Vom Abschied meines besten Freundes. Ann-Rebecka Madsen

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Vom Abschied meines besten Freundes - Ann-Rebecka Madsen

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und sich im anderen Jahr den Sonnenbrand des Lebens zuzogen. 2006 machte ich das Fahrabzeichen (leider kam es nie dazu, Funi auch einzufahren).

      Es sind auch kleine Dinge, die in Erinnerung bleiben. Einmal, bei einer der vielen Schlittenfahrten im Winter trafen wir mitten im Nirgendwo auf ein junges, asiatisches Touristenpaar, die unbedingt mal auf dem Schlitten sitzen wollten und Fotos für ihre Familie machen. Sie hatten noch nie Pferde aus der Nähe gesehen. Später, als unsere Labrador-Hündin Kira — Hansdampf in allen Gassen – dazukam, machten wir unsere Umgebung stets zu dritt unsicher.

      Ein besonderes Highlight war unsere Teilnahme am traditionellen IPZV Stafettenritt. Wie das olympische Feuer wird die WM-Stafette per Pferd vom alten zum neuen Austragungsort der Weltmeisterschaft gebracht. Im Jahr 2007 ging es von Norrköping in Schweden, ins holländische Oirschot. Ich bin den deutschen Teil der Strecke mitgeritten und habe mit 570 Km in 21 Tagen den dritten Platz am Wanderreitercup gemacht. Dass ich daran teilnahm, erfuhr ich erst, als ich die Schleife erhielt.

      2010 kam Sky zu uns, eine schöne, junge Welsh-Pinto-Stute, die sich alles, was sie lernte, bei Funi abgeschaut hatte. Wir waren ein gutes Trio, doch als Funi starb, war alles anders. Unser Mittelsmann fiel weg, unser Halt, der Fels in der Brandung. Wir mussten uns völlig neu sortieren. Mal klappte es besser, mal schlechter.

      Ich kann nicht sagen, ob es gut war, Sky nach langer Überlegung abzugeben, ähnlich wie damals meine beiden Ponys. Ich hatte Sky ein Jahr später besucht, es ging ihr gut. Sie wirkte locker und entspannt. Sie strahlte eine Ruhe aus, die ich ihr nie geben konnte. Ich hoffe sehr, sie wird es für immer so gut haben in ihrem Leben.

      Kein Pferd wird je Funis Platz einnehmen, noch es sollen. Ich möchte nicht vergleichen und anderen Tieren damit das Leben schwer machen. Jedes Tier hat seinen Platz und seine Zeit. Die Zeit mit Funi, die mein halbes Leben war, ist in Gold nicht aufzuwiegen. Und ich bin sehr dankbar, das erleben zu dürfen.

      Ich kannte Funi schon, lange bevor wir uns das erste Mal begegneten. Ich hatte nicht nur ein Mal von ihm geträumt. Auch, als er schon mein Pferd war, wurden Dinge Wirklichkeit, die ich irgendwann zuvor geträumt hatte. Einige Zeit, bevor sein Leben vorbei war, hatte ich keine solchen Zukunftsbilder mehr. Weil es keine Zukunft mehr gab. Es heißt nun, alle Bilder im Kopf zu behalten und gut darauf aufpassen. Es ist, als wären die Erlebnisse und Erinnerungen selbst nur ein schöner Traum gewesen, aus dem ich aufgewacht bin.

      Funi hat mich ausgemacht. Jeder, der mich kannte, kannte auf irgendeine Weise auch Funi. Wenn ich heute andere Menschen treffe, kommt es mir manchmal so vor, als würden sie mich gar nicht mehr komplett kennenlernen können. Ohne Funi fehlt ein Teil von mir. Ich bin nun ein anderer Mensch. Einer, der nur schön geträumt hat.

      „Wenn du einen Hund verlierst, dann geht ein Teil deiner Familie. Wenn du ein Pferd verlierst, dann geht ein Teil deines Lebens.“

      — Sue Oliveira

      Erster Abschnitt: Mein Jahr ohne dich!

      Alles hat seine Zeit: „1 Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde; 2 geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; 3 töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; 4 weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; 5 Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit; 6 suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; 7 zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; 8 lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.“

      — Pred. 3, V.1-8

      Eine neue Zeitrechnung

      Funi ist am 17. Dezember 2015 gestorben. Ein Jahr lang habe ich alle vier Wochen am Todestag auf Facebook eine Art Nachruf geschrieben. Ich habe festgehalten, wie es mir ging, was ich fühlte und meine Trauer zum Teil auch auf diese Weise verarbeitet und loslassen können.

      Ich habe ein Jahr lang keine Entscheidungen getroffen und abgewartet, was in mir und mit mir passiert. Dieses Jahr hat mich vor möglichen Fehlentscheidungen bewahrt. Ich habe mir nichts ein- und nichts ausreden lassen. Sky und ich sollten neue Kräfte sammeln, uns wiederfinden und neu sortieren, so ohne Mittelpunkt. Nur ein Mal hatte ich eine Horsemanship-Trainerin da, die mir helfen sollte, einen Schritt vorwärts zu machen. In dieser einen Stunde standen wir beide neben Sky in der Reithalle und haben zusammen geweint.

      Meine Facebook-Posts wurden zahlreich kommentiert. Von Menschen, denen es ähnlich ging, als sie ihr Herzenspferd verloren haben. Von Menschen, die es zumindest nachvollziehen konnten. Von Freunden, die mich gut kannten und von Fremden, mit denen ich nur über Social Media Kontakt hatte. Einer dieser Menschen zündete sogar eine Kerze für Funi an.

      Es waren ausdrucksstarke, empathische Worte, die dort geschrieben wurden. Und ich fühlte mich weniger allein. Insbesondere in solch schweren Zeiten denkt man, man ist die einzige Person auf der Welt, der es schlecht geht, die leiden muss. Aber das ist man nicht! Das ist man nie. Man sieht es anderen Leuten nur selten an. Vor allem in der digitalen Welt ist immer alles super, schön, toll, einfach. Jeder sieht gut aus, verdient sein Geld mit seinem Traumberuf, der sich nicht nach Arbeit anfühlt und arbeitet dort, wo andere Urlaub machen.

      Die persönlichen, negativen Seiten des Lebens, das, was einen wirklich beschäftigt, erwähnt kaum einer — online, wie offline. Die Verfremdung greift um sich, jeder denkt nur an sich selbst. Immer seltener bemerken wir, was im Gegenüber vorgeht. Empathie — ein Fremdwort. Zugleich ist das Internet auch eine brauchbare Plattform, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Sich auszutauschen. Ich konnte mich auch mit meiner Familie austauschen, hatte immer jemanden, der sich Zeit für mich nahm. Aber das Web war eine gute Ergänzung.

      Aufgrund von urheberrechtlichen Gründen kann ich die Facebook-Posts nicht alle im Original in diesem Buch abdrucken – ich musste sie abwandeln. Aber sie ergeben denselben Sinn und spiegeln meine Emotionen ebenso wieder. Und wenn ich sie jetzt, ein paar Jahre später lese, weiß ich wieder, wie alles war. Und dass ganz besonders Herzenspferde auch wirklich fehlen können im Leben.

      17. Dezember. 2015

      — am Boden zerstört

      „Seelenpferde hat jemand einmal Pferde wie Euch genannt – Pferde, die es nur einmal geben wird im Leben, die man begleiten darf und die einen auf andere Wege führen; die wie Schatten sind und wie die Luft zum Atmen.“ – Autor unbekannt

      Unser letzter Ausritt vor ein paar Tagen. Nicht besonders spektakulär, die Bilder. Und völlig verschwommen. Hätte ich gewusst, dass es die letzten sein werden. Nun ist der Schatten fort und mir stockt der Atem. Ich muss meinen weiteren Weg jetzt ohne dich finden. Danke, dass ich dich begleiten durfte. Bis zum letzten Atemzug. ♥

      „So überschlägt sich die Zeit wie ein Stein vom Berge herunter, und man weiß nicht, wo sie hinkommt und wo man ist.“ – Goethe

      #TschüssFuni #LoveOf MyLife #WorstDayOfMyLife #ZuJungZumSterben #MissYou #SkyWillAlsoMissYou

      Tag #22 ohne dich

      — unvollständig

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