Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten. A. F. Morland
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Er bekam Colonel Myer von COUNTER CRIME sofort an den Apparat. Mit knappen Worten berichtete er, was seit dem Ausritt am vergangenen Morgen geschehen war. Colonel Myer hörte seinem jungen Agenten zu, ohne ihn zu unterbrechen.
Erst als Roberto geendet hatte, sagte er mit leisem Vorwurf in der Stimme: „Ich habe mir schon Sorgen gemacht, Roberto. Ich habe von der Schießerei gehört. Und bei der Überprüfung der Gästeliste ist eine Person durchs Sieb gefallen.“
Was bedeutete, dass die Mafia einen Mann auf der Green Valley Ranch hatte.
Oder eine Frau.
„Diese Eileen Hamilton ist nicht echt“, sagte Colonel Myer. „Die echte Miss Hamilton hält sich seit einer Woche in New York auf. Sie wurde von ihrer Firma zu einem Lehrgang geschickt.“
Eileen Hamilton. Roberto sah wieder den nackten glatten Rücken vor sich, von dem das Wasser perlte. Die Haut war so samtig braun ... „Kann es nicht sein ...“
„Sie befindet sich auf einer Tagung von Marketing-Experten ihres Konzerns. Man kennt sie dort. Roberto, das Girl in Arizona war unecht.“
„War?“
„Sie hat die Ranch unmittelbar nach Ihnen verlassen, Roberto. Vermutlich hat sie einen Peilsender unter Ihren Wagen geklebt und befindet sich jetzt ganz in Ihrer Nähe.“ Unwillkürlich sah Roberto aus dem Fenster über das Flugfeld. Die Beechcraft holperte zu den Tanksäulen. Eine alte, plump aussehende Frachtmaschine rollte über die Startbahn.
„Ist sie nicht“, behauptete Roberto. Die Spur endete für die angebliche Eileen Hamilton zunächst einmal in Xavier, spätestens in Tucson.
Doch dann runzelte er die Stirn. Vielleicht wusste sie schon vorher, welchen Weg er einschlagen würde. Er, Roberto Tardelli, lief an einem unsichtbaren Draht wie eine Marionette.
„Ich sehe, Sie kommen selbst drauf“, sagte Colonel Myer. „Seien Sie vorsichtig, Roberto“, warnte er dann. „Wenn Sie meinen Rat hören wollen, verschwinden Sie sofort wieder aus LA.“
„Nein ...“
„Was versprechen Sie sich davon, wenn Sie Kontakt mit Freed aufnehmen?“
„Plancata hat sein Kind entführen lassen“, sagte Roberto dumpf.
„Darum kümmert sich das FBI Field Office Los Angeles“, gab der Mann in Washington zu bedenken. „Was, glauben Sie, können Sie erreichen?“
„Ich glaube, es geht gar nicht um Freed, jedenfalls nicht in erster Linie.“
„Plancata will Sie“, bestätigte der Colonel. „Ich schätze, die Commissione hat ihm den Schwarzen Peter zugeschoben. Man macht ihn für Ihre Aktionen verantwortlich und verlangt jetzt von ihm, dass er das Problem Roberto Tardelli löst.“
Damit bestätigte der Mann von COUNTER CRIME Robertos schlimmste Befürchtungen.
„Deshalb ist es ein Fehler, direkt in die Höhle des Löwen zu gehen“, fuhr Colonel Myer eindringlich fort. „Verlassen Sie LA. Damit ziehen Sie Don Alfredo den Teppich unter den Füßen weg, und er muss die Aktion abblasen. Und Ronny Freed freilassen.“
„Das steht nicht fest. Um sein Gesicht nicht zu verlieren, wird er das Kind wahrscheinlich töten. Das ist meine Ansicht. Welches ist Ihre?“
Der Colonel wand sich, dann gab er zu: „Möglich.“
„Also bleibe ich hier. Ich suche mir jetzt ein Hotel. Ich melde mich irgendwann wieder.“ Er hakte den Hörer ab, nahm seinen Koffer und stieg draußen in ein Taxi.
21
Alfredo Plancata, der mächtigste Mann der Mafia in Südkalifornien, war an diesem Morgen früher als sonst auf den Beinen. Er trat auf die Terrasse seiner Luxusvilla hinaus und starrte nach Westen, wo er das Meer erkennen konnte. Von den blühenden Orangen und Zitronenbäumen ging ein berauschender Duft aus, der den alternden Don gewöhnlich erfreute.
Heute drangen solche Gefühle jedoch nicht an sein Herz. Er war nervös und unruhig. Er zog den schweren dunkelroten Morgenmantel von den Schultern, warf ihn über einen Stuhl und trat an den Rand des Schwimmbeckens.
Das Wasser glitzerte kalt. Don Alfredo zögerte, dann nahm er seinen Morgenmantel wieder auf, zog ihn an und brüllte nach dem Frühstück, wobei es ihm gleichgültig war, ob er seine Frau Maria Regina mit dem Gebrüll aufweckte oder nicht.
Ein Filippino mit knabenhafter Figur brachte ein Tablett heraus, auf dem sich silberne Abdeckhauben über ebenfalls silbernen Platten wölbten.
Der Don setzte sich an den Tisch. Er hob eine Haube an und betrachtete das darunter dampfende Rührei, bei dessen Anblick sich sein Magen umdrehte. Hastig ließ er die Haube wieder fallen und begnügte sich zunächst mit einer Scheibe noch warmen Toasts und dem frisch gepressten Orangensaft.
Doch nichts vermochte die düsteren Gedanken zu vertreiben.
Die Commissione hatte ihm da etwas aufs Auge gedrückt, großer Gott.
In New York hatten sie Angst vor Art Freed, dem G-man aus Los Angeles, der nach Washington gehen sollte, um von dort aus gegen das organisierte Verbrechen zu kämpfen. Vergeblich hatte er den Ostküstenknilchen klarzumachen versucht, dass Freed nur ein G-man war wie jeder andere. Aber die Burschen auf der anderen Seite des Kontinents nahmen alles so verdammt ernst.
Und sie wollten Freed nicht in Washington haben.
Weil Freed in LA lebte, im Augenblick jedenfalls, war er Don Alfredos Problem.
Bei der Gelegenheit hatten sich die Männer der Commissione, des Großen Rates der Mafia, an einen Burschen namens Roberto Tardelli erinnert, und ihnen war eingefallen, dass auch dieser Mann aus Don Alfredos Stadt stammte. Und die mächtigen Capos im Osten hatten dann beschlossen, dass Don Alfredo bei der Gelegenheit diesen Roberto Tardelli gleich mit erledigen sollte.
Damit hatten sie ihm gleich zwei Klötze ans Bein gebunden.
Don Alfredo warf den angebissenen Toast auf den Teller. Wenn es nicht gelang, diesen Freed auszuschalten und Roberto Tardelli zu erledigen, war seine Position innerhalb der USMafia schwer angeschlagen.
Don Alfredo fröstelte, obwohl die warmen Strahlen der Morgensonne bereits über die Terrasse fielen. Als er leichte Schritte hörte, wandte er den Kopf. Vince Ivani, einer seiner Leibwächter, betrat die Terrasse. In der Hand hielt er ein Telefon, dessen Kabel er neben der Fenstertür in eine Anschlussdose steckte.
„Mr. Terruzzi“, sagte er, ehe er sich lautlos zurückzog. Der Don sah dem Gorilla nach. Vince war ein Bursche, der Manieren hatte, dachte er anerkennend. Hoffentlich kann er auch mit den Fäusten und mit einem Schießeisen umgehen, wenn es darauf ankam.
Er presste den Hörer an sein Ohr. „Ja?“, fragte er.
„Entschuldige, dass ich so früh anrufe“, begann Carlos Terruzzi, der Caporegime.
„Schon gut. Komm zur Sache.“ Don Alfredo liebte seinen Neffen nicht, aber er folgte der alten