ohne ihre Zusammenarbeit geht nichts. Ich bin froh, dass sie eingewilligt hat. Auch wegen Sophia.“
„Ich bin ebenfalls froh. Auch wegen Sophia. Aber das Gespräch möchte ich nicht offiziell machen.“
„Hast du immer noch Angst vor ihr?“
„Eher Scheu. Angst habe ich nur davor, dass sie meine schönen Pläne wegen ihrer unberechtigten Sohnesliebe zunichtemacht.“
„Unberechtigt? Die Liebe zu ihrem Sohn? Lass sie sagen, was sie uns zu sagen hat.“
„In einer Versammlung? Äußerst ungern. Wir lassen diese Versammlung ausfallen und ich fasse nur die Fakten zusammen. Und das auch nur für das Protokoll im MindNet“, erwiderte der Herzog mit einer Festigkeit, die dem Chevalier die Lust zu weiteren Diskussionen nahm.
Der Herzog hatte inzwischen mit einem Räuspern die Verbindung zum MindNet hergestellt und sagte: „Huldrich und Gerrich sind beide Magister Militum Per Orientem. Die Ernennung ist schon vor langer Zeit erfolgt. Peta ist Magister Militum Per Occidentem, aber ohne sein Wissen und ohne offiziell ernannt worden zu sein. Es würde ihm nur zu Kopf steigen und er würde nur noch Blödsinn im Westen machen.“
„Wäre er dann nicht ein noch viel würdigerer Nachfolger für dich, als er es jetzt schön ist?“, unterbrach der Chevalier spöttisch.