Omnipotens. Thorsten Klein

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Omnipotens - Thorsten Klein PSYCHE

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mit Alexandras Heilung zu tun. Durch uns war sie krank geworden, wir mussten sie heilen. Das war nur so möglich. Jeder andere Versuch hätte sie umgebracht. Denn nur aus diesem Grund war Robert Severes Geist in ihren Kopf geflohen. Der wollte sie und Richard Kummer töten, um seine Niederlage doch noch in einen Sieg zu verwandeln.“

       „Und das wusste il caskar?“

       „Natürlich.“

       „Und ihr habt ihn machen lassen?“

       „Er suchte eine Aufgabe. Wenn die darin bestand, Götter zu töten, warum sollte er es nicht versuchen?“

       „Er benimmt sich ziemlich kindisch. Seine Community auch. Ihr hättet sie davon abhalten sollen.“

       „Warum? Die pubertieren nun schon fast sechshundert Jahre lang vor sich hin. Sie sollten endlich erwachsen werden. Das wollten wir erreichen, indem wir ihnen helfen, ihre Suche zu beenden.“

       „Ihre Suche? Was suchen Sie denn?“

       „Das ist dir nicht aufgefallen? il caskar versucht sich von seinen Eltern zu lösen. Obwohl sie die einzigen sind, die ihn unterstützen. Bcoto und Takhtusho sind arme Waisen, die nur sich selbst und ihre Geschwisterliebe haben. Sie wissen nicht einmal, wer ihre Eltern sind. Also suchen sie eine Familie. Die glaubten sie, in dieser Community zu finden. Mal sehen, wie lange sie das noch glauben.“

       „Aber Ala Skaunia sucht doch nicht. Sie fühlt sich als First-Lady an der Seite ihres Anführers wohl“, warf ich ein.

       „Hat sie ihm geholfen, Richard Kummer zu töten, als der unbedingt sterben wollte? Nein. Da hat sie versagt. Werden die beiden noch ein trautes Paar sein, wenn herauskommt, dass Alexandra noch lebt? Was meinst du?“

       „Also ist sie doch nicht gestorben?“, frohlockte ich. Ich hatte es immer gehofft. Schöne Frauen sterben zu lassen, lehne ich als Autor ab. Als Mensch sowieso.

       „Natürlich ist sie nicht gestorben. So viele von uns haben auf sie aufgepasst. il caskar hatte keine Chance, sie wirklich zu töten.“

       „Aber er war sich so sicher.“

       „Auch das war Teil des großen Planes. Etwas weniger Selbstgefälligkeit seinerseits und er hätte es erkannt. il caskars Charakter sollten uns noch lange beschäftigen.“

       „Dann handelt die weitere Geschichte Psyches von il caskar und seiner Community?“ Ich war ein wenig enttäuscht. Neue Bücher sollten auch neue Helden haben. Und nicht die, die man schon kannte. Ich wollte nicht schon wieder die gleiche Geschichte erzählen müssen.

       „Sie handelt nicht nur von il caskars Community. Alexandra wollte nach ihrer Genesung sofort wieder nach Psyche zurück. Wegen Michael Arx, wegen Richard Kummers Vermächtnis, aber hauptsächlich ihrer Revolution wegen. Sie wollte mir nicht glauben, dass die ins genaue Gegenteil verkehrt war. Den Menschen ging es nicht besser, sondern schlechter.“

       „Schlechter? Auch denen in Russland?“

       Der Herzog setzte sich in einen unsichtbaren Sessel und ließ mit einem Fingerschnippen eine MindScriptProjektion erscheinen. „Gerade in Russland. Wann ist es den einfachen Menschen in diesem Land schon mal gut gegangen? Aber auch in Deutschland ging es drunter und drüber.“

       Dann sahen wir beide auf die dreidimensionale Darstellung seiner MindScriptProjektion.

      1. Kapitel … und es bleichen wie Steine

      und es bleichen wie Steine die verfluchten Gebeine

      unsrer Feinde nach blutigem Tanz …

      und wenn wieder sie kehren mit Maschinengewehren,

      dann entrollt unsere Fahne sich rot

      „Budjonnylied“, (Gebr. Pograß, Alexej Syrkow)

      Ort: Psyche, Berlin Moabit, Amtsgericht

      Die Dämmerung war hilfreich.

      Sie war nicht unbedingt nötig, denn Gerechtigkeit konnte auch im Hellen geschehen. Eigentlich sollte sie das immer. Aber nicht alle waren der Meinung, dass das, was er vorhatte, gerecht sei. Dieser Kowalski zum Beispiel. Er hatte am lautesten dagegen protestiert. Und am heftigsten.

      Sein Entschluss hingegen stand fest. Denn er fühlte sich immer noch als Offizier. Ein preußischer Offizier geht in den Ruhestand, wenn er das richtige Alter erreicht hat. Er fällt auch zuweilen im Krieg. Aber er wird nicht aus dem Dienst verabschiedet. Erstrecht nicht von seinen großfränkischen Erbfeinden. Denn die Sieger des Kaiserkrieges hatten beschlossen, das Deutsche Reichsheer zu verkleinern, damit es für seine Gegner keine Gefahr mehr darstelle. Es benötigte damit auch weniger Offiziere. Ihn benötigte es nicht mehr. Aber es gab auch andere Wege, gegen seine Feinde zu kämpfen.

      Er konzentrierte sich auf den Ausgang des Amtsgerichtes. Der Minister, seine Zielperson, würde dieses bald verlassen, lauteten seine Informationen. Die Zielperson würde bald sterben, lautete sein Vorhaben. Dieser Mensch musste sterben, denn er trug Mitschuld am verlorenen Krieg. Dessen war er sich sicher.

      Seine Ansichten zur gegenwärtigen Politik Deutschlands waren sehr einfach. Mussten sie auch, schließlich war er Offizier, kein Politiker. Diese einfachen Ansichten verleiteten ihn zu einer einfachen Tat.

      Er wollte einen Menschen töten. Mit seiner alten Waffe. Er würde mit dieser vertrauten Waffe seine Pflicht tun.

      Als er die Zielperson sah, hob er seine Pistole, zielte kurz und schoss dann sofort. Ohne die Augen zu schließen oder sich am Qualm und Krach der Waffe zu stören.

      Ort: Psyche, Russland, Krasnodar

      Sie roch den Qualm nicht und er verbarg nur ihren Augen jenes furchtbare Geschehen in der Stadt Krasnodar. Ihre Inneren Sinne spürten alles, was dort geschah.

      Die Reiterarmee des Generals Woronesch hatte die Stadt gestürmt. Das war wichtig, denn die Ewiggestrigen, die noch an die Macht des Zaren glaubten, hielten diese Stadt besetzt und verhinderten so, dass sie am Segen der proletarischen Revolution ihren gerechten Anteil nehmen konnte.

      Diesen Anteil bekam sie nun.

      Deshalb die vielen brennenden Häuser. Deshalb die schreienden und sterbenden Kinder. Deshalb die vergewaltigten Frauen. Soldaten feierten auf diese Art immer die Eroberung einer feindlichen Stadt. Die Roten Garden machten da keine Ausnahme.

      Zumindest hatte es ihr der General Woronesch so erklärt. Der war eigentlich kein General. Auch das hatte er erklärt. Er war ein Kommandant. Denn Generale und andere hohe Offiziere kannten die revolutionären Truppen der Roten Garden nicht mehr.

      Disziplin scheinbar auch nicht, so wie sie alle Gesetze der Menschlichkeit mit Füßen traten. Die Gräuel des Krieges kannten sie und sie lebten sie mit Wonne aus.

      Michael Arx verstand das nicht und er wollte es auch nicht wahrhaben. So stand er, als der eigentliche Befehlshaber der Roten Garden, neben der schönen Frau und beschränkte sich ebenfalls aufs Zusehen. Sie hatte ihn noch nie so zerrissen

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