Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten. A. F. Morland

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„Mich haben Sie gejagt wie einen tollen Hund.“

      „Mein Kind lebt wahrscheinlich noch“, sagte Freed. „Ihr Vater und Ihre Schwester waren tot. Ich will mein Kind zurückhaben. Sie wollen sich nur rächen.“

      „Sind Sie sicher, Freed?“, fragte Roberto ruhig. „Ich meine, was Ihre Motive angeht?“

      Nach einer Weile schüttelte der G man den Kopf, wobei er die Lippen aufeinanderpresste. Dann sagte er: „Es wäre alles anders gekommen, wenn Sie den Detective Lieutenant nicht getötet hätten.“

      „Er hätte mich getötet. Er handelte in Plancatas Auftrag! Er war korrupt! Aber verflucht, das konnte ich nicht beweisen.“ Roberto vergaß, wo er war. Erinnerungen überwältigten ihn.

      Freed atmete schwer. „Es gab Hinweise ...“

      „Hinweise?“, fragte Roberto laut. „Was für Hinweise?“

      „Auf diesen Lieutenant. Dass er korrupt war.“

      Rote Schleier trübten Robertos Blick, als er den G-man mit der Schulter vor die Brust stieß und ihn gegen die Wand nagelte.

      „Ihr habt es gewusst? Und trotzdem habt ihr mich als Copkiller gehetzt?“ Freed befreite sich. Er war sich des Aufsehens bewusst, dass er und Roberto Tardelli erregten. „Kommen Sie hier weg“, sagte er und nahm Robertos Arm.

      Der junge Mann bewegte sich wie ein Automat. Willenlos ließ er sich durch die Abfertigungshalle zu den Schaltern der Autovermieter führen. Freed war es, der einen Wagen mietete. Erst als sie im Wagen saßen, es war ein kleiner Chevrolet Nova, und das System der Einbahnstraßen rings um das Terminal verlassen hatten, nahm Freed den Faden wieder auf.

      „Sie müssen das nüchtern sehen, Tardelli. Es gab keine schlüssigen Beweise gegen den Detective, und weil Sie nicht greifbar waren, sondern sich im Gegenteil sogar weiterhin außerhalb des Gesetzes bewegten, gab es weder für die Metropolitan Police noch für das FBI einen zwingenden Grund, den Verdacht an die große Glocke zu hängen. Niemandem wäre damit geholfen gewesen ...“

      „Nein, niemandem“, sagte Roberto bitter. „Nur mir. Aber ich bin ein Gesetzloser, weil ich die schlimmsten Verbrecher jage, die es in diesem Land gibt.“ Roberto lehnte sich zurück. Ihm war übel.

      Freed steuerte den Nova über Seitenstraßen, bis er irgendwo anhielt und den Motor abstellte. „Ich hole uns zwei Becher Kaffee“, sagte er.

      Sofort war Roberto wieder hellwach.

      Freed lächelte dünn. „Keine Sorge, Tardelli, ich rufe die Bullen nicht an.“ Er stieg aus, und Roberto sah ihm nach, wie er einen Coffeeshop betrat und zwei Becher mit Kaffee füllen ließ.

      Dann saßen sie wieder nebeneinander. Roberto nippte am heißen Kaffee.

      „Die wollen Sie töten“, sagte Roberto.

      „Ich weiß. Plancata hat es mir unmissverständlich gesagt. Aber warum haben sie Ronny entführt? Warum haben sie mich nicht schon längst abgeknallt?“

      „Plancata will mich ebenfalls erwischen. Sie sind der Köder, auf den ich anbeißen sollte.“

      „Das verstehe ich nicht“, sagte Freed.

      Roberto grinste hohl. „Sehen Sie mich an. Ich sitze neben Ihnen. Plancatas Rechnung ist aufgegangen. Sie sind der Mann, der mich am hartnäckigsten verfolgt hat. Wenn ich Ihnen helfe, Ihren Sohn zu befreien, legen Sie vielleicht ein gutes Wort für mich ein, wenn Sie erst einmal in Washington sind und häufig mit dem Attorney General zusammentreffen.“

      „Sitzen Sie deshalb neben mir?“, erkundigte sich Freed.

      Roberto runzelte die Stirn. War es deshalb? Er war geneigt, die Frage zu bejahen. Aber er hatte auch häufig genug bewiesen, dass er bereit war, sein Leben und seine Freiheit für andere einzusetzen. Dieses Mal für einen zehnjährigen Jungen, der zufällig der Sohn eines G-man war und entführt worden war, um ihn, Roberto Tardelli, in eine tödliche Falle zu locken.

      Er war geradezu verpflichtet, sich für Freed einzusetzen.

      Er gab dem G-man den Zettel, auf dem er die beiden Telefonnummern aus Brenda Paines Kalender notiert hatte.

      „Wie lange dauert es, die dazugehörigen Namen und Adressen herauszufinden?“

      „Kein Problem“, meinte Freed. „Ich habe meine Verbindungen.“

      „Das Federal Office kommt aber nicht in Frage“, erinnerte ihn Roberto.

      „Ich rufe direkt bei der Telefongesellschaft an“, sagte er. Er sah Roberto an. Seine Stimme klang wieder heiser, als er fragte: „Eine Spur?“

      „Vielleicht. Aber schrauben Sie Ihre Hoffnungen nicht zu hoch.“ Freed stieg aus und verschwand wieder in dem Coffeeshop. Er brauchte kaum zwei Minuten. Als er zurückkam und Roberto den Zettel gab, hatte er zwei Adressen unter die Telefonnummern gekritzelt.

      Bei der einen handelte es sich um eine Büroanschrift in der Innenstadt, der Name dazu – Gain Employment Agency – sagte ihm nichts. Eine Stellenvermittlung?

      „Eine von Carlos Terruzzis Tarnfirmen“, erklärte Freed. „Ich kenne sie deshalb, weil ich Terruzzi erst vor wenigen Stunden dort getroffen habe.“

      „In der Innenstadt?“

      „Ja. Er wird nicht so verrückt sein, und Ronny dort versteckt halten.“

      „Nein“, stimmte Roberto zu. „Was heißt das hier P 4a, Redondo City Beach?“

      „Die Nummer gehört zu einer öffentlichen Fernsprechzelle am Yachthafen Redondo Beach, Pier 4a.“

      „Fahren wir“, sagte Roberto mit flacher Stimme, die seine Erregung verbergen sollte.

      30

      Am Pier 4a waren die größeren Kabinenkreuzer festgemacht, schnittige Schiffe zwischen etwa 33 und 48 Fuß Länge.

      Der mit Holzplanken belegte Steg ragte weit in das Hafenbecken hinaus. Ganz vorn saßen zwei Angler nebeneinander. An einem Schiff mit schwarzen Aufbauten arbeitete ein grauhaariger Mann in einem ölverschmierten Overall. Um ihn herum lagen Maschinenteile, Ölkanister und Schalen mit Waschbenzin.

      Die Telefonzelle stand am Beginn des Stegs, aber noch auf dem Beton Kai.

      Art Freed stoppte den Nova vor einem Geschäft für nautischen Bedarf, etwa einhundert Yards vom Pier 4a entfernt.

      „Zwanzig Boote“, schätzte Roberto. „Es wird eines von denen vorne am Steg sein“, vermutete Freed. „Dort kann man vielleicht hören, wenn das Telefon klingelt.“ Er starrte hinüber, räusperte sich. „Natürlich könnte ich die Halter aller Schiffe dort ermitteln lassen. Aber dazu müsste ich meine Dienststelle einschalten.“ Er sah Roberto fragend an. „Ob Ronny auf einem der Boote ist?“

      Endete hier die Reise? Sollte die Falle hier zuschnappen? Oder hatte er wirklich den Schlupfwinkel der Kidnapper entdeckt?

      Roberto deutete auf das Geschäft, vor dem sie parkten. Im zurückgezogenen Eingang hing ein Münzfernsprecher. „Rufen Sie

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