Freude am Sparen. Uwe Geier

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Freude am Sparen - Uwe Geier

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      Denn wären die in Scharen zur Bank gelaufen, um ihre Konten leer zu räumen, wäre die Krise noch sehr viel heftiger ausgefallen. Dabei ist der Wunsch der Deutschen, Ersparnisse zu bilden und sie beschützt zu wissen, bereits Jahrhunderte alt. In kaum einem Land sparen die Menschen so viel wie in Deutschland. Die Sparquote – also der Teil des Vermögens, den wir nicht verprassen, sondern für später zu Seite legen – liegt hierzulande bei fast zehn Prozent und ist damit zum Beispiel fünfmal größer als in den USA. „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“, heißt es im Volksmund. Und daran halten sich die Deutschen selbst heute noch, obwohl die Zinsen derzeit niedrig sind und sich alle Welt beklagt. Zinsen waren für die Deutschen noch nie ein Thema, sonst könnten wir eine Anlagequote auf dem Sparbuch von über 60 Prozent nicht erklären. Übrigens ist die schlaue Aussage von manchem selbsternannten Berater, das Sparbuch heißt Sparbuch, weil man es sich sparen kann, Quatsch - aber dazu später mehr.

      Vielleicht denken einige daher immer noch, Sparen sei uncool, aber das ist ein Trugschluss, gerade die Deutschen sind eine Sparernation, auch wenn das keiner gern zugibt. Aber das ist bei dem Fastfood-Giganten mit dem „goldenen M“ ja genauso. Angeblich war noch nie einer dort, aber seit Jahrzehnten macht das Unternehmen weltweit Milliardengewinne. Die BILD-Zeitung, mit Abstand Deutschlands auflagenstärkstes Boulevardblatt, liest bekanntlich auch keiner. Und so ähnlich verhält es sich eben auch mit dem Sparen.

       Vorurteil Nummer 2: Zu sparen, bedeutet geizig zu sein.

      Aber wer möchte schon geizig sein? Dabei hat Sparen mit Geiz absolut nichts zu tun, denn es geht ja nicht darum, sich immer und alles zu versagen, sondern etwas Geld zur Verfügung zu haben, wenn man es braucht, wofür auch immer. Dann wird es selbstverständlich auch ausgegeben, egal, ob man sich beispielsweise eine Reise leisten möchte oder einen Satz Winterreifen für sein Auto anschaffen muss.

      Und wer sagt überhaupt, dass Geiz geil ist? Genau: ausgerechnet die Werbung behauptet das, dabei soll gerade sie uns zum Konsumieren und Geldausgeben animieren. Zugegeben, dieser Slogan, den die Werbeagentur Jung von Matt für die Elektrohandelskette Saturn vor mittlerweile fast zwanzig Jahren kreiert hat, ist auf eine gewisse Art genial: Immerhin hat sie ihren Platz in den alltäglichen Sprachgebrauch gefunden, und er hat sich über Deutschlands, Österreichs und Schweizer Grenzen hinaus etabliert. In Abwandlungen findet er sich sogar in den Niederlanden, Belgien, Spanien und Frankreich wieder. Chapeau für diesen Marketing-Coup! Wobei eins auch klar ist: Die beiden Inhaber der Werbeagentur haben mit dem Slogan Millionen verdient und stehen definitiv nicht im Verdacht, selbst geizig zu sein, ganz im Gegenteil.

      Wissen Sie, was ich finde? Geiz ist überhaupt nicht geil, sondern eher unsympathisch. Denn was steckt hinter diesem Satz? Am besten ist es, jeder bekommt alles umsonst oder zumindest stark rabattiert? Und lebt somit immer auf Kosten anderer? Das ist eine sehr eindimensionale Perspektive, denn gute Leistung - und die wollen wir ja am liebsten haben – hat natürlich ihren Preis. Sie bekommen nirgendwo viel Leistung für wenig Geld. Natürlich soll diese auch nicht überteuert sein, sondern preiswert im Wortsinn von „den Preis wert sein“. Und das kostet in aller Regel etwas, denn ein gutes Produkt oder eine umfangreiche Beratung oder Dienstleistung entstehen nicht von heute auf morgen. Häufig stecken jahrelange Entwicklungen und Tests dahinter. Guter Service hat seinen Preis, das weiß besonders der zu schätzen, der schon einmal in der Telefon-Service-Hotline 20 Minuten oder länger hin und her verbunden wurde, um dann am Ende sein Problem doch nicht gelöst zu bekommen, oder ein Unternehmen hat große Beträge in die Ausbildung seiner Mitarbeiter gesteckt – zum Wohl und Nutzen der Kunden.

      Was auf den ersten Blick nichts kostet, wirkt im Hintergrund sehr oft für viele Werte.

      Alles das gibt es nicht umsonst, und das ist auch gut so. Warum auch, das Ganze hat doch auch etwas mit Wertschätzung und Respekt zu tun. Möchten Sie ständig weniger verdienen als Ihnen zusteht? Möchten Sie Ihre Produkte unter Marktwert verkaufen? Möchten Sie sich unter Wert anbieten? Ganz bestimmt nicht. Daher passt, wie fast immer im Leben, der Satz „Behandele andere Menschen so wie Du behandelt werden möchtest“ auch in der Geld- und Finanzbranche. Mein Tipp ist daher, sich von der Geiz-Mentalität zu lösen, sondern einen fairen Umgang mit anderen Menschen zu pflegen, natürlich auch mit dem Vermögensberater Ihres Vertrauens.

       Vorurteil 3: Geld verdirbt den Charakter

      Sicherlich gibt es Menschen, die unsympathisch UND reich sind, Dagobert Duck ist so einer, oder? Natürlich nicht, denn er kümmert sich um seine Neffen, hat diese bei sich aufgenommen und tut Gutes. Ja, dabei versucht er immer so wenig Geld wie möglich auszugeben und seinen Kreuzer Nr.1 zu schützen, setzt diesen dann aber ein, um Andere vor Schaden zu bewahren. Eine super Metapher in unserer heutigen Zeit. Moneysack ist der wahre schlechte Charakter, kein echter Unternehmer.

      Es gibt aber auch unsympathische und egoistische arme Menschen, ich habe beispielsweise noch nie eine Gucci-Handtasche im Wald entsorgt liegen sehen, klapprige Fahrräder schon. Aber ganz so einfach ist diese Lebensformel glücklicherweise nicht, es gibt genügend bekannte Beispiele von Menschen, die mit ihrem Geld etwas Gutes tun, beispielsweise Bill Gates, der Milliarden in verschiedene Projekte gespendet hat, um der Menschheit ein besseres Leben zu ermöglichen, allen Verschwörungstheorien zum Trotz. Aber wir brauchen nicht nur in die Ferne zu schweifen, auch in Deutschland gibt es viele vermögende Menschen, die Gutes tun. Ein Beispiel ist der Finanzunternehmer Reinfried Pohl gewesen, der Deutschlands erfolgreichster Finanzunternehmer und Erfinder der Strategieberatung „Alles aus einem Kopf“ war.

      Er gründete die Dr. Reinfried-Pohl-Stiftung, die sich für Wissenschaft und Forschung einsetzt und auch nach seinem Tod im Jahr 2014 für diese Bereiche aktiv ist, seine Frau Anneliese Pohl gründete eine Stiftung, um Krebskranke und deren Angehörige zu unterstützen. Es sind aber nicht nur Bekannte und Promis, die mit ihrem Vermögen Gutes tun, es gibt auch eine große Anzahl von nicht bekannten Menschen, die einen Teil Ihres Geldes dem Wohl anderer stiften. So gibt es allein in Hamburg über 1.400 Stiftungen mit einem Vermögen von über 9 Milliarden Euros, die sich für Alt und Jung oder Arm und Krank einsetzen. Damit ist die Hansestadt die Stiftungshochburg in Deutschland.

      Es gibt sie also, die wohlhabenden Menschen mit einem guten Charakter, die mit ihrem Reichtum Bedürftigen eine wichtige Unterstützung sind. Geld und ein positiver Charakter schließen sich also nicht aus, sondern ergänzen sich häufiger, als wir denken. Dabei muss es ja nicht immer eine Stiftung sein. Sie können auch im Alltag eine gute Balance zwischen eigenem Wohlbefinden haben, das Sie (zum Teil) einem guten finanziellen Lebensstandard verdanken und gleichzeitig andere Menschen damit unterstützen. Das kann bereits am Frühstückstisch beginnen, wenn Sie sich eine Tasse besonders aromatischen Kaffees gönnen, der als Fair-Trade-Produkt den Bauern in Afrika oder Südamerika eine gerechte Entlohnung sichert, damit er sich und seine Familie ernähren kann, oder wir kaufen unser Obst und Gemüse beim Bauern nebenan, wir leisten damit ganz nebenbei auch einen Beitrag zum Umweltschutz. Eine Win-Win-Situation für alle.

      Bei genauerem Hinschauen sehen wir also, dass Sparen weder altmodisch ist, noch etwas mit Geiz zu tun hat und dass Geld auch nicht zwangsläufig den Charakter verderben muss. Vielmehr ist Sparen heutzutage genauso wichtig wie in früheren Zeiten, wenn nicht noch wichtiger; denn die Herausforderungen für eine gesicherte finanzielle Existenz sind nicht weniger und kleiner geworden – ich denke sogar, dass sie größer sind. Warum? Die Zeiten haben sich verändert, die Entwicklungen in allen Lebensbereichen kommen immer schneller auf uns zu. Internet, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, aber auch andere ständige Veränderungen am Arbeitsplatz sind heute an der Tagesordnung. Haben die Menschen früher nach der Ausbildung oder dem Studium seinen Arbeitsplatz in einem Unternehmen gefunden, so war es keine Seltenheit, sich dort Stufe für Stufe hochzuarbeiten, um sich nach über vier Jahrzehnten genau dort in das Rentnerdasein zu verabschieden. Während des Arbeitslebens war das Gehalt relativ sicher, die Renten danach auch. Das sieht heutzutage anders aus. Es ist eine hohe Flexibilität am

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