Arnulf. Kampf um Bayern. Robert Focken

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Arnulf. Kampf um Bayern - Robert Focken

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»Zur Würzburg. Schont mein Leben, Herr!«

      Am Main?! Wo genau? Alle sahen Arnulf an. »Eine Festung mit Holz-Erde-Wall, hoch über dem Fluss«, sagte er langsam und drückte das feuchte Halstuch wieder in den Nacken. »Leicht zu verteidigen.«

      »Schwerer zu nehmen als eine Sachsenbraut!«, rief einer der Krieger.

      »Abwarten, Mann«, stieß Arnulf aus und brachte ein schiefes Grinsen zustande. »Ich bin mit einer Sachsenbraut verheiratet – sehe ich aus, als hätte ich Angst?«

      1 Neustrien: Der Westen des Frankenreichs, also der Rumpf des späteren Frankreichs

      Kapitel IV

      Tassilos Pfalz in Regensburg, Mai 787

      Der Innenhof des herzoglichen Palas in Regensburg war ein belebter Platz an jenem Sonntag. Zwei Äbte waren geweiht und ein Vasall mit Grenzgauen in Tirol belehnt worden. Weit mehr als hundert Menschen füllten den Hof der Regensburger Pfalz: Vasallen und herzogliche Bedienstete, Legaten anderer Mächte, Handelsfürsten aus Regensburg selbst und die üblichen Krümelpicker, die sich bei solchen Anlässen dazu schlichen.

      Das Herzogspaar saß mit den Edlen an einer breiten Tafel unter einem Baldachin vor dem Portal des Palas. Das Segeltuch dämpfte nicht nur das Sonnenlicht, sondern hielt den Dreck vieler Hundertschaften von Staren ab, die über dem Hof kreisten. Die Edlen blickten von ihren Sitzen auf den mit Marmor eingefassten Brunnen im Pfalzhof, aus dem ein Wasserspiel aufragte: ein bronzener Wolf und eine Tierfigur mit Mähne und großen Pranken, die man den Löwen nannte, spuckten Wasser in das Becken. Auf dem kleinen Feld zwischen Baldachin und Brunnen ließ ein Gaukler einen Zwergesel im Kreis reiten, zwei Äffchen vollführten Sprünge auf dem Esel. Fröhliches Gelächter erscholl von der Tafel her, als die Affen mit Stöcken auf den Esel einschlugen und sich dann gegenseitig traktierten.

      Die Edlen klatschten in fettige Hände und tauchten sie wieder in die Donaukarpfen, die mit Krebsen und Störeiern gefüllt waren. Jenseits des Brunnens füllten in der Mitte des Hofes junge Pfalzknechte Wein in die Becher der niederen Vasallen. Sie saßen auf schlichten Bänken und schauten teils den Gauklern zu, teils verfolgten sie die Schaukämpfe im oberen Bereich des Hofes am Fuß des großen Turms. Niemand schien die beiden Gestalten im Schatten eines schmalen Durchgangs zu beachten: eine Frau im hellblauen Kleid mit weiten Ärmeln, die Haare zu straffen Zopfketten hinter dem Kopf gesteckt, und ein hochgewachsener, schlanker Mann ohne Waffen, dessen Gesicht von einer Kapuze halb verdeckt war.

      Ihr Zuhörer machte ein kehliges Geräusch. »Ich kenne die Namen. Wie viele gepanzerte Reiter bringen sie zusammen?«

      Überrascht sah sie ihn an – sein Gesicht war völlig glattrasiert, ein Jünglings-Antlitz mit ernsten Augen, die irgendwie alt wirkten. »Viele«, sagte sie verlegen, denn sie hatte von Militärischem nur eine vage Ahnung.

      Er verzog das Gesicht. »Sprecht mich mit ›Herr‹ an, Gertrud.«

      »Natürlich, Herr.« Eine Pause entstand. »Die meisten Bischöfe und Äbte kommen aus den alten Familien …«

      »Erzählt mir nur Nützliches«, unterbrach er sie. »Wer gilt als stärkster Heerführer?«

      »Das ist Graf Fago«, sagte sie, erleichtert, dies beantworten zu können. »Er hat den Angriff der Franken und Langobarden auf die Pässe in Tirol zurückgeschlagen, letztes Jahr.« Sie beschrieb seine Position an der Herzogstafel, und ihr Begleiter schien den massiven, grauhaarigen Mann mit dem sonnenverbrannten Gesicht zu studieren. Das scheppernde Lachen des Grafen war sogar über dem Lärm der anderen zu hören. Dann ertönte das Klirren von Metall auf Stein vom unteren Ende des Hofes. Ein Schaukampf war im Gange, bei dem ein athletischer Krieger mit zwei Schwertern drei Speerkämpfer auf Abstand hielt.

      »Der Kerl in dunklem Leder mit den zwei Klingen – wer ist das?«

      Sie räusperte sich. »›Sänger‹ nennt man ihn. Sein richtiger Name ist Uto, herzogliches Blut fließt in seinen Adern.«

      »Ein Bastard, was?« Beeindruckt verfolgte der Fremde die Fechtkünste des Sängers, der einem der Gegner das Wams aufschlitzte. Ein Schmerzensschrei ertönte. Der Fremde schwieg eine Weile; dann: »Leutberga sieht aus wie eine Königin. Aber der Herzog … Jeder Feldherr in Byzanz trägt mehr Gold und Ornat als er!«

      Gertrud zog es vor, zu schweigen. Tassilo war ein bullig wirkender Mann mit kurzem Hals, der selbst im Sitzen etwas Stiernackiges hatte; ein dünner Umhang hing über seine Schultern, als einziger Schmuck prangte die goldene Herzogskette auf seiner blauen Tunika. Die kräftigen Brauen wirkten fast wie ein durchgehender Strich, ein dunkler, drei Zoll langer Bart überwucherte das Kinn.

      Seine Gattin neben ihm erstrahlte geradezu in heller Seide, die Schultern waren von einer Art goldenem Gewebe bedeckt und ein mit Brillanten geschmücktes Diadem zog die Blicke von Männern und Frauen an.

      »Prunk? Ich nenne es Großzügigkeit. Sie haben meiner Mutter Kleider gegeben, mit denen sie ihren Rang zeigen konnte – eine Königin auf der Flucht.« Ein bitterer Unterton begleitete diese Worte.

      Wieder überlegte sie, wie alt er sein konnte. Zwanzig, fünfundzwanzig? »Ist Eure Mutter in Byzanz zurückgeblieben, Herr?«

      »Sie ist tot.« Sein Blick züchtigte sie. »Hat die Herzogin Euch das nicht erzählt? Ich dachte, Ihr seid ihre Kammerfrau?«

      »Das bin ich, Herr«, sagte sie und beschloss, dass sie diesen Menschen niemals mögen würde. Trotzig schob sie nach, dass er auch ihr vertrauen könne.

      »Seid nicht albern«, sagte er grob. »Ein Königssohn ohne Thron und Titel kann niemandem vertrauen!«

      Sie spürte Blut in die Wangen steigen. »Und warum seid Ihr dann überhaupt hier, Herr?«

      Er schob die Kapuze vom Kopf. Seidenglattes, fast schwarzes Haar kam zum Vorschein, das locker über die Ohren fiel. »Weil ich auf die Gerechtigkeit Gottes hoffe! Mir gebührt der Thron des Frankenreiches, mir gebührt alles, was dieser Mörder Carolus Rex angehäuft hat!«

      Sie spürte etwas wie Angst, als diese Worte fielen. Doch die Ankunft von drei Reitern lenkte ihre Aufmerksamkeit ab. Der vorderste von ihnen, ein sehniger Mann im Kettenhemd, der den Schmutz eines längeren Ritts im Gesicht trug, sprang aus dem Sattel und näherte sich der Tafel des Herzogs als gehörte er hierher. Und doch wusste Gertrud, dass dem nicht so war, denn sie hatte ein Gedächtnis für Gesichter. Ein kurzer Wortwechsel des Hageren mit einigen Wachen zehn Schritt vor dem Baldachin folgte.

      »Wer ist das?«, raunte der Mann aus Byzanz.

      »Einer, Herr, der keine gute Nachricht bringt«, sagte sie nur.

      * * *

      Bewaffnete führten den Besucher steinerne Stufen hinauf, die zu einer Halle führten. Quer am Kopfende stand ein erhöhter, mit Elfenbein und dunklem Holz geschmückter Sitz mit hoher Rückenlehne, breit genug für zwei Menschen. Den oberen Abschluss der Lehne bildeten kräftig geschwungene goldene Doppelhörner, die wie der Kopfschmuck eines Steinbocks aussahen. Unterhalb des Throns füllte eine Tafel aus rohen Holzplanken die Mitte des Saals aus. Mächtige Feuerstellen mit rußgeschwärzten

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