Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019. Pete Hackett
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Cutler hörte ein helles Klatschen der Fluten, noch bevor er das schützende Uferdickicht verließ.
»Na komm schon, du gehörst in meine Pfanne!«, schimpfte eine brummige Stimme.
Erneut klatschte es. Der unsichtbare Mann kicherte. Silbern glitzernd sprang ein Fisch mit der Angelschnur im Maul aus dem Wasser und tauchte erneut ein. Am Ufer lief ein Mann lachend mit und hielt eine einfache Rute in der Hand, an welcher die Schnur mit ein paar Knoten endete.
Noch gab der glitzernde Fisch den Kampf nicht auf. Aber der Mann am Ufer drehte die Rute bereits, um die Schnur zu verkürzen und zog den um sein Leben kämpfenden Fisch damit Stück um Stück zu sich.
»Hahaha!«, freute sich die Gestalt am Ufer. »Du gibst ein feines Abendessen ab, Kamerad. Zier dich nur noch ein bisschen, das nützt dir nichts, mein Junge!«
Cutler konnte die völlig verwilderte Männergestalt indessen recht gut sehen. Er schätzte den Mann auf mehr als sechzig, vielleicht bald siebzig Jahre. Er war mittelgroß, hatte graues, langes und völlig verfilztes Haar, das bei den Ohren, die man kaum sah, ohne Übergang zu einem struppigen Vollbart wurde. Eine Knollennase ragte aus dem verdeckten Gesicht. Auf dem Kopf saß ein Schlapphut mit vielen kleinen Rissen und Löchern. Er trug ausgebeulte, geflickte Leinenhosen und ein graues Hemd ohne Kragen und Ärmel. Darüber trotz der Hitze eine Fellweste ohne Ärmel, die, genau so primitiv zurechtgeschnitten wie zusammengenäht, an ihm hing.
Eine Waffe vermochte Cutler bei der Gestalt nicht zu erkennen.
»So, jetzt haben wir es gleich geschafft, Freundchen!« Der kichernde Einsiedler stampfte ins Wasser, worauf er, da barfuß und die Hosen etwas aufgekrempelt, vorbereitet gewesen sein musste.
Der Einsiedler griff zu und hatte den zappelnden Silberleib zwischen den Fingern.
Cutler ritt in dem Augenblick aus dem Uferdickicht und die Halde hinunter, als der Mann sich umwandte.
Erschrocken wollte sich der Einsiedler abwenden und vielleicht versuchen, das mexikanische Ufer zu erreichen. '
»Bleiben Sie da, Mister! Ich sehe Sie schon eine Weile und hätte sicher von hinten auf Sie schießen können, wenn so etwas meine Absicht wäre.«
»Stimmt«, gab der Mann zu und drehte sich wieder um. Dennoch näherte er sich dem Ufer nur zögernd. »Und warum spionieren Sie mir nach, wenn man fragen darf?«
»Ich spioniere Ihnen nicht nach.« Cutler stieg ab.
Der Mann erreichte das Ufer, bückte sich und erschlug den Fisch auf einem Stein. »Was wollen Sie dann hier? Bei mir ist nichts zu holen.«
»Ich heiße John Cutler und suche nach Douglas Warrior und seinen Freunden.«
Der wilde Kerl trat zurück. »Damit habe ich nichts zu tun. Bin froh, dass denen noch nicht auffiel, dass hier jemand lebt.«
»Ach?« Cutler trat dichter an den Mann heran. »Sie wissen jedenfalls, dass die Kerle hier irgendwo stecken, wenn sie nicht gerade irgendwo eine Postkutsche überfallen oder ein Fest feiern, wie?«
»Wenn es denen ruchbar wird, dass der alte Nathan Brigg am Rio Grande haust, dann machen die einen Besuch bei ihm, Mister. Und was das für den alten Nathan Brigg bedeutet, muss ich Ihnen bestimmt nicht erklären.«
»Nein, überflüssig.« Cutler lächelte. »Und ich verspreche Ihnen auch, niemandem zu verraten, dass der alte Nathan Brigg hier lebt, obwohl ich ihn fand, wie er angelte.«
Brigg blickte auf seinen Fisch und dann prüfend auf Cutler. »Wollen Sie was davon? Sehen ziemlich hungrig aus, Mister.«
»Einverstanden.«
Der alte Eremit nickte, wandte sich ab und stapfte vor Cutler her am Ufer entlang. »Hier, wo wir jetzt gehen, stehen im Frühjahr zwei Yards Wasser, Mister. Reißendes Wasser, mit dem die Hälfte des Buschwerks von ganz Neu-Mexiko unterwegs ist zum Golf. Na, das interessiert Sie wohl weniger?« Er blieb stehen und wartete, bis Cutler neben ihm war.
»Tatsächlich interessiert mich dieser Douglas Warrior viel mehr.« Cutler grinste den alten Mann an. »Was wissen Sie?«
»Wo die Kerle hausen, weiß ich jedenfalls nicht, damit Sie gleich klarsehen. Und ich müsste lebensmüde sein, wenn ich versuchen würde, es herauszufinden. Andererseits ist mein Interesse groß, dass die Höllenhunde so oder so möglichst schnell aus der Gegend verschwinden.«
»Das ist verständlich«, gab Cutler zu. »Also?«
»Sie benutzen manchmal eine Furt, die eine Meile östlich liegt, Mister. Dort sah ich sie auch heute morgen nach Mexiko reiten.«
»Na das ist doch großartig!« lobte Cutler den Mann. »Die Stelle zeigen Sie mir natürlich.«
»Wenn Sie den Spuren folgen wollen, können Sie aber nicht warten, bis ich den Fisch gebraten habe. Sonst kommt Ihnen die Nacht über den Hals, bevor sie in El Cuervo sind.«
Cutler pfiff durch die Zähne. »He, Mann, Sie wissen ja einen ganzen Haufen.«
Der Einsiedler stieg die Halde hinauf. Cutler folgte ihm mit dem Braunen am Zügel und sah hinter dem Dickicht am Ufer eine verwegene Hütte, die zu dem verwilderten Mann wie die Faust aufs Auge passte. Sie bestand aus zwei krummen Bogenwänden vorn und hinten und aus dem halbrunden Dach, das die Seiten ersetzte. Eigentlich sah sie wie ein riesiges, liegendes, zur Hälfte eingegrabenes Fass aus. Ein Blechschornstein ragte aus dem Dach, war abgeknickt und deutete mit seinem oberen Teil nach Westen.
Als Baustoff hatte Brigg Weidenäste, Krüppelkiefern und Blech gedient. Indessen rankten sich Lianen über Dach und Wände hinweg und schienen zu wesentlichen Trägern der Hütte geworden zu sein, die sie allmählich verkleideten. Als Tür diente eine alte Indianerdecke mit vielen Löchern. Das Fenster bestand aus einem einfachen Loch, zwei Fuß hoch und ebenso breit.
Dicht neben der Hütte stand ein zweirädriger Eselkarren, ein Abfallhaufen ragte aus der Grube dahinter, und eine Leine führte von einem Pfahl zur Hüttenwand. Alles deutete daraufhin, dass der alte Nathan Brigg gelegentlich seine fadenscheinigen Kleider wusch. Vor der Tür war ein Rohr in den Boden getrieben und eine Wasserpumpe mit Schwengel darauf montiert worden, so dass der Eremit anscheinend darauf angewiesen war, sich das Wasser vom Fluss zu holen.
Die Eingangsdecke hing an Holzringen, die auf einem dünnen Rohr liefen. Brigg schob sie zur Seite. Drinnen meldete sich der Esel. Er stand links einer aus Weiden geflochtenen Wand, die den Raum teilte.
»Ich bin es, Jonathan«, sagte der alte Mann.
Cutler folgte ihm ins Halbdunkel und erkannte undeutlich ein paar richtige, alte Möbelstücke, die der Alte wer weiß woher herangekarrt haben musste. Es gab sogar einen richtigen Tisch. Dem Schrank fehlte allerdings schon eine der beiden Türen, und die Giebel des Messingbetts hatten Grünspan angesetzt und waren erheblich verbogen. Der Boden war von Brigg vom Gras befreit worden, jedoch sprießte es überall dort fußhoch empor, wo er offenbar nie lief. Die Feuerstelle setzte sich lediglich aus zwei hochkant stehenden Steinen und einer Eisenplatte darauf zusammen.
»Wollen Sie sich einen Moment setzen?« Brigg rückte eine der umgestülpten Kisten etwas vom Tisch weg, um den Platz für seinen Gast anzudeuten. Er legte den Fisch auf den Tisch und lehnte die Rute an das Weidengeflecht.
Der