Sommermordsgrauen: 7 Krimis in einem Band. Earl Warren

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Sommermordsgrauen: 7 Krimis in einem Band - Earl Warren

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hielten dabei die Dienstwaffen mit beiden Händen. Fred LaRocca kümmerte sich um Agent Pacey. Er lebte nicht mehr. Ein halbes Dutzend Schüsse hatten ihn durchsiebt.

      „Verdammt“, murmelte Fred. Er gab eine kurze Meldung per Headset an die Einsatzleitung.

      In diesem Moment nahm ich eine Bewegung war. Der Uzi-Schütze tauchte hinter einem der Fässer hervor. Die Maschinenpistole knatterte los. Milo und ich schossen annähernd im selben Moment zurück. Der Uzi-Schütze taumelte zurück. Sein Körper zuckte unter unseren Treffern. Er schlenkerte mit dem Lauf seiner Waffe unkontrolliert herum, während sich gleichzeitig weitere Schüsse lösten. Projektile stanzten sich in die Blechwände des Laderaums. Teile der Beleuchtung zersprangen und Glassplitter von Neonröhren regneten zu Boden.

      Offenbar trug der Uzi-Schütze unter seiner Kleidung eine Kevlar-Weste. Er ließ Milo und mir keine Wahl, als unablässig abzudrücken. Erst ein Treffer am Kopf schaltete ihn aus. Er taumelte gegen eines der Fässer. Eine letzte Sequenz von Schüssen löste sich aus dem kurzen Lauf der Uzi und durchlöcherte zwei Fässer. Aus den Einschusslöchern quoll eine gelbliche Flüssigkeit hervor.

      Dann strauchelte der Uzi-Schütze zu Boden.

      Milo und ich näherten uns vorsichtig.

      Fred LaRocca folgte uns.

      „Wir haben ihn!“, meldete ich über Funk an Orry und die anderen weiter.

      Wir fanden den Uzi-Schützen schließlich reglos am Boden liegen. Das Blut, das aus der Wunde an seinem Kopf austrat, vermischte sich mit der übel riechenden gelblichen Flüssigkeit, die aus den durchlöcherten Fässern heraus quoll.

      Seine Augen blickten starr und tot zur Decke. Ich steckte die Waffe ein, packte ihn an den Füßen und zog seinen Körper aus der anwachsenden gelben Lache heraus, während Milo über Funk Unterstützung anforderte.

      5

      „Er hat uns keine Chance gelassen“, sagte ich zehn Minuten später an Clive gewandt. „Es war fast so, als ob der Kerl es darauf angelegt hat, dass wir ihn erschießen!“

      „Es macht euch auch niemand einen Vorwurf, Jesse!“, stellte Clive klar.

      Über Funk meldete sich ein Kollege der Hafenpolizei. Das Schiff war unter Kontrolle, sollte jetzt drehen und anschließend zurück nach Manhattan fahren.

      Kollegen der Scientific Research Division, des zentralen Erkennungsdienstes aller New Yorker Polizeieinheiten, waren von Anfang an Teil der Operation gewesen. Mehrere Chemiker untersuchten stichprobenartig den Inhalt der Fässer, um abschätzen zu können, welche zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen zu treffen waren.

      Außerdem sahen sich mehrere Erkennungsdienstler des FBI auf der JAMAICA BAY um, darunter unsere Kollegen Sam Folder und Mell Horster.

      Tom Gallego, der Einsatzleiter der SRD-Kräfte sprach uns an. Er trug einen Schutzanzug gegen austretende Giftstoffe. Eine Atemmaske hing ihm um den Hals und war jederzeit einsatzbereit.

      „Es wäre gut, wenn der Laderaum so schnell wie möglich geräumt würde“, erklärte Gallego an Clive Caravaggio gerichtet. „Wir wissen noch nicht, was hier alles an Chemikalien lagert – aber so, wie es aussieht handelt es sich um hochtoxische, stark ätzende Stoffe. Es ist gut möglich, dass da noch einige üble Überraschungen ans Tageslicht kommen, wenn wir die Fässer öffnen.“

      „In Ordnung“, stimmte Clive zu. „Wir überlassen Ihnen das Feld, Tom.“

      Wir kehrten an Deck zurück und ich war froh, wieder frei durchatmen zu können. Mitarbeiter der SRD brachten die Leichen des Uzi-Schützen und unseres Kollegen Whit Pacey an Deck.

      Unser Beruf bringt gewisse Risiken für Leib und Leben mit sich und man kann nie ganz ausschließen, in einem gefährlichen Einsatz wie diesem umzukommen. Aber ich werde mich wohl nie daran gewöhnen, dass Kollegen in Ausübung ihres Dienstes umkommen.

      Zwei Monate war Agent Pacey in unserem Field Office tätig gewesen. Nur zwei Monate…

      Einige der Kugeln, die ihn getroffen hatten, waren von der Kevlar-Weste abgefangen worden. Aber es gab auch einen Kopftreffer, der mit Sicherheit tödlich gewesen war.

      Unser Kollege Leslie Morell durchsuchte die Kleidung des getöteten Uzi-Schützen. Der Blouson, der seinen Oberkörper bedeckte, war durch die Einschüsse zerfetzt. Darunter kam der graue Stoff einer Kevlar-Lage zum Vorschein.

      Leslie stellte einen Führerschein sicher, der auf den Namen Jack Smith ausgestellt war.

      „Ich würde nicht damit rechen, dass dieser Mann seine wahre Identität angegeben hat“, meinte Leslie.

      Falls der Name Jack Smith falsch war, so hatte dieser Mann ihn mit der Absicht gewählt, nicht aufzufallen. Auf den ersten Blick war der Führerschein nicht als Fälschung erkennbar.

      „Ich frage mich, was dieser Mann sich davon versprochen hat, sich buchstäblich bis zum letzten Atemzug gegen eine Verhaftung zu wehren“, meinte Milo.

      „Ich vermute, dass er nichts zu verlieren hatte“, gab ich zurück.

      „Ein dicker Fisch?“

      „Jedenfalls jemand, der nicht auf irgendeine Art von Entgegenkommen durch die Justiz hoffen konnte, Milo.“

      „Wahrscheinlich hat der darauf spekuliert, sich irgendwo in den zahllosen Luken und kleinen Nebenstauräumen versteckt halten zu können, um dann vielleicht doch eine Chance zur Flucht wahrzunehmen.“

      Auf jeden Fall erwartete ich, dass der Mann, der sich Jack Smith nannte, ein umfangreiches Dossier in den über das Datenverbundsystem NYSIS zugänglichen Daten über Kriminelle vorweisen konnte.

      6

      Eine Dreiviertelstunde später legte die JAMAICA BAY an Pier 17 an. Dort warteten bereits weitere Einsatzkräfte der SRD auf ihren Einsatz, darunter auch der Gerichtsmediziner Dr. Brent Claus. Außerdem Spezialisten, deren Aufgabe es war, möglichst schnell zu analysieren, was genau sich in den Giftfässern befand, die die JAMAICA BAY auf kriminelle Weise hatte entsorgen sollen.

      Wir gingen an Land.

      An Bord des Frachters hatten wir jetzt nichts mehr verloren. Nun schlug die Stunde der Experten und Wissenschaftler. Es musste haarklein rekonstruiert werde, wie Agent Pacey gestorben war.

      Von Clive erfuhren wir, dass die ersten Verdächtigen, die an anderen Orten im Zusammenhang mit der JAMAICA BAY zeitgleich festgenommen worden waren, bereits im Field Office angekommen waren. Darunter auch Brian Mondale, der Geschäftsführer einer dubiosen Im- und Exportfirma. Staatsanwalt Jay Kirkland war ebenfalls bereits eingetroffen, um deutlich zu machen, dass derjenige, der sich ohne Verzögerung dazu entschloss, das Schweigen zu brechen, mit Vorteilen rechnen konnte.

      Wir wurden zurück zum Field Office in der Federal Plaza 26 beordert.

      Als wir dort eintrafen, hatten die Verhöre des Kapitäns und des Steuermanns der JAMAICA BAY bereits begonnen. Der Rest der Besatzung befand sich in Gewahrsam und zum Teil musste erst die jeweilige Identität mühsam festgestellt werden. Manche der Festgenommenen sprachen sehr schlecht Englisch. Es handelte sich

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