Blondes Gift für schwarze Seelen: Die Agentin #25. Wilfried A. Hary

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Blondes Gift für schwarze Seelen: Die Agentin #25 - Wilfried A. Hary

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Augen wurden groß und rund. »Wie bitte?«

      Newton nickte.

      »Sie haben richtig gehört. Man wollte die Sache so unauffällig wie möglich machen. Wer erwartet ein militärisches Projekt schon in einem gewöhnlichen städtischen Krankenhaus? Natürlich wurde das Hospital ständig unauffällig bewacht. Irgendwo muss eine undichte Stelle sein. Die Gegenseite wusste genau Bescheid. Mit Gas über die Klimaanlage setzte sie nahezu alle Agenten außer Gefecht. Der Rest, der sich außerhalb des Gebäudes befand, hatte keine große Chance. Spencers Assistent, Dr. Ken Bennister, wurde zusammengeschlagen. Vor der Entführung gelang es dem Professor noch, alle Unterlagen und sogar die Einrichtung zu zerstören. Das war wohl sehr umsichtig von ihm, aber jetzt wissen auch unsere Leute nicht, wie weit er mit seinen Forschungen war.«

      »Woran arbeitete er?« Natalias Frage war kurz und präzise.

      Zu ihrer Überraschung zuckte Newton mit den Achseln.

      »Da müssten Sie schon Professor Spencer selbst fragen. Seine Auftraggeber haben von seiner Arbeit eigentlich nur sehr nebulöse Vorstellungen. Allerdings wurde im Labor einer der Gangster gefunden. Völlig unbekannt. Tod durch Ersticken! Es hieß, das deute darauf hin, dass Spencer mit seiner Arbeit fast am Ende war. Offenbar arbeitete er an einer chemischen, flüchtigen Verbindung, die sich konzentriert und gezielt anwenden lässt und keinerlei Rückstände hinterlässt. Bennister, Spencers Assistent, weiß erstaunlicherweise auch nicht viel. Der Professor ist ein Eigenbrötler, und Bennister hatte dauernd mit ihm Streit. Ja, er wollte sich mehrmals von dem Projekt lösen, was man natürlich nicht dulden konnte, da es sich, wie gesagt, um eine geheime Sache handelt.«

      »Hat man einen Verdacht?«

      »Zunächst einmal Bennister. Er wurde die ganze Zeit wie üblich überwacht, was allerdings nicht viel ergab, wenigstens nicht für die Geheimdienste.« Newton lächelte listig.

      Natalia Ustinov ahnte etwas.

      »Mit wem hatte er Kontakt?«

      »Außer mit wenigen Bekannten und Verwandten, die allesamt nicht als Informationsüberträger in Frage kommen, also harmlos sind, nur mit einer bestimmten Person.«

      »Spannen Sie mich doch nicht so lange auf die Folter, Mr. Newton.«

      »Diana Bouhl!«

      Natalia fiel an diesem Tag von einer Überraschung in die andere.

      »Doch nicht etwa Tracy Bouhls Frau?«, rief sie aus.

      »Genau die!« Newton nickte.

      Ein leerer Ausdruck trat in Natalias Kohleaugen. Hinter ihrer hübschen Stirn jagten sich die Gedanken. Blitzschnell kombinierte sie.

      Dann kam die Frage, auf die Charles Newton insgeheim gewartet hatte: »Welches Motiv hat sie?«

      Natalia dachte daran, dass sie den Auftrag hatte, Tracys Vertrauen zu erwecken. Das war ihr gelungen. Sie hatte dabei gespürt, dass mit Tracys Ehe etwas nicht in Ordnung war. Bisher war das von Vorteil gewesen. Es hatte Natalias Aufgabe erheblich erleichtert. Jetzt allerdings war das ein Hinweis darauf, dass Tracy Bouhl im Grunde genommen harmlos war. Nicht er war die undichte Stelle, sondern seine Frau. Auf der anderen Seite: Wenn die Ehe nicht stimmte, wieso erfuhr Diana dann alles von Tracy, sogar die streng geheime Sache um das Projekt Professor Spencers? Natalias Frage brachte diesen Gesamtkomplex auf einen einzigen Nenner.

      Was war Diana Bouhls Motiv?

      »Die beiden heirateten vor etwa fünf Jahren«, erläuterte der Dicke. »Damals war Bouhl noch nicht im Amt gewesen und in der Wirtschaft tätig. Genauer, er war Manager im Konzern seines Vaters, der ihn zu der Heirat mit Diana Hollister zwang, um eine Fusionierung mit dem Hollisterkonzern zu günstigen Bedingungen durchzusetzen. Tracy machte seinem Vater einen Strich durch die Rechnung, als er nach der Eheschließung die Stelle des Staatssekretärs annahm. Scheidung kam aber nicht in Frage, da er um seine politische Karriere fürchtete.«

      Natalia wurde vieles klar. Bisher hatte sie mit Tracy nie über dessen Probleme gesprochen. Wenn die Zeit reif dafür war, würde der Mann selbst damit kommen. Wenn sie ihn drängte, konnte das alles zunichte machen. Natalia war ungehalten, weil ihr Newton bisher nie etwas über die Hintergründe gesagt hatte, obwohl das wahrscheinlich seinen Sinn darin fand, dass sie völlig unvoreingenommen sein sollte.

      »Die beiden verstehen sich nicht«, fuhr Newton fort, »obwohl Diana eine ungewöhnlich schöne Frau ist.«

      Unwillkürlich horchte Natalia auf.

      »Langer Rede kurzer Sinn«, sagte sie, bevor Newton zum Weiterreden kam, »über das Motiv ist nichts Genaues bekannt. Ich soll Tracy auf den Zahn fühlen. Wer kümmert sich um diese Diana?«, fragte sie unvermittelt.

      Newton grinste.

      »Ein alter Bekannter. Besser gesagt: zwei alte Bekannte.«

      Die Tür öffnete sich.

      Ein großer blauäugiger Typ mit athletischem Körperbau trat ein. Auch in seinem Gesicht war ein Grinsen. Der Kleine, etwas dicklich erscheinende, der sich hinter ihm hereinschob, zeigte die gleiche Miene, nur dass sein Feixen etwas melancholisch wirkte.

      »Ole Eriksson und Jerry Armstrong«, entfuhr es Natalia Ustinov überrascht.

      »Weißt du«, druckste Ole herum, »wir sind auf Musiktournee und kamen zufällig in die Gegend. Und da haben wir gedacht, wir könnten dir vielleicht etwas unter die Arme greifen – wo doch Mr. Newton so höflich bat.«

      »Das kann ich mir denken«, sagte Natalia und warf dem Dicken einen gespielt zornigen Blick zu.

      Dann brach das Eis. Die drei lachten und begrüßten sich, wie es alte Freunde tun.

      Erst nachdem die Wiedersehensfreude etwas abgeklungen war, gingen sie daran, einen Schlachtplan zu entwerfen. Die beiden Freunde sollten Natalia so gut wie möglich unterstützen.

      Die Hauptarbeit allerdings hatte sie selbst.

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