Sieben Coltschwinger Western Sammelband 7006 Oktober 2019. Pete Hackett
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»Wie Sie wünschen, Mister.« Brigg warf einen Blick in den Tränkeimer seines Esels. »Ich muss aber für Jonathan erst noch etwas Wasser holen. Er säuft unheimlich.«
Cutler trat zur Seite. Brigg ging an ihm vorbei hinaus. Laut knarrten der Pumpenschwengel und der Holzkolben im Gehäuse.
»Das Ding zieht nicht mehr richtig. Der Gummiring scheint zuviel Luft zu haben.«
Cutler drehte sich um und schaute hinaus. »Wie lange denn schon?«
Brigg grinste, was sich allerdings nur an den blitzenden Augen im verwilderten Gesicht erkennen ließ. »Ein bis zwei Jahre bestimmt, Mister.«
»Wer weiß eigentlich, dass Sie hier leben?«
Die Pumpe gab ein paar saugende Geräusche von sich. Klares Wasser sprudelte aus dem Rohr. Brigg füllte seinen Eimer, hob ihn an und kam zurück. »Niemand.«
»Aber Sie kommen doch sicher irgendwann mal in eine Stadt?«
»Ich fahre mal nach Lobo und mal nach El Cuervo. Auch mal in eine andere Stadt, die was weiter entfernt liegt. Aber oft passiert das nicht.«
»Aber die Leute in Lobo wissen doch, dass Sie hier wohnen?«
»Sie können ruhig sagen, dass ich hier hause, Mister. So wohnt man doch nicht. Ja, die wissen schon, dass ich irgendwo diesseits oder jenseits vom Fluss stecke. Aber wo ...« Brigg schüttelte den Kopf.
Cutler trat zur Seite. Der Eremit ging hinein und sprach zu seinem Esel. Dann tauchte er erneut auf und schob den Vorhang auseinander.
»Und von einem Besuch bis zum nächsten in einer Stadt haben die Leute mich längst wieder vergessen. Wenn ich im Store in Lobo ein paar Felle anbiete und was kaufen will, weiß der Händler meinen Namen nie mehr.«
»Komisch, dass der County Sheriff mit seinem Aufgebot nicht versucht hat, Sie zu finden.«
»Ich sage Ihnen doch, die hatten mich längst wieder vergessen. Und das ist gut so. Ich will hier keine Fremden.«
»Dann wundert es mich, dass ich hierher geführt wurde.«
»Sie hatten mich nun mal gesehen und hätten doch keine Ruhe mehr gegeben, bis Sie alles über mich wussten. Also konnte ich es Ihnen auch gleich richtig auf die Nase binden. Ist doch so, oder?«
»Stimmt.« Cutler lächelte.
Brigg blickte auf die Pumpe und fluchte leise. »Ich müsste das ganze Ding mal durch was Neues ersetzen. Und Dachpappe soll es jetzt geben, durch die kein Regen mehr geht. Ich brauchte vor allem mal eine neue Flinte. Die alte Parker ist sozusagen an meinem Ruin schuld.«
»Verstehe ich nicht.«
»Früher konnte ich eine schöne Menge Felle absetzen und bekam genug Zaster, Mister. Aber inzwischen sind die Herrschaften anspruchsvoller geworden. Alle Händler behaupten, ich würde das Wild in Siebe verwandeln. Zu viele Löcher in den Fellen. Das Dumme ist, hier gibt es nichts, was sich zu Geld machen ließe. Also werde ich nie zu einer anderen Flinte kommen, folglich nie zu einer neuen Pumpe und schon gar nicht zu Dachpappe. Also gehen wir.«
Brigg schritt voran und Cutler folgte ihm mit dem Braunen am Zügel. Sie durchbrachen das Dickicht am Steilufer erneut und folgten auf der Sohle dem Rio Grande.
»Könnten die Kerle schon wieder über den Fluss zurück sein?« Cutler ging etwas schneller, um an die Seite des Mannes zu kommen.
»Hab die schon mehrmals beobachtet. Muss ja wissen, was um mich herum vorgeht, Mister. Also wenn die nach Mexiko gehen, dauert es schon zwei bis drei Tage, bis sie wieder aufkreuzen. Die sind dann unheimlich aufgekratzt und noch halb besoffen.«
Als sie die Furt erreichten, hatte sich die Sonne bereits so weit nach Westen geneigt, dass die Eichen und Blutbuchen sie mit ihrem Geäst verdeckten.
»Bis Sie in El Cuervo sein können, ist es Nacht.«
»Ich weiß.«
»Am besten, Sie halten sich an den Weg.« Nathan Brigg deutete auf die Radrinnen, die sich an beiden Ufern nicht übersehen ließen. »Die sind bestimmt nach El Cuervo. Ist ja weit und breit das einzige Nest da drüben.«
»Vielen Dank, Mr. Brigg.«
»Keine Ursache. Ich zähle dafür auf Ihre Diskretion.«
»Ich werde den Mund halten.«
Cutler saß auf, tippte an seinen Hut und ritt ins seichte Wasser.
Brigg wandte sich ab und verschwand im Dickicht, bevor der Reiter die Südseite des Rio Grande erreichte.
*
Fahles Mondlicht lag auf den weißen Hütten und der breiten, unbefestigten Straße, die sich schnurgerade durch den Ort zog. El Cuervo unterschied sich nur wenig von Lobo. Die Stadt mochte ein bisschen größer sein und hatte eine Kirche. Weitere Unterschiede vermochte Cutler nicht zu erkennen.
Lichtschein fiel aus Fenstern und Türen, und eine Vielzahl von Stimmen schufen eine Geräuschkulisse, die wie ein Raunen über der Stadt lag. Hier schienen die Menschen erst am Abend richtig munter und dann so schnell nicht mehr müde zu werden. Außerdem hingen an Seilen aufgespannt mehr als ein halbes Dutzend Sturmlaternen über der breiten Straße mit den vielen Wagenspuren.
Aus der Bodega drang Musik. Gelächter und Gläserklirren verrieten, dass auch in der Kneipe noch Hochbetrieb herrschte.
Die Straße herunter ritt ein Mann auf einem Esel. An das Tier waren rechts und links große Körbe gebunden. Der Mann trug einen überdimensionalen Sombrero aus Stroh, Leinenkleidung und Sandalen.
Cutler zügelte den Braunen am Stadtrand und wartete, bis der Mann ihn erreichte und anschaute. Er grüßte. Der Mexikaner zügelte den Esel. Er wirkte verdrossen.
»Wollen Sie auch in die Bodega, Senor?« Das Englisch des Mexikaners klang hart, war jedoch gut zu verstehen.
»Ich suche drei Männer aus Texas.«
»Drei Gringos sitzen in der Bodega, der Musikus ist voll Pulque geschüttet worden, und die Mädchen tanzen auf den Tischen.« Der Campesino schüttelte den Kopf. »Sitten sind das heute. Noch vor vierzig Jahren wären die Weiber als Hexen verbrannt worden, hätten sie es gewagt, sich so aufzuführen. «
»Wie sich die Zeiten ändern.« Cutler lächelte dünn.
»Das kann man wohl sagen.« Der Campesino ritt vorbei.
Rechts und links standen ein paar Gestalten vor den Häusern unter den Vordächern. Es ließ sich nicht erkennen, ob es Frauen oder Männer waren. Niemand sagte etwas zu dem Reiter.
Cutler ritt weiter, überzeugt, dass die Menschen verstanden hatten, was er und der Campesino gesagt hatten. Aber das kümmerte ihn wenig. Er wollte sich die Kerle in der Bodega unauffällig ansehen und dann überlegen, wie er ihnen zu Leibe rücken könnte, ohne Schwierigkeiten mit der Miliz heraufzubeschwören. Dabei setzte er darauf, dass die Banditen sich sicher wähnten und tatsächlich in der Bodega zechten.
Cutler