Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband. Alfred Bekker
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Liebe und Schicksal im Adelshaus: 6 Romane Sammelband - Alfred Bekker страница 5
Er sah Susanne und Wilfried nacheinander an und sagte dann feierlich: "Auf eine glückliche Zukunft! Wir kennen Baroness Susanne zwar erst seit kurzem, aber ich glaube, unser Sohn hätte kaum eine glücklichere Wahl treffen können."
"Das denke ich auch", fügte Fürstin Margarethe hinzu, während sie das Weinglas mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand hielt und dabei lächelte.
4
Wilfried geleitete Susanne später zu ihren Räumen im Westflügel. Es war sehr spät geworden. Noch lange hatten sie mit Fürst Friedrich und Fürstin Margarethe zusammengesessen.
Und Fürstin Margarethe hatte dabei nicht lockergelassen, ehe nicht wenigstens eine provisorische Gästeliste erstellt worden war.
"Ich kann sonst einfach nicht ruhig schlafen", hatte sie bemerkt.
Nun gingen Wilfried und Susanne durch die hohen Flure des fürstlichen Schlosses, bis sie schließlich die Suite erreichten.
"Ich wünsche dir eine gute Nacht", sagte Wilfried mit sonorer Stimme.
"Ich dir auch..."
Sie sahen sich an und Susanne schaute in Wilfrieds dunkelgraue Augen. Augen sind Fenster zu Seele, überlegte Susanne. Und sie fragte sich gleichzeitig, was es noch an Geheimnissen hinter diesen Fenstern zu entdecken gab.
Wilfried drehte sich um, ließ den Blick umherschweifen.
"Was ist?", fragte Susanne.
"Ich möchte nicht, dass jemand vom Personal sieht, wie ich die zukünftige Herrin von Schloss Eichenbach küsse", lächelte er.
Dann nahm er sie in den Arm. Susanne schmiegte sich an ihn und fühlte, wie sich der Schlag ihres Herzens mit dem seinen mischte. Ihre Lippen berührten sich erst vorsichtig tastend, dann voller Leidenschaft.
Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, strich Wilfried ihr eine verirrte Strähne aus dem Gesicht, die sich irgendwie aus ihrer Frisur herausgestohlen hatte.
"Schlaf gut...", murmelte er. Und seine Stimme hatte einen angenehm vibrierenden Klang dabei.
"Du auch...." Sie strich sanft über seinen Arm. Dann wandte sie sich zur Tür. Sie drehte sich noch einmal herum und schenkte ihm einen verliebten Blick, ehe sie die Tür hinter sich schloss.
Susanne trat ans Fenster und blickte hinaus in den prächtig erleuchteten Schlosshof.
Es klopfte an der Tür.
Sie drehte sich herum. Wer mochte das sein? War Wilfried noch einmal zurückgekehrt?
"Herein", sagte Susanne mit klarer Stimme.
Die Tür öffnete sich.
Susanne erschrak im ersten Moment ein wenig. Es war nicht Wilfried, der da im hohen Türrahmen stand, sondern Christiane von Buchenberg-Selm.
"Guten Abend, Baroness Susanne", sagte sie. Ihre Stimme hatte einen harten Klang. Wie klirrendes Eis, dachte Susanne.
"Darf ich hereinkommen?"
"Sicher."
Christiane schloss die Tür hinter sich. "Ich muss mit Ihnen reden, Susanne."
"Ja, das geht mir umgekehrt auch so. Es wird dringend Zeit, dass wir miteinander sprechen", sprudelte es aus Susanne heraus. Sie war froh, dass Christiane auf sie zugekommen war.
Das enthob sie von der Notwendigkeit, umgekehrt den ersten Schritt auf die verschlossene Komtesse zuzugehen. Susanne atmete tief durch und fuhr dann fort: "Ich hatte bislang den Eindruck, dass Ihnen mein Aufenthalt auf Schloss Eichenbach nicht recht ist. Ich möchte Ihnen dazu sagen, dass mir sehr viel daran liegen würde, wenn ich Ihre Freundschaft erringen könnte..."
Christianes Gesicht blieb hart. Nur ein mattes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Ein Lächeln ohne Herzlichkeit, dessen Härte Susanne erschreckte.
"Ja, ich habe etwas gegen Ihren Aufenthalt hier... Aber nicht, weil ich irgendetwas gegen Sie hätte, Baroness Susanne!"
"Aber..."
"Sie sind gewiss eine herzensgute Person. Und der Grund dafür, dass ich es lieber heute als Morgen sehen würde, wenn Sie Schloss Eichenbach verließen, liegt nicht bei Ihnen..."
Susanne sah ihr Gegenüber verständnislos an. "Tut mir leid, Christiane, Sie sprechen in Rätseln."
"Dann muss ich vielleicht etwas deutlicher werden", erklärte Christiane. Sie rieb dabei die Handflächen nervös aneinander. Dann blickte sie Susanne an und hob die Augenbrauen. "Ich muss Sie vor Wilfried warnen, Susanne..."
"Warnen?", echote Susanne.
"Er war bereits einmal verlobt."
"Nun, das weiß ich ja inzwischen!"
"Aber was Sie noch nicht wissen ist, dass Lisa Reindorf, Wilfrieds erste Verlobte unter mysteriösen Umständen verschwand. Es hatte einen heftigen Streit zwischen den beiden gegeben. Danach tauchte die junge Frau nicht wieder auf. Eine Vermisstenanzeige bei der Polizei blieb ergebnislos..."
Christiane trat nahe an sie heran. Sie war etwas größer als Susanne, hob das Kinn einige Zentimeter und blickte auf die und Komtesse herab. Dann fuhr sie mit bedeutungsschwerer Stimme fort: "Es gibt in diesem Schloss zahlreiche Geheimgänge und unterirdische Verliese... Sie gleichen einem Labyrinth in dem sich heute kein Mensch mehr wirklich auskennt. Dort hat Wilfried sie hingelockt und umgebracht..."
Diese Worte waren für Susanne wie ein Schlag vor den Kopf.
"Das glaube ich nicht!", stieß sie spontan hervor.
"Es ist die Wahrheit..."
"Welche Beweise haben Sie dafür!"
"Beweise?" Christiane lachte. "Glauben Sie, Wilfried hätte nicht dafür gesorgt, dass alle Beweise verschwinden... Und wenn es solche noch gibt, dann tief unter dem Schloss in den grauen Verliesen..."
Christiane wandte sich zum Gehen.
Sie hatte die Tür schon erreicht, da hielt Susanne sie am Arm.
"Warten Sie!", forderte die junge Komtesse.
"Ich habe schon viel zu viel gesagt", murmelte Christiane.
"Aber Sie können jetzt nicht einfach so gehen, Christiane!"
"Gute Nacht, Baronesse..."
Mit diesen Worten öffnete Christiane die Tür und trat hinaus auf den Flur. Ohne sich noch einmal umzudrehen ging sie davon. Und Susanne blickte ihr mit wild pochendem Herzen nach. Sie war fassungslos.
5
In dieser Nacht fand Susanne keinen Schlaf. Immer wieder wälzte sie sich