Picky Eaters. Tatje Bartig-Prang

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Picky Eaters - Tatje Bartig-Prang

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Gesetzmäßigkeiten, dass Energie weder spurlos verschwinden noch aus dem Nichts entstehen kann. Auch daraus können wir mit großer Gewissheit ableiten, dass zu viel Futtern dick macht.

      Wenn wir allerdings spezielle Zusatzfaktoren mit einbeziehen, sieht die Sache schnell anders aus: Falls wir also die Idee überprüfen möchten, ob Fernsehen dick macht, könnten wir untergewichtige, normalgewichtige und übergewichtige Kinder nach ihrem Fernsehverhalten befragen und dann schauen, ob die Übergewichtigen mehr vor der Flimmerkiste sitzen als die anderen.

      Dann haben wir ein Ergebnis, das wir aber nicht ohne Weiteres verwerten können, denn wir wissen immer noch nicht, ob wir nicht einem sogenannten Störfaktor aufgesessen sind. Eben weil wir die Kinder nicht zufällig in zwei Gruppen geteilt haben, von denen die eine ferngesehen hat und die andere draußen gespielt, können wir nicht wissen, ob in den Familien, die ihre Kinder jeden Tag vor dem Fernseher parken, gleichzeitig eher eine zu energiereiche Ernährungsweise gepflegt wird. Während dieser Störfaktor recht gut zu erkennen ist, gibt es viele andere, die sich deutlich besser verstecken.

      INDUSTRIELL GESPONSERTE STUDIEN

      Wenn wir uns nun wundern, dass sich einige Ernährungsempfehlungen für Kinder alle paar Jahre ändern, liegt der Grund oft darin, dass generelle Empfehlungen verlangt werden, obwohl man oft wohl ehrlicherweise sagen müsste: Macht, wie ihr denkt, so genau wissen wir es auch nicht.

      Viele Empfehlungen in Deutschland sind deshalb nicht wissenschaftlich fundiert, sondern beruhen in erster Linie auf persönlicher Meinung und Erfahrungswerten. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, allerdings werden solche Empfehlungen häufig nicht als subjektive Meinung gekennzeichnet und setzen viele Menschen, die ihnen folgen, unnötig unter Druck.

      »Weiß nicht genau« macht sich besonders schlecht, wenn man staatliche Gelder für Studien einwerben möchte. Die Notwendigkeit der Geldbeschaffung für die Forschung hat noch einen Haken hinsichtlich der Verlässlichkeit von Ernährungsempfehlungen: Das In-der-Schublade-verschwinden-Lassen von Ergebnissen, mit denen Wissenschaftler ihren Geldgebern auf die Füße treten würden. Weil für eine seriöse Empfehlung immer die gesamte Studienlage mit zahlreichen möglichst hochwertigen Arbeiten ausgewertet werden sollte, kann es die Auswertung enorm verfälschen, wenn für Industriesponsoren ungünstige Ergebnisse nicht mit einbezogen werden würden. Zudem werden eher Fragestellungen beforscht, die für die Lebensmittelindustrie wirtschaftlich interessant sind. Gerade im Bereich Kinderernährung wird viel Forschung von Herstellern von Babynahrung und Kinderlebensmitteln gesponsert.

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      Verbote sind bei einer druckfreien Ernährung verboten. Die machen im Zweifelsfall nur mehr Lust darauf.

      WAS IST NAHRUNGSENERGIE?

      Während sich die Eltern von Picky Eaters eher Gedanken darüber machen, dass ihr Kind nicht ausreichend Energie aufnimmt, fürchtet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) eher die grassierende Fettleibigkeit bei Kindern. Manchmal liegt dem Überessen ein »versteckter Hunger« zugrunde.

      Versteckt deshalb, weil die aufgenommene Energiemenge grundsätzlich stimmt, das Kind also satt ist, dabei aber bestimmte Nährstoffe fehlen. Behalten wir aber hier im Hinterkopf, dass Vitamine und Mineralstoffe in viel mehr Lebensmitteln stecken als in möglicherweise ungeliebtem Gemüse – keine Panik also, wenn ihr Kind beim Anblick von Brokkoli angewidert das Gesicht verzieht.

      Wie wird sie gemessen?

      Nahrungsenergie messen wir anhand ihres Brennwerts in Kilokalorien (kcal) oder Kilojoule (kJ). Wie eine Maschine oder ein Ofen benötigt unser Körper Brennstoff in Form von Nahrung: Für die Tätigkeit unserer Muskeln, unseres Gehirns und aller Körperfunktionen ist Energie nötig. Unser Handy können wir ans Ladegerät stecken, um den leeren Akku wieder aufzuladen, beim Menschen ist ein Systemausfall nicht mehr rückgängig zu machen. Uns schützen aber Sicherungsmechanismen davor, dass unsere Energiebilanz irgendwann so negativ wird, dass sie uns ein Ende setzt. Wir verfügen über ein ausgeklügeltes Hunger-Satt-Empfinden.

      Wie viel braucht mein Kind?

      Wie bei Ihrem Auto sind Durchschnittswerte zum Verbrauch mit größter Vorsicht zu genießen, weil viele Faktoren am Energiehaushalt beteiligt sind. Es macht einen großen Unterschied, ob Sie in einem Geländewagen mit dem Baujahr 1991 mit fünf Personen und einem voll beladenen Kofferraum in Formel-1-Manier die Berghänge hochrasen oder ob Sie in einem kleinen Sparauto bei Tempo 75 durch flache Marschlande gondeln.

      Bei einem Kind spielt zur Berechnung des Energieverbrauchs unter anderem das Ausgangsgewicht eine Rolle, sein Geschlecht, seine körperliche Aktivität, Krankheiten, Vererbung und, ob es gestillt oder mit Säuglingsnahrung ernährt wurde.

      »Ein guter Anhaltspunkt für eine ausreichende Energiezufuhr und das Gedeihen eines Kindes sind die Wachstumskurven der WHO.«

      Ein sechs Jahre alter, gesunder, 20 Kilogramm leichter Junge hat etwa einen Energiebedarf von 1460 kcal täglich. Das scheint auf den ersten Blick eher viel, aber meistens vernachlässigen wir dabei Energiequellen, die uns nicht so wichtig erscheinen: Snacks zum Beispiel oder auch Getränke. Wenn der Junge täglich zwei Gläser Apfelsaft à 0,2 Liter trinkt und dazu 100 Gramm Rosinen nascht, hat er deutlich mehr als die Hälfte seines Energiebedarfs gedeckt! Der durchschnittliche Energiebedarf anhand von Geschlecht, Alter und Gewicht eignet sich also eher dazu, die Energieaufnahme besser beurteilen zu können. Eltern neigen – sinnvollerweise – dazu, die Menge der aufgenommenen Nahrung bei ihrem Kind zu unterschätzen. So ist sichergestellt, dass es bevorzugt die »guten Stücke« vom Tisch bekommt. Falls Sie der Meinung sind, dass Ihr Kind unterernährt ist, besprechen Sie die Gewichtsentwicklung mit ihrem Kinderarzt! Er wird Sie im Zweifelsfall an eine speziell ausgebildete Fachkraft verweisen. Meistens ist die Gewichtsentwicklung aber aus objektiver Sicht unproblematisch.

      ENERGIE TANKEN

      Es gibt außer Wasser wenige Lebensmittel, die keinen Brennwert haben.

       Energiearm ist stark wasserhaltiges Gemüse (Tomaten oder Gurken), das aber nährstoffreich ist.

       Viel Energie haben Nahrungsmittel mit vielen Kohlenhydraten und Fetten: Säfte, süßes Obst, Gebäck, Nudeln, Kartoffeln, Brot, Nüsse, Vollmilch, Käse, Butter, Öl.

       Die Zubereitungsart verleiht zusätzlich Energie: Pommes frites haben einen höheren Brennwert als Pellkartoffeln, Nudeln mit Schinken-Sahne-Sauce sind deutlich energiedichter als mit Tomaten und Basilikum.

      Wenn wir uns wünschen, dass ein Kind mehr Energie aufnimmt, damit es Gewicht zulegt, ist pures Gemüse also nur eine bedingt gute Idee. Gemüse, aber auch andere Speisen mit einem hohen Wasseranteil wie Suppen machen den Bauch schnell voll und das Kind satt, allerdings hat es kaum Energie aufgenommen.

      WAS SIND KOHLENHYDRATE?

      Wissenschaftlich bezeichnet man mit diesem Begriff Zucker. Die Angst vor diesem Nährstoff ist gerade unter Eltern sehr verbreitet: Von Zucker sollen wir dick werden, krank oder verhaltensgestört. Oder gleich alles zusammen. Und obwohl natürlich ein wahrer Kern darin steckt, dass ein Kind, das viel Schokolade, Bonbons und Eis isst, Probleme mit dem Gewicht und eventuell sogar mit der Nährstoffversorgung bekommen kann, muss trotzdem niemand grundsätzlich Angst vor Zucker haben. Und niemand muss ihn komplett meiden. Das wäre auch weder möglich noch ratsam, denn unser Körper benötigt zwingend Zucker,

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