Sommermordsgrauen: 7 Krimis in einem Band. Earl Warren
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Читать онлайн книгу Sommermordsgrauen: 7 Krimis in einem Band - Earl Warren страница 17
„Wenn die Fässer dort schon länger gelagert waren, dann kann das eigentlich nur bedeuten, dass die Spedition bereits seit längerem nur ein Tarngeschäft gewesen ist“, stellte ich fest.
Milo nickte. „Das ist anzunehmen. Vielleicht sollte man die letzten Besitzer der Spedition festnehmen und verhören. Die müssten doch wissen, mit wem sie sich eingelassen haben…“
„Wenn nicht einmal Mondale den Kopf der Organisation kennt?“, fragte ich zurück. „Nein, das ist doch gerade der Trick bei der Sache. Die einfachen Strohleute müssen den Kopf hinhalten, aber das Ganze ist so organisiert, dass die Spur allenfalls zur nächsten Etage in der Organisation führt. Aber niemals bis zu den Hintermännern.“
„Die nächste Etage heißt in diesem Fall wohl Gregory Sumner“, stellte Milo fest.
Dem konnte ich nur zustimmen. „So ist es. Und im Moment haben wir außer der Aussage des Captains der JAMAICA BAY keine Beweise gegen Sumner. Der würde den Teufel tun und uns seinen Boss verraten!“
Milo seufzte, während ich den Motor des Sportwagen startete. Der Motor hatte einen angenehm kraftvollen Klang. „Ich hoffe nur, dass wir am Ende nicht mit leeren Händen dastehen und weder den Red Hair Killer noch die Hintermänner der JAMAICA BAY Affäre dingfest gemacht haben.“
„Seit wann neigst du denn derart zum Pessimismus?“
„Das ist nur Realismus, Jesse. Und das ist etwas ganz anderes.“
„Ich bitte dich, Milo!“
„Ist doch wahr!“
Ich fädelte mich in den Verkehr ein. „Ich bin dafür, dass wir Sumner einen Besuch abstatten“, sagte ich schließlich, nachdem wir den New York State Expressway erreicht hatten, aus dem jenseits der kanadischen Grenze der QEW wird, was die Abkürzung für Quebec Expressway ist, was irgendwie nicht ganz logisch war, denn er führte durch den Süden von Ontario und keineswegs durch Quebec.
„Du willst Sumner noch mehr aufschrecken?“, fragte Milo „Ich weiß nicht, ob das wirklich eine gute Idee ist, Jesse!“
„Das ist vielleicht die einzige Möglichkeit, etwas Bewegung in die Sache zu bringen. Oder willst du abwarten, bis dieser Kyle unseren Gesprächspartner dermaßen auf Krawall gebürstet hat, dass der ebenfalls nicht mehr mit uns reden will?“
„Vielleicht hast du Recht. Aber ich bin dafür, dass wir vorher etwas essen. Mir knurrt nämlich der Magen.“
Zehn Minuten später saßen wir in einem Fast Food Lokal an der Washington Lane. Eine Zeitung lag dort aus. Es war der Buffalo Herald.
Die Titelseite berichtet ausführlich über unsere Aktion im Hafen von New York City, bei der wir die JAMAICA BAY aufgebracht und daran gehindert hatten, ihre todbringende Fracht außer Landes zu bringen.
Die Verbindungen, die der Fall nach Buffalo hatte, wurden natürlich herausgestellt. Auf Seite zwei wurde der Fall Norma Jennings, deren Brustimplantat in einem der Fässer der JAMAICA BAY gefunden war, ausführlich ausgebreitet. Ihr Verschwinden, die bisherigen vergeblichen Bemühungen der Polizei, die Serie des Red Hair Killers aufzuklären und zur Abrundung der Story ein Kurzinterview mit den tief getroffenen Angehörigen.
„Das wird uns nicht gerade helfen“, murmelte ich und gab Milo die zusammengefaltete Zeitung.
21
Gregory Sumner zuckte zusammen, als das Telefon klingelte. Von seinem Penthouse aus hatte man einen traumhaften Blick auf den Erie-See. Sumner war ein mittelgroßer Mann mit einem Gesicht, dessen hängende Wangen an eine Dogge erinnerten. Er hatte die Hände tief in den Taschen seiner weiten Flanellhose vergraben. Am Gürtel trug er einen leichten 22er Revolver im Holster. Die Krawatte hing ihm wie ein Strick um den Hals. Er schwitzte. Es klingelte noch einmal.
Mit einer Bewegung, die ihn sichtliche Überwindung zu kosten schien, nahm er ab.
„Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie nicht mehr anrufen sollen, Mister Anselmo… Ja, ich weiß! Ich werde sehen, was ich tun kann, aber ich bin nicht Jesus! Wunder vollbringen gehört nicht in mein Repertoire!“
Dann schwieg Sumner plötzlich.
Der Kinnladen fiel ihm herab und sein Gesicht verlor den letzten Rest an Farbe.
22
Sumner residierte in einem der nobelsten Gebäude von Buffalo. Er nannte ein Traum-Penthouse sein eigen, dessen Anschaffungspreis so hoch war, dass ein einfacher FBI-Agent wohl kaum eine Chance gehabt hätte, die Summe zu Lebzeiten jemals abzuzahlen.
Wir ließen uns mit dem Aufzug bis zu Penthouse tragen.
Vor der Tür blickten wir in ein Kamera-Auge. Ich betätigte die Klingel.
„Was wollen Sie?“, fragte eine etwas unwirsch klingende Stimme, nachdem ich es zum dritten Mal versucht hatte.
„Jesse Trevellian, FBI. Mein Kollege Agent Tucker und ich haben ein paar Fragen an Sie, Mister Sumner.“
Einige Augenblicke knackte es nur im Lautsprecher. Dann sagte die Stimme: „Halten Sie Ihre Ausweise in die Kamera, damit ich sie sehen kann. Schließlich kann jeder behaupten, was er will.“
Ich hielt ihm also meine ID-Card in die Überwachungskamera. Er wollte auch noch Milos Dienstausweis sehen und so kam mein Kollege der Aufforderung nach und hielt ihn ebenfalls so hin, dass er sich im Erfassungsbereich des Kameraauges befand.
Dann glitt endlich die Tür automatisch zur Seite.
Ich hatte gleich im ersten Moment den Eindruck, dass Sumner ziemlich mitgenommen aussah. Wie jemand, der gerade eine furchtbare Nachricht erhalten hatte, die ihn völlig aus der Fassung brachte.
Vielleicht waren wir ja in seinen Augen die Schreckenboten…
„Ich nehme an, dass Sie gerade einen Anruf erhalten haben“, sagte ich.
Er hob die Augenbrauen. „So?“
„Von Mister Kyle, Ihrem Anwalt.“
„Nein, das stimmt nicht. Aber vielleicht sagen Sie mir zunächst, was Sie eigentlich von mir wollen.“
„In New York City wurde ein Frachter namens JAMAICA BAY von uns aufgebracht, um eine Ladung von Giftmüll sicherzustellen, die illegal entsorgt werden sollte“, erklärte ich.
Unser Gegenüber verzog jedoch nur das Gesicht. „Ach, ja?“, fragte er mit einem ziemlich überheblichen Unterton.
„Sagen Sie bloß, Mister Kyle hat Ihnen nicht abgeraten, mit uns zu sprechen?“, fragte Milo.
„Erstens lassen Sie mir ja wohl ohnehin keine Wahl und zweitens habe ich mit Mister Kyle nicht gesprochen, ob Sie es nun glauben oder nicht.“
„Sie sollten sich gut überlegen, ob Sie nicht einen anderen Anwalt für sich tätig sein lassen“, erklärte ich.
„Am