Arnulf. Kampf um Bayern. Robert Focken

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Arnulf. Kampf um Bayern - Robert Focken

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Marschalk …« Lächelnd baute der Herrscher sich neben seinem etwas verunsicherten Hofmann auf. »Ihr seid Arnulfs Sohn, nicht wahr?« Der Junge bejahte das und schien zwei Zoll größer zu werden. »Ihr habt Euch eine Wunde geholt, als die Meuchelmörder davonliefen?«

      Arthur nickte, das Rot seiner Wangen wurde kräftiger. »Herr, wenn ich gewusst hätte, wer da kommt …«

      »Die Kerle haben uns alle überrascht«, sagte der König ernst und tätschelte der Kastanienbraunen den Hals, was das Pferd mit leisem Schnauben über sich ergehen ließ. »Das Mädchen hier ist ein echtes Prachtstück. Wie gemacht für unsere besten Kämpfer. Wollt Ihr sie haben?«

      Arthur schluckte, seine Augen begannen zu leuchten. »Ja, Herr!« Die Grimasse des Marschalks nahm er nicht wahr, als er dem Ross auf den Hals klopfte und nach einem Sattel fragte. Der oberste Pferdeprüfer zeigte mit starrer Miene auf einen Stapel rotbrauner Sättel, die nach Lederbeize rochen und aus Klosterwerkstätten kamen. Das Pferd aufzuzäumen, den Sattelgurt festzuschnallen – es ging so schnell wie das Anziehen von Hose und Tunika.

      * * *

      Arnulfs Sohn drehte eine große Runde um Koppeln und Weiden. Die Stute lief wie von selbst, mit sanftestem Fersendruck steuerte er sie durch Gruppen von herumlungernden Kriegern und Knechten mit Musterungspferden, sprang über ein paar Baumstämme, die irgendwelche Zimmerleute dort liegengelassen hatten, und hielt endlich wieder auf den König und den Marschalk zu.

      Da sah er seine Mutter. Sie kam aus Richtung der Pfalzgebäude über den von vielen Hufen aufgewühlten Weg auf die Koppeln zu, mit kräftigen Schritten, gerade, das Haupt erhoben. Müsste er sich nicht freuen? Er wusste, sie kehrte von der Reichenau im Bodensee zurück, mit einigen Tagen Verspätung. Sie hatte ihren Halbbruder aufgesucht, den großen Herzog Widukind, ein Gefangener des Königs, ein Geschlagener. In diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er seinen Posten beim Pferdetreiben verlassen hatte wie ein Kind! Er zauderte, blickte nach der kleinen Gruppe um den Marschalk und den König, dann wendete er die Braune und galoppierte die letzten hundert Schritt auf seine Mutter zu.

      »Arthur! Gott schütze dich!« Sie schien erleichtert, als er aus dem Sattel rutschte und ihre Hand küsste. »Was ist deinem Kopf passiert?« Er ärgerte sich, dass sie nicht nach dem Pferd fragte, und erzählte in wenigen Worten, was sich auf der Lichtung ereignet hatte. »Almahtigan!«, rief sie. »Warum stellst du dich solchen Leuten in den Weg?« Sie nahm seinen Kopf in die Hände und betrachtete mit gerunzelter Stirn Arthurs Leinenverband. »Mutter!« Er trat einen Schritt zurück. Alle können uns sehen.

      Dann kam die Frage, die nur eine Frau fragen konnte. »Wieso trägst du ein Langschwert? Und wo war dein Vater, als das passierte?«

      »Sprecht mich nicht an wie ein Kind, ich bitte Euch!«

      »Ihr könnt stolz sein auf den Burschen«, rief der König von seinem Schimmel herab. Arthur hatte ihn nicht herankommen hören. Erika neigte würdig den Kopf. Der König lächelte. »Er ist tapfer eingeschritten, Edelfrau, wo andere hilflos zusahen. Habt Ihr Euren Bruder trösten können?« Seine Stimme war härter geworden bei den letzten Worten und mit einer eigentümlichen Befriedigung bemerkte er den Hauch von Röte auf ihren hellen Wangen. Sie zögerte, sein Sarkasmus lag ihr nicht. Verlegen strich sie dicke, braune Zöpfe über die Schultern zurück und plötzlich empfand der König die Anwesenheit des Jungen als störend. »Der Marschalk kann Euch sicher noch brauchen«, ließ er leichthin fallen. Arthur grinste, bedankte sich noch einmal, stieg auf sein Pferd und zog fröhlich davon.

      Sie sah ihm einen Augenblick nach. »Verzeiht mein Säumen, Herr.« Rasch erzählte sie von den schweren Regenfällen auf dem Rückweg von der Reichenau, die ganze Straßen und Wege weggespült hatten. »Wundert mich nicht«, bemerkte Karl trocken. »Widukind steht heimlich noch im Bunde mit dem alten Sturmgott Donar, was?« Ein hartes Lachen folgte. »Also, willigt er ein? Zu meinen Bedingungen?«

      »Ich fürchte nicht, mein König.« Sie sah ihn kurz an, und er schien diesen Blick festzuhalten. »Widukind wird die sächsischen Gaufürsten nicht auffordern, das Kreuz zu nehmen. Er sagt, er kann niemanden von seinen Göttern trennen.«

      »Dann schmort er weiter unter den Mönchen!«, schnaubte der König und machte den Leuten hinter ihm Zeichen. Schon hielt einer seiner Diener Erika den Steigbügel eines gesattelten Pferdes. Sie zögerte, dann schwang sie sich in den Sattel. Unter ihrem Kleid schauten die Beine der Hosen hervor, die sie während der Reise getragen hatte. Sie streifte Karl mit einem Seitenblick. »Ist mein Mann … ist er am Hof, Herr?«

      »Er steht vor der Würzburg und belagert Herzog Hardrad«, sagte der König. »Der Kerl wollte mich ermorden.« Der Ausdruck der Sorge in ihrem Gesicht mit den leicht geöffneten Lippen gefiel Karl, auch wenn er wohl mehr Arnulf als dem König galt. »Allmächtiger«, stieß sie aus. »Ich hörte unterwegs davon. Jeder, der vom Mittelrhein kam, brachte die Geschichte mit …«

      »Gott wird uns die Schuldigen in die Hand geben«, erklärte Karl ruhig. »Und ich spüre, dass Arnulf bald wieder unter uns sein wird. Sorgt Euch nicht!«

      Die letzten drei Worte waren in einem so vertraulichen Ton gesprochen, dass er Erika einerseits schmeichelte und sie gleichzeitig an Karls bekannte Zuneigung zu liebreizenden Frauen erinnerte – von den »Blumen des Hofes« sprach er gerne. Wiederum erschien ein Hauch von Röte auf ihren Wangen, den Karl mit einem sanften Lächeln quittierte. Die nächsten zwanzig, dreißig Schritt sagte keiner von beiden etwas. Dann seufzte sie und sagte: »Wenn meine Söhne nicht mit der Waffe auf andere losgehen, will ich zufrieden sein. Sie sind zu jung.« Wenn es ein Vorwurf sein sollte, prallte er an Karl ab wie Kiesel an einem Auerochsen.

      »Nicht nur ich habe Euch vermisst, Erika«, lächelte er wieder und wies auf eine kleine Ansammlung von Hofleuten, die jenseits einiger Kastanienreihen zu sehen war. »Da vorne ist die Königin mit den Kindern. Besser, Ihr macht gleich Eure Aufwartung.«

      * * *

      Sie steuerten eine Wiese an, die durch Baumreihen von den Koppeln getrennt war. Erika sah Fastrada in einem senffarbenen Kleid zwischen Zofen, Kindern und Halbwüchsigen sitzen, im Stuhl einer Sänfte. Sie rief den Reitern vor ihr etwas zu. Der vordere war ein Junge von zehn oder elf Jahren in kurzärmeliger Tunika, der mit seinem Pferd in diesem Augenblick über einen liegenden Stamm von einer Elle Durchmesser setzte. Sofort darauf entdeckte er Erika und winkte ihr fröhlich zu. Hinter ihm blieb ein etwas älterer, im Sattel mehr hängender als sitzender Bursche auf seinem Ross zurück, das einen nervösen Kreis vor dem Stamm lief und laut schnaubte.

      Erika zügelte ihr Pferd und ließ den König die letzten Schritte allein auf die Gruppe der Königin zureiten.

      Fastrada erhob sich kopfschüttelnd. »Unser Sohn sitzt auf dem bravsten Gaul des ganzen Hofes und was macht er?«

      Der König brüllte etwas über die Wiese; abermals versuchte der halbwüchsige Reiter, sein Pferd über den Baumstamm zu zwingen. Der erste Bursche ritt unterdessen auf Erika zu und begrüßte sie überschwänglich.

      »Ludwig hält sich etwas besser im Sattel, immerhin«, knurrte Karl. Betreten wichen Zofen und Höflinge einen Schritt zurück.

      »Und er fiel heute noch nicht runter«, ergänzte Fastrada spöttisch und verfolgte mit kaltem Blick, wie Erika von ihrem jüngeren Sohn Grimbald begrüßt wurde. »Meine Kammerfrau ist zurück, bei Gott! Wie schön, dass sich noch jemand an mich erinnert.«

      Gnädig streckte Fastrada die von Brillantringen glänzende Rechte aus, als Erika sich näherte und ihre Hand küsste.

      »Habt Ihr Euren Bruder weich gemacht, ja?« Erika schüttelte den Kopf. »Seine Rivalen wird’s freuen«, sagte

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