Sommermordsgrauen: 7 Krimis in einem Band. Earl Warren

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Sommermordsgrauen: 7 Krimis in einem Band - Earl Warren

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den Philippinen und aus Mittelamerika zu stammen, aber die Neigung dieser Männer, mit uns zusammen zu arbeiten, war nicht besonders groß. Erstens begriffen sie offenbar kaum, dass sie sich an einer Straftat beteiligt hatten und zweitens hatten sie nach Ansicht unserer Verhörspezialisten Angst.

      „Sie ahnen nicht, dass jemand mutwillig ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt hat“, stellte unser Kollege Dirk Baker fest, der mit einigen von ihnen gesprochen hatte. „Sie wurden hochgiftigen Stoffen ausgesetzt und verfügen über so gut wie überhaupt keine Kenntnisse darüber, wie man damit umgehen müsste oder wie man sich vor den Giften schützten kann.“

      „Das ist wohl einer der Gründe dafür, weshalb eine Entsorgung an Bord der JAMAICA BAY sehr viel günstiger ist als dies normalerweise der Fall wäre“, stellte ich fest.

      Dirk nickte. Wir beobachteten durch eine Spiegelwand die Verhöre des Kapitäns und des Steuermanns. Der Kapitän hieß Randolph Jordan. Er weigerte sich, irgendwelche Aussagen zu machen. Die JAMAICA BAY gehörte einer Holding, die wiederum mehrheitlich Eigentum einer Briefkastenfirma war, die ihren Stammsitz auf den Cayman Islands hatte.

      „Die wahren Besitzer werden wohl nicht so leicht festzustellen sein“, meinte Milo. „Es könnte durchaus sein, dass Captain Jordan darüber gar nichts weiter weiß.“

      „Oder wissen will“, setzte ich hinzu.

      Milo zuckte mit den Schultern. „Also ein Fall für Nat.“

      Unser Kollege Nat Norton war in unserem Field Office der Spezialist für Betriebswirtschaft. Er wusste, wie man Finanzströme verfolgte, was bei Ermittlungen im Bereich der organisierten Kriminalität einen immer wichtiger werdenden Stellenwert bekommen hatte. Oft war es nur auf diese Weise möglich, kriminelle Verflechtungen aufzudecken.

      Unser Kollege Agent Ron Dales führte das Verhör durch. Er gehörte zu den jüngeren Innendienstlern in unserem Field Office. Dirk Baker hielt allerdings große Stücke auf ihn. Außer Dales war noch Staatsanwalt Kirkland anwesend, der sich allerdings nicht weiter einmischte.

      „Sie wollen uns doch nicht erzählen, dass Sie nicht gewusst haben, dass die JAMAICA BAY zu einem illegalen Giftmüll-Transport benutzt wurde“, sagte Dales. „Zu diesem Zeitpunkt sind Kollegen von uns in Ihrer Wohnung in Newark und stellen dort alles auf den Kopf. Jede Kontobewegung wird von unseren Spezialisten genauestens unter die Lupe genommen und wenn Sie noch irgendeine Chance haben wollen, um mit der Staatsanwaltschaft zu einer Übereinkunft zu kommen, dann sollten Sie jetzt auspacken. Sonst ist es zu spät…“

      „Ich verweigere unter Hinweis auf den fünften Zusatz der amerikanischen Verfassung die Aussage“, erklärte Captain Jordan.

      „In den Daten, die uns zugänglich sind, wird eine Anklage wegen Versicherungsbetruges vermerkt.“

      „Das Verfahren wurde eingestellt.“

      „Sie sollen einen Frachter mit dubioser Ladung absichtlich vor der nigerianischen Küste auf Grund gesetzt haben. Man warf Ihnen Versicherungsbetrug vor.“

      „Wie gesagt, das Verfahren wurde eingestellt!“

      „Eigner des Schiffes war eine Rederei aus Liberia, die einer Holding gehörte, die wiederum hundertprozentige Tochter der International Cargo Holding auf den Cayman Islands war, als deren Geschäftsführer ein gewisser Brian Mondale fungierte!“

      „Wenn Sie das sagen!“

      „Seltsamerweise ist die JAMAICA BAY Eigentum einer anderen Firma, als deren Geschäftsführer ebenfalls ein gewisser Brian Mondale eingetragen ist, dem außerdem noch eine dubiose Im- und Exportfirma gehört, die hier im Hafen von New York ansässig ist.“

      Jordan beugte sich nach vorn. Seine Augen wurden schmal und er sprach beinahe, ohne dass sich seine Lippen überhaupt bewegten. Sie bildeten einen fast geraden Strich, während er zwischen den Zähnen hervorpresste: „Dann befragen Sie doch verdammt noch mal diesen Mister Mondale und nicht mich!“

      Jetzt mischte sich Staatsanwalt Jay Kirkland ein.

      „Keine Sorge, das geschieht bereits“, versicherte er. „Genau jetzt in diesem Moment in einem unserer anderen Vernehmungszimmer. Und bevor Sie sich von Mister Mondale einen Anwalt bezahlen lassen, sollten Sie darüber nachdenken, dass Ihre Aussage jetzt der Staatsanwaltschaft noch ein deutliches Entgegenkommen wert sein könnte…“

      In dem Vorraum, in dem sich Milo und ich befanden, öffnete sich die Tür. Sie flog förmlich zur Seite. Ein kleiner, gedrungen wirkender Mann mit hoher Stirn trat ein. „Roger W. Sundback von Braden,, Sundback & Partners. Ich bin der Anwalt von Captain Jordan. Die Fragestunde ist damit vorbei! Ich will mit meinem Mandanten unter vier Augen reden.“

      7

      Als Milo und ich eine Stunde später in dem Dienstzimmer saßen, das wir uns miteinander teilten, kam Agent Max Carter, ein Kollege aus der Fahndungsabteilung unseres Innendienstes herein.

      Die Identität des Uzi-Schützen war geklärt.

      „Jack Smith heißt in Wirklichkeit Jack Mantaglia“, erklärte Max. „Er ist seit zehn Jahren untergetaucht. Ihm werden ein halbes Dutzend Morde im Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen nachgesagt. Bei mindestens drei Fällen ist die Beweislage sehr eindeutig.“

      „Kein Wunder, dass er auf keinen Fall in die Hände der Justiz geraten wollte“, stellte Milo fest. Er wandte den Kopf in meine Richtung. „Du hattest Recht, Jesse.“

      „Das kannst du laut sagen!“

      „Er hatte einfach nichts zu verlieren.“

      „Für wen hat Mantaglia zuletzt gearbeitet?“, fragte ich an Max Carter gerichtet und nippte dabei an meine Kaffeebecher.

      „Der letzte Fall, mit den wir ihn in Verbindung bringen konnten, ereignete sich in Buffalo, New York State“, stellte Max fest. „Ich habe euch die Unterlagen auf den Rechner geschickt.“

      „Danke.“

      „Ein gewisser Miles Sorenson wurde vor sechs Monaten in einem Motel ermordet.“

      „Müsste man diesen Sorenson kennen?“, fragte ich.

      „Nat sagt, dass er bei einem halben Dutzend Unternehmungen Mondales Geschäftspartner und Teilhaber war. Wir vermuten, dass er im Auftrag von Mondales Müll-Mafia Industrie-Brachen von Strohmännern aufkaufen ließ, um dort Kunststoffabfälle illegal zu lagern.“

      Eine alte Masche dieses im wahrsten Sinn des Worts schmutzigen Gewerbes. Der Strohmann tauchte dann irgendwann unter und oft fiel der illegal deponierte Müll erst auf, wenn es zu Vergiftungen des Grundwassers kam, sich Anwohner über Geruchsbelästigungen beschwerte oder sogar ein Feuer ausbrach. Spontane Selbstentzündungen waren bei unsachgemäß gelagerten Kunststoffabfällen durchaus wahrscheinlich. Das dabei entstehende Dioxin war hoch-toxisch und gehörte zu den giftigsten Substanzen überhaupt. Wenn es dann zur Katastrophe kam, waren die Strohmänner natürlich längst untergetaucht und die Ermittlungen verliefen leider oft genug im Sande, weil sich einfach nicht genügend konkrete Spuren finden ließen.

      Milo und ich nahmen uns die Daten über den Mord in Buffalo vor. Es war so gut wie sicher, dass Mantaglia der Mörder war, denn er hatte reichlich DNA am Tatort hinterlassen. Es hatte

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