Maren - weniger Stress MEHR vom Leben. Marion Müller
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Morgen Abend soll es schon losgehen mit der Entspannung pur. In den letzten Jahren hat Maren sich hauptsächlich um andere gekümmert und nur wenig um sich selbst. Alle anderen waren immer wichtiger: Die eigene Familie, die leider nicht mehr so fitten Eltern, Freunde, die mit ihren Problemen kamen usw. Die Anmeldung zum Entspannungskurs ist gleichzeitig eine Entscheidung, sich selbst endlich mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Dass mit dieser Entscheidung viel mehr verbunden sein wird, als etwas über Stress und Entspannungsmöglichkeiten zu erfahren, das weiß Maren an diesem Dienstag noch nicht.
Der normale Wahnsinn
Das ist nicht etwa ein besonders schlimmer Tag im Leben von Maren, eher der „normale Alltagswahnsinn“ – mal mehr, mal weniger stressig. Natürlich ist die Kollegin nicht immer krank und an vielen Tagen kommt Maren pünktlich aus dem Büro. Der Chef hat auch mal gute Tage und ab und zu machen die pubertierenden Kinder auch einmal das, was sie machen sollen. Dann gibt es jedoch oft andere Stressfaktoren: Die Eltern benötigen Unterstützung, das Unkraut im Garten lacht einem entgegen, ein Geburtstagsgeschenk muss dringend besorgt werden usw. Es gibt immer etwas zu tun im Leben der meisten von uns und selten kommt jemand und fordert uns auf, mal etwas für uns zu tun, einfach mal Pause zu machen, fünf gerade sein zu lassen. Das passt nicht zu den Zielen und Prioritäten der anderen Menschen. Der Chef will, dass seine Aufträge schnell erledigt werden, der Kunde am Telefon ist nicht gerade der Geduldigste, der Mann ist mit sich und seiner Karriere beschäftigt und nur bedingt eine Unterstützung, die Eltern werden immer älter und hilfebedürftiger, die Kinder fordern uns als Koch, Putzfrau, Hausaufgabenbetreuung, Fahrdienst usw. Und wer denkt an uns? Niemand, wenn wir es nicht selbst tun. Auf Dauer hilft eben nicht nur Power. Auf Dauer ist nur derjenige für seine Mitmenschen eine Stütze, der auch sich selbst etwas Gutes tut. Für eine Pause ist angeblich nie Zeit, deshalb müssen wir sie uns einfach nehmen – und zwar möglichst schon bevor wir sie dringend benötigen.
Bist du bereit? Dann komm – lass uns Maren gemeinsam auf ihrem Weg begleiten. Vielleicht wird er ein Stück weit auch unser Weg.
Kapitel 1
Der erste KursabendDein Freund der Atem
Es geht los …
Der nächste Morgen: Maren wacht auf – wie immer um diese frühe Uhrzeit mit mehr oder weniger sanftem Druck des Weckers. Doch etwas ist anders als sonst. Was ist es bloß? Ach ja, heute Abend beginnt der Entspannungskurs. Ein Lächeln gleitet über Marens Gesicht. Sie ist echt gespannt, was sie da erwartet. Das Aufstehen fällt ein kleines bisschen leichter als sonst.
Bis zum Abend hat die Alltagshektik Maren wieder fest im Griff und sie muss sich ganz schön abhetzen, um es überhaupt rechtzeitig zum Kursbeginn zu schaffen. In letzter Sekunde hat sie noch nach den dicken Socken gegriffen, die jeder mitbringen sollte.
Da ist sie nun – dieser Raum soll also für die nächsten Wochen jeden Mittwochabend ihre Wohlfühloase sein. Maren schaut sich um. Gelb- und Terrakottatöne sind die vorherrschenden Farben. Das sieht gemütlich aus. Ein bunter Blumenstrauß und eine brennende dicke Kerze verbreiten eine angenehme Atmosphäre. Ein Stuhlkreis ist aufgebaut. Die meisten Kursteilnehmer, hauptsächlich Frauen, sind bereits eingetroffen und schauen sich genau wie Maren erwartungsvoll und skeptisch zugleich um. Die Kursleiterin ist natürlich auch schon da. Sie ist ungefähr in Marens Alter und sieht sympathisch aus. Na, dann kann es ja losgehen.
Die Kursleiterin Maria begrüßt alle. Insgesamt sind es mit Maren neun Frauen und drei Männer, die sich nun also jeden Mittwoch hier treffen wollen. Maren schaut sich die anderen etwas intensiver an. Sechs Teilnehmer scheinen in ihrem Alter zu sein, zwei sind deutlich jünger und der Rest ist älter. Eine bunte Mischung, wie es scheint. Marens Nachbar zur Linken erinnert sie an einen ziemlich gestressten Manager – Schweiß auf der Stirn und die Krawatte noch um. Er sieht aus, als wäre er in letzter Minute noch „eingeflogen“. Marens Nachbarin zur Rechten ist eine attraktive Frau in Marens Alter, die etwas unruhig ihre Finger knetet. Jeder stellt sich kurz vor und erklärt, warum er sich für diesen Kurs entschieden hat. Die meisten wollen wie Maren verschiedene Techniken einfach einmal ausprobieren und alle sind mehr oder weniger dringend auf der Suche nach Entspannung, nach einem Fluchtweg aus dem Hamsterrad, nach mehr Gelassenheit, nach ihrer Mitte. Maren fühlt sich wohl im Kreis von elf Gleichgesinnten.
Die Kursleiterin erklärt, wie die Abende ablaufen werden. Es wird zunächst immer ein bisschen Theorie geben – über Stress und seine Auswirkungen, aber natürlich auch über die jeweilige Entspannungsmethode, wie sie funktioniert, wo und wie sie genutzt werden kann. Dann folgt der praktische Teil mit entsprechenden Übungen. Manchmal werden sich Theorie und Praxis auch abwechseln.
Wasser steht zur Selbstbedienung bereit und die Kursleiterin erklärt, warum es auch für die Stressbewältigung wichtig ist, den Körper mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen.
Wasser
Der menschliche Körper besteht zu einem Großteil aus Wasser. Sind wir gestresst, benötigen wir mehr Flüssigkeit als im entspannten Zustand. Deshalb ist Trinken dann noch wichtiger als sonst, und zwar am besten bevor man Durst verspürt.
Vorsicht bei gesundheitlichen Einschränkungen
Eines ist Maria noch sehr wichtig: „Bevor es losgeht, habe ich noch eine Bitte. Falls jemand gesundheitliche Beeinträchtigungen hat, sei es das körperliche Befinden oder auch bestimmte Bilder, die Angst auslösen, wäre ich dankbar für einen Hinweis. Zum einen geht es um euer Wohlbefinden, zum anderen auch um gesundheitliche Aspekte. Nicht jede Methode ist für jeden geeignet. Menschen mit akuten Muskel- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten zum Beispiel bei der Progressiven Muskelentspannung besonders achtgeben oder lieber eine andere Methode wählen. Außerdem ist es mir wichtig, dass ihr euch so wohl wie möglich fühlt. Wenn jemand zum Beispiel auf einem Ohr nicht gut hört, können wir es sicherlich gemeinsam so einrichten, dass diese Person so liegt, sitzt oder steht, dass sie alles mitbekommt. Ihr könnt mich selbstverständlich auch in der Pause oder nach Kursende ansprechen.“
Was ziehe ich an?
Nachdem sich erst einmal niemand meldet, fährt Maria fort: „Die Übungen werden wir mal im Sitzen, mal im Liegen und sogar im Stehen durchführen. Es ist wichtig, dass wir verschiedene Varianten ausprobieren. Denn nicht immer haben wir ein Bett oder ein Sofa zur Verfügung, um uns zu entspannen. Es muss zur Not auch mal an der Bushaltestelle oder in der Warteschlange im Supermarkt gehen.
Da kommt auch schon die erste Frage von einer Teilnehmerin: „Welche Kleidung ist denn angebracht? In der Ausschreibung stand, wir sollen dicke Socken mitbringen.“ Maria erläutert: „Viele – vor allem wir Frauen – bekommen schnell kalte Füße, wenn wir still sitzen oder liegen. Dicke Socken leisten da gute Dienste. Eines möchte ich allerdings gleich vorweg stellen: Es gibt hier überhaupt kein Muss. Davon habt ihr im Alltag schon genug. Alles ist freiwillig. Wer die Schuhe anbehalten möchte, der darf das. Wer Übungen im Sitzen statt im Liegen machen möchte, der darf auch das. Es ist wirklich euch überlassen. Natürlich kann der Nutzen unterschiedlich sein. Wenn ich mich in zu engen Schuhen nicht wohl fühle, wird das meine Chance zu entspannen reduzieren. Wenn ich meine Krawatte nicht ablegen oder lockern will, bei einer figurbetonten Hose den Gürtel oder Knopf geschlossen lasse, dann wird mich das einengen. Bequeme Kleidung ist einfach angenehmer. Das kann die Jogginghose sein, muss aber nicht. Wer direkt von der Arbeit kommt, der ist eben in Alltagskleidung. Es muss vielleicht an unseren gemeinsamen Tagen dann nicht die engste Hose oder der engste Rock sein. Letztendlich