Komfortzone. Robin Becker

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Komfortzone - Robin Becker

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Drama auf der Toilette, worüber wir uns jedes mal vor Lachen bepissten, mein Vater im wahrsten Sinne.

      Draußen lag inzwischen alles in einem gelblichen Schummerlicht, dazu die lebendigen Schaufensterpuppen. Ich wusste nicht mehr, wo ich den Wagen geparkt hatte, alles sah gleich aus, es war zum Verzweifeln, selbst mein Vater blickte den Ernst der Lage. Dabei hatte ich mir extra den Namen der Straße gemerkt, irgendetwas mit Uver.

      Es dauerte nicht lange, da hatte mich eine von den Damen in den Schaufenstern davon überzeugt, dass ich mit ihr eine Nummer schieben sollte. Meinem Vater sagte ich nichts. Ich ließ ihn hinter einem Vorhang zurück, damit ich ihn nicht sehen konnte und zog mich für die hübsche Brasilianerin aus. Nach nicht mal zehn Minuten war ich gekommen und der Spaß vorbei. Das Geld war zum Fenster raus, und ich hatte ein schlechtes Gewissen.

      „Hallo mein Lieber!“, rief ich ins Handy. „Wie geht’s dir?“

      Stille. Dann ein leises: „Gu-ut.“

      „Bei uns ist alles beim Alten, mein lieber Sohn“, sagte meine Mutter. „Unser letztes Gespräch über Michael ist mir sehr nahe gegangen. “

      „Ich weiß, tut mir leid“, sagte ich zärtlich.

      „Ich vermisse ihn sehr.“

      „Ich ja auch.“

      Es läutete.

      „Ich muss Schluss machen. Mir werden jetzt ein paar Möbel und so geliefert.“

      ***

      Ich ging an die Aare runter. Etwas oberhalb einer jungen Frau, die auf einem Steinblock hockte, blieb ich stehen und beobachtete sie. Sie piddelte an ihren Zehen herum, blickte gedankenverloren von der Mappe zu ihren Füßen auf das vorbeistrudelnde Wasser, während ihre Lippen stumme Sätze formten.

      „Dürfte ich kurz mal stören?“, sagte ich.

      Sie sah mich geistesabwesend an. „Mich?“

      Ich blickte mich um, als suche ich die vielen anderen, die ich gemeint haben könnte. „Kennst du dich hier aus, ich suche den Tierpark?“, fragte ich sie, obwohl ich wusste, wo der war.

      „Nö, weiß ich nicht. Entschuldige bitte, ich habe gleich ein Vorsprechen bei der Schauspielschule.“ Sie schaute in Richtung eines alten Fabrikgebäudes, das hinter einer Reihe kahler Pappeln zu sehen war.

      „Oooh lala.“

      „Da hinter der Dampfzentrale ist jedenfalls das Marzilifreibad. Das ist umsonst.“ Sie zeigte flussabwärts auf ein geöffnetes Tor im Zaun. „Wobei im Moment kein Wasser in den Becken ist – zu kalt.“

      „Für Anfang April geht es.“

      Sie schaute wieder auf ihren Text, als wäre ihr etwas Wichtiges eingefallen. Ich stieg über die Felsbrocken an die Wasserkante und hielt meine Hand in die Strömung.

      „Zehn Grad“, sagte sie ohne aufzublicken.

      „Eher weniger, würde ich sagen.“

      „Steht im Freibad auf ’nem Thermometer.“

      Ich blickte dem Verlauf des Flusses nach, sah hinter dem Freibad auf einer Anhöhe das Bundeshaus, das dickbäuchig übers Land schaute. An der Stirn trug es ein Band mit lauter Wappen von Kantonen drauf.

      „Der Bärengraben ist jedenfalls unterhalb von der Altstadt“, sagte sie. „Doch da willst du bestimmt nicht hin.“

      „Wieso nicht?“

      „Viele Touristen dort. Und ein Bär in einem Loch, der mit Möhrenstücken beworfen wird.“

      „Ach du Scheiße, da treiben ja Menschen im Wasser.“

      Sie blickte auch hin. „Schweizer halt.“

      „Sehr alte Schweizer sogar … Zehn Grad, sagst du?“ Ich winkte den beiden, die fröhlich zurück winkten, während sie vorbeitrieben. „Krass, das ist Schmelzwasser, wenn mich nicht alles täuscht.“

      Sie war schon wieder in ihrem Text vertieft. Nur der Fluss war zu hören.

      „Na dann viel Glück.“ Ich wandte mich ab, ging flussaufwärts und dachte an die Jungs, die gerade bestimmt bei Thomas abhingen, der mal auf einer Schauspielschule studiert und nach vier Semestern abgebrochen hatte, weil er sechs Tage die Woche an Seminaren, Proben und Theateraufführungen teilnehmen musste und sich ohne genehmigten Urlaub nicht weiter als dreißig Kilometer von der Hochschule entfernen durfte.

      Auf der Fußgängerbrücke, die über die Aare führte, rief ich bei der Kfz-Werkstatt an und bat, Herrn Schröder sprechen zu können, ich wollte ihm Bescheid geben, dass meine Sachen am Donnerstag abgeholt werden.

      „Herr Schröder hat seit gestern Urlaub“, sagte er mürrisch. Im Hintergrund schien einer Metallstücke umzurühren.

      Ich erklärte ihm, dass es um die Klamotten in einem weißen Sprinter ginge, der letzte Woche abgeschleppt worden sei, nannte meinen Namen und das Nummernschild des Fahrzeugs.

      „Warten Sie.“

      Nach einer Ewigkeit des Wartens wurde es mir zu blöd und ich schrie immerzu Hallo gegen diesen verdammten Lärm an, wollte gerade auflegen, als der Typ laut in den Hörer schnaufte, das Fahrzeug habe man heute Morgen verschrottet.

      „Was, wieso das denn?“

      „Die Reparatur wäre teurer gekommen, als der Wagen wert ist.

      „Ja, und meine Sachen?“

      „Hat man leider übersehen.“

      „Übersehen?“

      „Ja, Riesensauerei. Die neuen EU-Verordnungen verlangen noch striktere Trennung. Wir mussten den Wagen aufschneiden.“

      „Moment mal. Sie meinen, Sie haben meine Sachen alle verschrottet?“

      „Ich nicht.“

      „Meine Stereoanlage, meinen Computer, mein Fahrrad, meine Bücher –“

      „Hören Sie!“

      „Meine Tagebücher, meine Fotoalben, meine braune Lederjacke.“

      „Ich kann da nichts für.“

      „Der Herr Schröder, der hat mir zugesichert –“

      „Tut mir leid.“

      „Mein Sekretär!“, brüllte ich. „19. Jahrhundert, ein Erbstück von meinem Großvater.“

      „Ich schlage vor –“

      „Ja was?“

      „Das ist Angelegenheit der Versicherung.“

      „Welcher Versicherung?“

      „Keine Ahnung. Ihrer Autoversicherung.“

      „Was

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