Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten. A. F. Morland

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Kind eine Chance haben soll“, sagte Plancata jetzt, „fahren Sie nach Hause und bleiben Sie dort. Es ist die einzige Chance, die Ronny hat.“ Wieder bewegte sich die Scheibe, und diesmal verschwand Plancatas Kopf hinter dem spiegelnden Panzerglas.

      Freed nahm die Mündung des Revolvers ein wenig zurück. Terruzzi rieb die Druckstelle, die blutrot angelaufen war.

      „Fahren Sie!“, befahl Freed. „Los, fahren Sie!“

      Terruzzi setzte sich vor und drehte den Zündschlüssel. Der Motor sprang an, und der Wagen setzte sich in Bewegung. Freed beobachtete Orlando. Es war immerhin möglich, dass einer der Gorillas aus dem Lincoln ihm eine Waffe zugesteckt hatte. Doch Orlando rührte sich nicht.

      Das Malibu glitt auf das Tor zu.

      Aus dem Lincoln schrie jemand, vermutlich Don Alfredos Chefgorilla, Orlando einen Befehl zu. Der Gangster verwandelte sich in einen wilden Mann, der dem Boss eine große Show bringen musste. Mit rudernden Armen sprang er vor das Malibu.

      Carlos Terruzzis Fuß zuckte hoch, suchte nach der Bremse. Freed rutschte zur Mitte hin. Er senkte seinen Fuß aufs Gas. Die Maschine heulte schrill, die Räder drehten kurz durch, Sand spritzte unter die Kotflügel, dann machte der Wagen einen Satz.

      Orlando wollte zurückspringen, doch er war nicht schnell genug. In seiner Hast, vor dem heranschießenden Malibu auszuweichen, stolperte er. Die rechte vordere Kante des Wagens erfasste ihn an der Hüfte, wirbelte ihn in die Luft. Er knallte auf die Motorhaube. Freed sah seine aufgerissenen Augen, und er nahm den Fuß vom Gas.

      Der Wagen ruckte. Orlando rutschte von der Haube und fiel in den Sand. Das Malibu rollte zwischen den Torpfosten hindurch.

      „Stopp!“, sagte Freed scharf, und der Caporegime trat erneut auf die Bremse. Aus unruhig flackernden Augen sah er den G-man an. „Steigen Sie aus und schließen Sie das Tor wieder ab“, befahl Freed.

      Terruzzi stieg aus und bewegte sich auf den offenstehenden Torflügel zu. Der schwarze Lincoln pflügte einen Kreis in den sandigen Boden. Freed rutschte hinter das Lenkrad. Er schob den Gangwähler auf Vorwärts, knallte die Tür zu und senkte den Fuß aufs Gas.

      Der Lincoln machte einen Satz. Freed packte das Lenkrad und wirbelte es herum, bevor der Wagen über die Straße hinausschießen konnte. Im Rückspiegel sah er Terruzzi, der mit wildkreisenden Armen hinter dem Malibu herrannte.

      Freed hätte über diesen Anblick gelacht, wenn ihm nicht bewusst gewesen wäre, dass er nicht einmal eine Schlacht gewonnen hatte, geschweige denn einen Krieg.

      25

      Roberto sah den weißen Camaro heranzischen. Er befand sich im östlichen Abschnitt des Wilshire Boulevard, im Bereich der hohen Highway-Kreuze, die den Himmel verdunkelten. Links und rechts der Straße verunzierten Autofriedhöfe und Wellblechhütten das Stadtbild. Der Verkehr war dünn.

      Roberto versuchte, etwas von dem Fahrer zu erkennen, doch die schräge Windschutzscheibe wirkte wie ein Spiegel.

      Der Wagen röhrte vorbei. Roberto sah ein flatterndes Kopftuch und ein angespanntes Gesicht, das zum größten Teil hinter einer mächtigen Sonnenbrille verschwand.

      Unvermittelt scherte der Wagen nach rechts hinüber und schnitt den Kurs des Kombi. Roberto, dessen Sinne schon Entwarnung gegeben hatten, weil das Coupe von einer Frau gesteuert wurde, trat etwas zu heftig auf die Bremse. Der Buick brach hinten aus, und im nächsten Augenblick trieb der Kombi wie ein Steuerloses Schiff über die Fahrbahnen. Mit der vorderen Ecke erwischte er den Camaro an der hinteren Stoßstange. Er hörte einen Knall, als das Metall aus der Halterung gerissen wurde. Der Camaro schlingerte leicht.

      Roberto trat auf die Bremse. Als die Räder blockierten, nahm er den Fuß wieder hoch, pumpte, brachte das Lenkrad in mittlere Stellung. Da ging ein Ruck durch den Wagen, als ein Hinterrad gegen den Bordstein knallte. Der Aufprall ließ den Buick wie eine Billardkugel zur Mitte des Boulevards zurückschnellen. Robertos Kopf schlug gegen die Seitenscheibe. Mechanisch reagierte er auf die neue Richtung. Als er jetzt bremste, gehorchte der Wagen.

      Roberto wich einem entgegenkommenden Laster aus, dann riss er wütend das Lenkrad herum. Der Camaro stand unter dem Viadukt des Santa Monica Freeway.

      Roberto hielt hinter dem Sportwagen an, sprang heraus und rannte auf das andere Fahrzeug zu.

      „Was ist denn in Sie gefahren?“, brüllte er. „Wollen Sie mich umbringen?“

      Die Frau nahm das Kopftuch ab und schüttelte das lange blonde Haar auf, dann schob sie die Brille die Stirn hinauf.

      „Das wollte ich nicht, bestimmt nicht“, sagte sie.

      „Eileen Hamilton!“, sagte Roberto überrascht. „Was wollten Sie nicht?“

      „Sie in Schwierigkeiten bringen“, sagte sie. Ihre Augen zeigten ein irritierendes Funkeln. Roberto legte die Hände auf die Türkante. Sein Gesicht schwebte nahe vor ihrem. Er war gespannt, welche Story sie ihm jetzt auftischen würde.

      „Welch ein Zufall“, sagte er. Verdammt, schalt er sich, warum fällt dir kein markiger Spruch ein? Warum führte er sich linkisch wie ein Collegeboy auf, wo er doch wusste, dass er es mit einem Gangstergirl zu tun hatte.

      „Ich wollte Sie anhalten, aber nicht so.“ Ihre Lippen bebten. „Ich muss Sie sprechen ... Sie sind doch Tardelli, nicht wahr?“

      „Erwarten Sie darauf eine Antwort?“

      „Es ist keine erforderlich. Ich hatte gleich auf Sie getippt, war meiner Sache aber nicht sicher. Charles Lavery kam auch in Frage ... Ihm geht es übrigens besser. Der ... Schütze war ein Stümper. Welch ein Glück!“ Die angebliche Eileen Hamilton ließ ihn nicht aus den Augen. Roberto wartete. Sie würde schon damit herausrücken, was sie wollte. Was sie wirklich wollte. Als sie es dann sagte, war er wieder überrascht.

      „Ich will aussteigen“, sagte sie heftig. „Ich meine, ich will dieses Geschäft nicht länger mitmachen. Die Sache in der Wüste, wie Lavery vom Pferd fiel und wie Sie dann diesen blutenden Mann anschleppten, das alles hat mir die Augen geöffnet.“ Roberto nickte. „Ihr Wagen tut’s sicher noch. Fahren Sie zum Federal Building und erzählen Sie den Boys vom FBI Ihre Lebensgeschichte.“

      „Das kann ich nicht, und das wissen Sie. Nur ein Mann wie Sie kann mir helfen. Ein Mann, der weiß, wie man den Killern ausweicht.“

      „Ich weiche ihnen nicht aus“, berichtigte Roberto sie, aber insgeheim musste er zugeben, dass an der Ansicht dieses Girls etwas dran war.

      „Sehen Sie, als ich Sie erkannte und sah, dass Sie wieder einmal entkommen waren, da habe ich geglaubt, selbst eine Chance zu haben ...“ Die Augen begannen zu schwimmen.

      Roberto Tardelli, der keine Frau weinen sehen konnte, öffnete die Tür des Camaro. „Kommen Sie in den Kombi. Mit dieser weißen Kutsche bilden Sie ein auffälliges Ziel.“

      Eileen – er nannte sie immer noch so – lief neben ihm her und sprang dann in den Kombi. Roberto startete und fuhr weiter.

      „Ich heiße Brenda Paine, und ich bin mit einem Mann ... liiert, der Ihr Feind ist.“

      „Wie heißt er?“

      „Der Name würde Ihnen nichts sagen. Aber Sie kennen den Namen seines Bosses. Er

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